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Kännelkohle – Kanon
Kannelüren (frz., vom lat. canna, Rohr), die senkrechten, rinnenförmigen Auskehlungen der
Säulenschäfte Zu dekorativem Zweck. K. kommen besonders in der griech. und röm. Baukunst, an dor., ion., korinth. Säulen und Pfeilern vor. Bei dor. Säulen gehen
gewöhnlich 20 flache K. auf den Umfang der Säule und stoßen in scharfen Kanten zusammen; ion. und korinth. Säulen dagegen haben gewöhnlich 24 tiefere K., zwischen
denen schmale Teile des Säulenumfangs (Stege) stehen geblieben sind. Die altchristl. Kunst, die Renaissance und das Barock (s. Tafel:
Altäre II, Fig. 5) brachte auch gewundene K. an den Säulen an und behandelte sie vielfach rein dekorativ.
Eine Säule kannelieren heißt demnach eine Säule mit K. versehen.
Kannenbäckerland, Landschaft im Unterwesterwaldkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden. Hier werden am Montabaurerwalde die
zahllosen Kruge oder Kannen für die Mineralwässer (jährlich über 11 Mill.) gebrannt oder gebacken, die in alle Welt versendet werden. Mittelpunkt dieser Industrie ist
Ransbach, ferner Baumbach, Dernbach, Grenzhausen (s. d.), Moggendorf u.s.w.
Kannenkraut, einige Arten von Equisetum (s. d.).
Kannibalismus oder Anthropophagie, der Genuß von Menschenfleisch durch Menschen
(Kannibalen, Anthropophagen, Androphagen).
Wenn auch Nahrungsmangel zum K. führen und in manchen Gegenden mit periodisch wiederkehrender Hungersnot diesen zur Gewohnheit werden lassen kann, so
sind die treibenden Motive doch im allgemeinen Rachsucht und Aberglaube. Die erstere stachelt zur völligen Vernichtung der Leiche des Feindes an, nach dem letztern
gehen Stärke und Mut des Gefallenen auf den über, der sein Fleisch genießt. Ob die prähistor. Menschen Kannibalen waren, wie aus den gespaltenen Markknochen
und den unter den Küchenabfällen gefundenen Menschenknochen geschlossen wird, ist nicht zu erweisen. Über den K. bei den Völkern des Altertums, besonders den
Skythen und den Bewohnern Irlands, berichten Strabo und Herodot. Der in den Kulturländern des alten Amerika zahllose Opfer fordernde K. in Mexiko und dem
Inkareich ist erloschen, ebenso der der Kariben auf den Antillen (der Name Kannibale stammt von dem durch die span. Entdecker fälschlich als Canibal gehörten
Karibal oder Caribe), dagegen sind die Indianer-Nomaden im Amazonas-Gebiet und die Botokuden noch heute Kannibalen, ebenso die columbischen Stämme
(Thlinkiten u.s.w.) und die Feuerländer. Verbreitet ist der K. noch in Australien und der Südsee, besonders in Melanesien (Fidschi-, Salomoninseln), während er in
Polynesien im Aussterben begriffen ist und in Mikronesien schon vor der Entdeckung verschwunden war; dann bei den Batak auf Sumatra, sporadisch auf den
Philippinen, endlich in Centralafrika, besonders bei den Niam-Niam und Monbuttu, wogegen er an der Westküste (Nigerdelta, Fan) und im Süden (Basuto) mehr
vereinzelt auftritt. – Vgl. N. Andree, Die Anthropophagie (Lpz. 1887); Bergemann, Die Verbreitung der Anthropophagie über die Erde u.s.w. (Bunzlau 1893); Henkenius,
Entstehung und Verbreitung der Anthropophagie (in der «Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik», 15. Jahrg., Heft 8, Wien 1893, S. 348 fg., mit Karte).
