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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl IV. (römisch-deutscher Kaiser) - Karl V. (römisch-deutscher Kaiser)
Da er aber weder Deutschland (Belagerung von
Ascloha 882) noch Frankreich (Belagerung von
Paris 886) gegen die Normannen zu schützen wußte,
so erhoben sich in Deutschland Arnulf, in Frankreich
Odo von Paris und ebenso in Burgund und Italien
besondere Könige, und im Nov. 887 entsagte K. auf
der Neichsversammluug zu Tribur dem Throne. Er
war bereits seit Jahren leidend und starb 13. Jan.
888 in Neidingen an der Donau. Das Kloster
Reichenau wurde seine Grabstätte. - Vgl. Böhmer,
K6Z63tÄ Iin^erii, Bd. 1 (neu bearb. von Mübl-
bacher, Innsbr. 1880-89); Dümmler, Geschichte
des Ostfränkischen Reichs (3 Bde., 2. Aufl., Verl.
1887-88).
Karl IV., römisch-deutscher Kaiser (1346
-78; ursprünglich Wenzel genannt), Sohn des Kö-
nigs Johann von Böhmen aus dem Hause Luxem-
burg, geb. 14. Mai 1316 zu Prag, wurde am Hofe
zu Paris erzogen, übernahm 1331 die Verwaltung
des von seinem Vater gegründeten Luxemburgischen
Reichs in Oberitalien und erhielt, als er sich gegen
die Italiener nicht mehr behaupten tonnte, 1334 die
Markgrafschaft Mähren und die Verwaltung Böh-
mens. Durch die Verjagung seines mit Margarete
Maultafch verheirateten Bruders Johann aus Tirol,
das er eine Zeit lang für diesen regierte, und durch
die Stellungnahme des bayr. Hauses hierzu trat
eine bittere Verfeindung der Wittelsbacher und
Luxemburger ein, die zu wiederholten Kriegen führte.
Schon bei Ludwigs des Bayern Lebzeiten wurde K.
als dessen Gegcnkönig 11. Juli 1346 zu Nense auf
Austiften seines Lehrers, des Papstes Clemens VI.,
von fünf Kurfürsten unter erniedrigenden Bestim-
mungen gewählt, die er vorher dem Papste zu
Avignon hatte befchwören müssen, konnte aber selbst
nach des Kaisers Tode (11. Okt. 1347) nicht sogleich
zum ruhigen Besitz der Krone gelangen. Zunächst
wurde unter Führung der Wittelsbacher Eduard III.
von England, Kaiser Ludwigs Schwager, und als
dieser die Krone ausschlug, der Markgraf von
Meißen, Friedrich der Strenge, endlich nach dessen
Ablehnung 30. Jan. 1349 Graf Günther von
l^chwarzburg an K.s Stelle zum König gewählt;
doch verstand sich Günther bald zur Abdankung, und
K. gewann durch Geld und geschicktes Unterhandeln
bald sämtliche Fürsten und Städte. Die glän-
zende Königskrönung fand 25. Juli in Aachen statt.
Auch die Wittelsbachcr verföhnte er durch feine
Heirat mit Anna, der Tochter des Kurfürsten von
der Pfalz und durch die Zufage der Wiedereinsetzung
in Brandenburg, wo er uuterdes den falschen Wal-
demar begünstigt hatte.
Als König stand K. vor der Frage, ob er eine
Umgestaltung des Reichs in monarchischem Sinne
anstreben oder die weitere Zersplitterung in einzelne
Territorialherrschaften zulassen solle. Wenn aber
K. auch ein Mann von großen, besonders littcrar.
Fähigkeiten war und es mit seiner Herrscherthätig-
keit vielfach ernst nahm, fo war er doch nicht thatkräf-
tig genug, die Einschränkung der kurfürstl. Macht zu
bewirken. In der Goldenen Bulle (s. d.) von 1356,
einem der wichtigsten Reichsgesetze, wurde den Kur-
fürsten eine Reihe Sonderrechte verliehen und bei-
nahe eine volle Landeshoheit derselben geschaffen.
Die Regelung der Königswahl, welche die Einmi-
schung des Papstes in strittige Wahlen beseitigte,
rief ein kleines Zerwürfnis mit Avignon hervor,
das jedoch Zehntverlcihuug und der Erlaß der sog.
