Kamerun (engl. Cameroons, genannt nach dem von den Portugiesen entdeckten und als
Rio dos Camarões [Fluß der Krabben] bezeichneten Strom, welcher sich unter 3° 55‘ nördl. Br. und 9° 3‘ östl. L. von Greenwich in das Meer ergießt),
deutsche Kolonie in Westafrika, grenzt im W. an den Golf von Guinea und die Biafrabai. Die Grenze im NW. gegen die brit. Besitzungen am Old-Calabar
und Binue läuft nach dem Vertrage vom 14. April und 15. Nov. 1893 von der Mündung des Rio del Rey nach Jola in Adamaua (die Stadt selbst in einem
Halbkreis umgehend) und von hier nach dem Südufer des Tsadsees (14° östl. L. von Greenwich). Im S. gegen Französisch-Kongo bildet die Grenze der
Lauf des Campoflusses bis zum 10.° östl. L. von Greenwich und von da ab der Parallelgrad 2° 15‘ nördl. Br. bis zum Sanga. Die Ostgrenze (gegen
Französisch-Kongo und Bagirmi) verläuft nach dem Vertrage vom 15. März 1894 vom Sanga aus nordwärts längs des 15.° östlich von Greenwich bis zum
Tsadsee, beim 10.° nördl. Br. mit einer östl. Ausbuchtung bis zum Schari und mit einer westl. Einbuchtung bis Bifara. Der Flächeninhalt beträgt ungefähr
495000 qkm. (Hierzu eine Karte: Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika.)
Oberflächengestaltung. Das deutsche Kolonialgebiet ist vorläufig noch hauptsächlich eine Küstenlandschaft, die sich
vom S. nach N. und NO. verbreitert und im nordwestl. Teile einen mächtigen vulkanischen, bis dicht ans Meer heranreichenden Gebirgsstock, das
Kamerungebirge (s. d.), umschließt. Die schmale Küstenzone wird durch einen 150–200 km breiten Urwaldgürtel und durch eine
hügelige Bodenstufe, welche vom Campofluß im S. bis zu den Baluëbergen im N. halbkreisförmig sich erstreckt, von dem Grasland und der Hochfläche
des Innern (700–800 m ü.d.M.) getrennt. Das Plateauland steigt im N. zu dem 1800–3000 m hohen Gebirge von Adamaua an. Zahlreiche Flüsse
durchbrechen bei ihrem Lauf aus dem Innern das Randgebirge mit Stromschnellen und sind deshalb nur auf kurze Strecken landeinwärts schiffbar: der
Rio del Rey, eigentlich nur ein Meereseinschnitt; der Meme, dessen Quellen in den Baluëbergen liegen; der
Kamerunfluß, befahrbar für Seeschiffe mit 6 m Tiefgang bis Akwa Town am Wuri, nimmt in sein Mündungsbecken,
welches sich zwischen Kap K. und der Swellaba-Spitze auf 8 km verengert, folgende Zuflüsse aus dem N., O. und S. auf: den Mungo, welcher, im Lande
der Batom etwa 5° 30‘ nördl. Br. entsprungen, von Mundame abwärts schiffbar wird und unmittelbar vor seiner Mündung ein vielverzweigtes Ästuarium
bildet und den Bimbiafluß nach W. in das Meer entsendet; den Wuri, welcher, im Unterlauf Madiba-Dualla geheißen und bis 50 km aufwärts schiffbar, als
Seitenflüsse den Abo und Dibombe erhält und dessen Quellgebiet noch nicht erreicht wurde; den Dibamba (Lungasi ↔ oder Lungahe),
dessen Ursprung im unerforschten Inland sich befindet; den schilfreichen Kwakwa, einen Mündungsarm des Sanaga. Zu den Flüssen des südl. Teiles von
K. gehören: der Sanaga (von den Uferbewohnern meistens Lom genannt), der größte Strom von K., er entspringt als Jelom am Südabhang des
Adamauagebirges, nimmt den von Tibati strömenden Mao Bele auf, bildet südlich von Ngila die Nachtigalschnellen, vereinigt sich westlich der
Balingastation mit dem ebenfalls am Südfuß der Adamauaberge entspringenden Mbam, stürzt über die Inlandsstufe bei Idia (Ediae) herab, wird von hier an
schiffbar, entsendet den Kwakwa nördlich in das Kamerunbecken und mündet in der Landschaft Malimba mit zwei Armen, dem Bengo (Bomo) und Bungo
(Borea), in die Biafrabai; der Njong, er entspringt jenseits des 13.° östl. L. von Greenwich in unbekannter Ferne, fließt in direkt ostwestl. Richtung, tritt bei
den Neven Du Mont-Fällen aus dem Hügelland heraus und mündet bei Klein-Batanga; der Lokundsche, er entspringt mit vielen Verzweigungen im Lande
der Jaúnde, fließt parallel dem Njong und mündet in der Nähe desselben. Küstenflüsse von geringerer Bedeutung sind der Kribi, Lobe und der Campofluß.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. K. hat ein echt tropisches, an der Küste wegen
der Fiebermiasmen gesundheitsgefährliches, aber nicht unerträglich heißes Klima. Das Jahr zerfällt in vier Abschnitte:
-
1) Periode der stärksten Regen, ohne Gewitter, niedrigste Temperatur von Juni bis August;
-
2) Periode der Gewitter und Tornados von September bis Oktober;
-
3) Periode vereinzelter Gewitter und Regengüsse von November bis Februar;
-
4) Periode häufiger Gewitter und des Maximums der Temperatur von März bis Mai.
In den kühlsten Monaten (Juni bis August) beträgt die Mitteltemperatur 22,6°C., im wärmsten (März)
26,5°C., das Jahresmittel ist 24,8°C. Wohlthätig wirkt in den Niederungen die tagsüber
herrschende Seebrise. Die Pflanzenwelt ist eine überaus mannigfaltige, bedingt durch die außerordentliche
Produktionskraft der schwarzen vulkanischen Erde im nördlichen und durch den Lateritboden im südl. Teil und durch die unerschöpflichen
Feuchtigkeitsmengen. Hinter dem schmalen Streifen des Küstensandes am Kamerunbecken beginnt dichter Mangrovenwald, weiter landeinwärts drängen
sich Pandanus, Rotang und die Raphiapalme von besonderer Schönheit und in überwältigender Menge dazwischen. Der feste Boden, 10 m höher gelegen
und am Rande von den Riesengestalten der Wollbäume umsäumt, dehnt sich als wellige Grasebene bis zu den blauen Hügeln des Binnenlandes aus,
welche mit Hainen von Kokospalmen und weiter landeinwärts in massigen Beständen mit Ölpalmwäldern und mit den Schlingpflanzen der Kautschukliane
bedeckt sind. An den Ufern der Flüsse, namentlich des Mungo, ziehen sich festgeschlossene Galeriewälder hin. Die Vegetation des
Kamerungebirges (s. d.) ist eigener Art. Hart jenseits der Grenze des Urwaldgürtels befindet sich im N.
das Gartenland der Banjang und im Hinterland der südl. Küstenstrecke die an Kulturen reiche Parklandschaft der Jaúnde. Vom Baliland zur
Südabdachung der Adamauaberge, den Mbam und den obern Sanaga hinab bis Ngila dehnt sich eine hochgrasige Savannensteppe aus, nur im N. durch
die ungemein fruchtbare Landschaft Tikar unterbrochen. Die weitaus wertvollsten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 70.
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