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Kano, «Der Garten von Sudan», Provinz des Reichs Sokoto in Nordwestafrika, ein von allen
tropischen Früchten reich gesegnetes, anmutiges gewelltes Land, mit mehr als 200000 freien Bewohnern (Fulbe und Haussa) und ebenso vielen Sklaven. Die
Hauptstadt K. mit 35000 E. liegt am Fuße des 40 m hohen steilen Felsen Dala; sie treibt bedeutenden Handel und fabriziert die
blauen, baumwollenen sog. Sudanstoffe, welche in Menge ausgeführt werden, jährlich wohl an 1500 Kamelladungen; ebenso werden geschmackvolle Schuhe und
Sandalen, Dolche, Waffen verfertigt. K. verkauft in großen Mengen Getreide, Indigo, Baumwollwaren und Lederarbeiten und handelt dagegen vornehmlich Salpeter
und Kolanüsse ein. Es ist der südwestlichste Markt der Araber, die von Tripolis, Tunis, selbst von Ägypten kommen und hier Sklaven, Elfenbein und Straußenfedern
gegen eigene und europ. Waren umtauschen. Nach dem Fall von Katsena (s. d.) blühte K. auf.
Kanoë (span. canoa; engl. canoe; frz.
canot), das aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestellte schmale Boot wilder Völker.
Kanoldt, Edmund, Landschaftsmaler, geb. 13. März 1845 zu Großrudestedt bei Weimar, lernte daselbst 1864–69 bei Preller, lebte 1869–72 in
Rom und befestigte dort unter Franz-Drebers Einfluß seine stilisierte Landschaftsrichtung. Seit 1876 in Karlsruhe ansässig, erfuhr er noch den Einfluß von Ferd. Keller.
Von seinen Kompositionen, die, im großen Stil entworfen, voller Poesie und der antiken Welt fein nachempfunden sind, sind hervorzuheben: Landschaft mit Hero
(Galerie zu Karlsruhe), Penelope (Nationalgalerie in Berlin), Sappho, Dido, Thetis, Odysseus auf der Ziegenjagd (Museum in Weimar), Iphigenia am Strande, Kassandra,
Antigone an der Leiche des Eteokles (Galerie zu Magdeburg), Echo und Narziß. Er illustrierte Eichendorffs «Aus dem Leben eines Taugenichts» (Lpz. 1886), Storms
«Immensee» (ebd. 1888), Shakespeares «Sommernachtstraum» (ebd. 1890) und gab «Mytholog. Landschaften» (ebd. 1888) heraus. K. ist großherzoglich weimar.
Professor.
Kānon (grch.), Regel, Richtschnur, Maßstab; bei mehrern alten Philosophen (Demokrit, Epikur) Ausdruck für die Richtschnur
der Wahrheit oder das Kriterium (s. d.); daher Kanonik die philos. Disciplin, welche den K. der Wahrheit
aufstellt.
In der bildenden Kunst nennt man K. die Regel für die Schönheitsverhältnisse des menschlichen Körpers. Schon in der ägypt.
und der ältesten griech. Kunst wurde nach bestimmtem K. gearbeitet. Erhebliche Fortschritte brachte gegen Ende des 6. Jahrh. v. Chr. das Aufkommen einer freiern, die
getreue Wiedergabe der wirklichen Erscheinung erstrebenden Behandlungsweise auch für die Entwicklung der Proportionslehre mit sich. Seit dieser Zeit findet man die
namhaftesten Künstler, wie Myron, Polyklet, Euphranor, Lysippus in dieser Richtung thätig. Der Doryphoros des Polyklet (s. Tafel:
Griechische Kunst II, Fig. 16) und der Apoxyomenos des Lysippus (
Taf. II, Fig. 7) galten den Zeitgenossen als Muster wohlgefälliger Verhältnisse.
In der Kirchensprache ist K. im Anschluß an die Sprache der alexandrinischen Grammatiker, die mit K. die für die Gräcität
mustergültigen Schriften (Klassiker) bezeichnen, die Sammlung heiliger Bücher,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 97.
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