Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kanzlisten; Kanzone; Kanzonette; Kaoko; Kaolin; Kaolinsandstein; Kap

108

Kanzlisten – Kap (Vorgebirge)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kanzler'

digen K., der ebendeshalb in älterer Zeit gewöhnlich ein Geistlicher war, wurde die Korrespondenz und die Ausfertigung der nötigen Urkunden übertragen. Das Kanzleramt in den Königreichen bekam so die Bedeutung eines diplomat. Amtes, dem vorzugsweise die auswärtigen Angelegenheiten zukamen. In dem Deutschen Reiche des Mittelalters wurde das Amt des Erzkanzlers (s. d.) mit der Kurwürde des Erzbischofs von Mainz verbunden. Der Erzkanzler ließ sich seit der Gründung des Reichshofrats in Wien durch einen von ihm ernannten Vicekanzler vertreten, der am Hofe des Kaisers lebte und der eigentliche Reichsminister war. Wie der Kaiser, so hatte auch die Kaiserin ihren Erzkanzler, den Abt von Fulda. Der K. von Frankreich war der erste Staatsbeamte und der einzige, welcher, einmal ernannt, nicht wieder entlassen werden konnte. Um ihn von den Geschäften zu entfernen, wählte man den Ausweg, neben ihm noch einen Siegelbewahrer zu ernennen. Dieser war Justizminister und wurde daher aus dem Stande der Rechtsgelehrten gewählt. An seinen ursprünglich geistlichen Stand erinnerten sein schwarzes Mobiliar, die schwarzen Livreen und sein schwarzer Wagen. Außer dem Reichskanzler (Chancelier de France) hatten die Königin, die Söhne und Enkel des Königs, der erste Prinz von Geblüt, die Ritterorden, Universitäten u.s.w. ihre K.

Über die Verhältnisse in England s. Lord Chancellor und Englische Verfassung (Bd. 6, S. 146b).

In den deutschen Territorien fing man um die Mitte des 15. Jahrh. an, K. zu bestellen, deren Geschäftskreis sich sehr verschieden gestaltete, indessen am häufigsten mit dem Amt eines Präsidenten der höhern Gerichts- und Administrativbehörden verbunden wurde. In Bayern gab es z.B. einen Geheimratskanzler, einen Hofkanzler, einen Lehnskanzler und in den verschiedenen Provinzen Regierungskanzler. König Friedrich II. von Preußen errichtete 1746 die Stelle eines Großkanzlers und Chef de Justice für Samuel von Cocceji (s. d.). Fürst Hardenberg wurde zum Staatskanzler ernannt und hatte als solcher überaus weitreichende Befugnisse gegenüber den einzelnen Ministerialressorts. Nach dem Tode Hardenbergs (1822) ging das Amt in Preußen wieder ein. Der Titel K. besteht noch für den Inhaber eines der vier großen Hofämter (s. Erblandeshofämter). Im Norddeutschen Bunde und in dem Deutschen Reiche erhielt der Bundes-, jetzt Reichskanzler (s. d.) die gesamte oberste Leitung der Bundes- und Reichspolitik. Im deutschen Schutzgebiet Kamerun heißt der Beamte K., dem die Gerichtsbarkeit erster Instanz sowie die Stellvertretung des Gouverneurs übertragen ist. – Auch in Österreich führte öfters der Ministerpräsident den Titel Staatskanzler, Graf Beust dagegen den Titel Reichskanzler. In der Schweiz führt der Vorsteher der Bundeskanzlei den Titel Bundeskanzler (s. d.). – Vgl. Stumpf, Die Reichskanzler vornehmlich des 10., 11. und 12. Jahrh. (3 Bde., Innsbr. 1865–73).

Kanzlisten, Kopisten, die auf der Anfangsstufe stehenden Beamten der Kanzleien (s. d.) oder der Verwaltungsbehörden (im Gegensatz zu den Sekretären, Registratoren, Rendanten u.s w.). In Österreich-Ungarn heißen K. die untern Beamten, welche die Kanzleigeschäfte versehen, im Gegensatz zu den Konzepts- (d. i. rechtskundigen) Beamten. Dieselben stehen in der XI., d. h. niedersten ↔ Rangklasse und versehen den Kanzleidienst bei den polit. Gerichtsbehörden.