Karolinischen Bulle zum Schutz der geistlicheu Frei-
Artikcl, die man unter K verm
hciten bald beseitigte. Ein wirkliches Verdienst er-
warb sich K. um das Reich durch Errichtung von
Landfriedensbündnissen und Verhinderung von grö-
ßern Fehden. Zweimal zog er nach Italien: 1354,
um sich in Mailand zum König und in Rom zum
Kaifer (1355) krönen zu lassen^ das zweitemal im
Interesse des Papstes zur Bekämpfung der Mai-
länder Visconti. Wohl hat er sich in Rom aller
Versuche zur Ausübung seines Kaiserrechts ent-
halten, aber im Lande setzte er die Anerkennung seiner
Herrschaft durch und erzwang wenigstens die Zah-
lung von Steuern. Mehr als für das Reich forgte
K. für die Entwicklung feines Stammlandes Böh-
men. Dem Adel wie den Städten erteilte er viele
Freiheiten, gab 1350 ein neues Gefetzbuch, das er
jedoch fpäter wieder zurücknehmen mußte, beförderte
Bergbau und Ackerbau, machte die Moldau bis zur
Elbe schiffbar, baute die Neustadt, den Hradschin und
die berühmte Brücke zu Prag, gründete daselbst ein
Erzbistum und 1348 nach dem Muster der Pariser
die erste deutsche Universität und zog eine Menge
deutscher Künstler und Handwerker Herd ei. Sehr
glücklich war K. in der Vergrößerung seiner Zaus-
macht. Durch seine erste Gemahlin Anna von der
Pfalz sicherte er sich mit Bewilligung der Wittels-
bacher einen großen Teil der Oberpfalz, durch feine
zweite Gemahlin Anna von Iauer die Herzogtümer
Iauer und Echweidnitz (1368); ein Jahr vorher ge-
wann er durch Kauf die Lausitz; durcb geschickte Be-
nutzung der Streitigkeiten im Wittelsbacher Hause
verstand er es, sich von den Markgrafen Ludwig und
Otto 1368 die Mark Brandenburg vermachen zu
lassen, und schon 1373 mußte der überlebende Otto
gegen eine Entschädigung auf die Mark verzickten.
Mit großen Geldsummcnuud nach langen Bemühun-
gen setzte K. die Wahl seines Sohnes Wenzel zum
röm. König 1376 durch. Über die Verbandlungen
mit Rom wegen der Anerkennung starb er bin-
weg. Seine großen Gcldausgaben veranlaßten ihn
zu einer bedrückenden Besteuerung und Verpfän-
dung der Reichsstädte, welche die Gründung des
Schwäbischen Städtebundes 1376 hervorrief, der das
Reich nock mehr zerriß. Bei feinem Tode 29. Nov.
1378 zu Prag vererbte er Böhmen, Schlesien und die
Königskrone an Wenzel, Brandenburg an ^igis-
mund (s. d.) und die Lausitz an Johann, den dritten
feiner Söhne. - Vgl. Pelzet, Lebensgefchichte Kaifer
K.s IV. (2 Bde., Prag 1780); Deutsche Neichstags-
akten unter König Wenzel (hg. von Weizsäcker,
Münch. 1867); Scholz, Die Erwerbuna, der Mark
Brandenburg durch K. IV. (Vrcsl. 1874) sFriedjung,
Kaiser K. IV. und sein Anteil am geistigen Leben
seiner Zeit (Wien 1876); Böhmer, Regesten des
Kaiserreichs unter K. IV. 1346-78 (hg. von Huber,
Innsbr. 1877; Nachträge 1890); Werunsky, Ge-
schichte Kaiser K.s IV. und stmer Zeit (Bd. 1-3,
ebd. 1880-92); ^otld Ivai-oli IV. iinpLi-atoi-is in-
eäitH (hg. von Zimmermann, ebd. 1891).
Karl V., römisch-deutscher Kaiser (1519-
56), als Köuig von Spanien Karl I., der älteste Sohn
Philipps, Erzherzogs von Osterreich, und Johannas
der Wahnsinnigen (s. d.), der Tochter Ferdinands II.
und Isabellas der Katholischen von Spanien, Enkel
Kaiser Maximilians I.,' geb. 24. Febr. 1500 zu Gent,
wurde in den Niederlanden erzogen und der Obhut
Wilhelms von Croy, Herrn von Chievres, anvertraut.
K. zog die ritterlichen Übungen den Studien vor.
Nach dem Tode König Ferdinands, 1516, ergriff K.
statt seiner noch lebenden, aber wahnsinnigen Mutter
ißt, sind unter C aufzusuchen.