Kanzone, Kanzonette, s. Canzone.

Kaoko, der nördl. Teil des aus Granit und Gneis bestehenden Gebirgszuges Deutsch-Südwestafrikas, welcher westlich gegen die Küste abfällt, liegt zwischen der Mündung des Kunene und dem Flusse Ugab, im O. begrenzt durch eine Linie, welche von den Katarakten des Kunene über Otjitambi und Franzfontein bis nahe zu dem Erongogebirge im S. führt. In der breiten Küstenniederung fast völlig versandet, besitzt das Land im Innern zahlreiche und gutbewässerte Weideplätze. Die dünngesäte Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Ovatjimba, den Überbleibseln der ersten Herero-Einwanderung aus dem N.; sie umschließen bei Otjitambi eine Niederlassung der eingeborenen Hottentotten, welche sich Swartboi oder Kangaogoan nennen. Kaokofeld im besondern heißt die Gegend am Mittellauf des Huab. Die Gegend wnrde 1878 von Anderson und 1879 von Duparquet bereist.

Kaolīn, ein zu der ausgebreiteten Familie der Thone gehöriges Mineral, zerreiblich, weiß oder licht gefärbt, unschmelzbar, im feuchten Zustande sehr plastisch. Bei sehr starker Vergrößerung besteht die Masse in ihrem reinsten Zustande aus lauter feinen farblosen, meist sechsseitigen Blättchen, die wie Reusch 1887 an geeigneten Vorkommnissen aus Colorado erkannte, dem triklinen Krystallsystem angehören. Das Mineral bietet das Hauptmaterial zur Herstellung des Porzellans und wird daher auch Porzellanerde genannt. Es ist ein Produkt der Verwitterung des Feldspats und feldspathaltiger Gesteine (Granite, Porphyre) und besteht in seiner normalen Zusammensetzung aus 47 Proz. Kieselsäure, 39 Thonerde und 14 Wasser, entsprechend der Formel H4Al2Si2O4. Ausgezeichneter K. findet sich z.B. in der Gegend von Elbogen in Böhmen, bei Aue unfern Schneeberg, Morl unweit Halle, St. Yrieux bei Limoges, in Cornwall, China u.s.w.

Kaolinsandstein, ein Sandstein mit weißlichem oder graulichem aus Kaolin bestehendem Bindemittel; oft enthält er rötlichweiße Körner oder Brocken von frischem oder zersetztem Orthoklas, nur selten Glimmerblättchen; er geht teils in Arkose, teils in den gewöhnlichen thonigen Sandstein über.

Kap (engl. cape), in die neuern abendländ. Sprachen durch Vermittelung des Italienischen (capo) und Französischen (cap) aus dem lat. caput (d. i. Kopf, Spitze) gelangt, ist die Benennung für einen jeden besonders auffällig in das Wasser hervorspringenden Teil einer Küste, und in diesem Gebrauche gleichbedeutend mit Ras (d. i. Kopf im Arabischen), Näs (d. i. Nase in den skandinav. Sprachen), Punta (span., d. i. Spitze), Burun (türk., d.i. Nase) und andern Bezeichnungen ähnlicher Art. Insbesondere aber giebt man den Namen K. den größern, in das Meer hineinragenden Landspitzen, deren felsigen Charakter man durch Felskap oder Vorgebirge bezeichnet. Diese sind häufig äußerste Vorsprünge eines Gebirgssystems über der Wasserfläche und sind am großartigsten an den südwärts gerichteten Küstenländern der Weltteile, in Übereinstimmung mit der allgemeinen südl. Zuspitzung aller Kontinente. Von erfolgreichster Bedeutung für Entdeckungsgeschichte und Richtung des Weltverkehrs wurde zu Ende des 15. Jahrh. die Umschiffung der Südspitze Afrikas und des ihr nahe gelegenen K. der Guten Hoffnung, auch schlechtweg das K. genannt.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 109.

Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.