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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kent; Kentauren; Kentern; Kentĭa; Kentucky

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Kent. – Kentucky

zu Holkham in Norfolk). Die Regeln der Landschaftsmalerei übertrug K. auf die Gartenkunst, indem er das Eckige und Symmetrische des franz. Gartenstils aus den Gartenanlagen verbannte und den Grundsatz aufstellte, daß der Lustgarten nichts anderes sein solle als eine schöne Landschaft in idealisierter Vereinigung ihrer einzelnen Teile zu einem Ganzen in geschmackvoller und den Formen der Natur entsprechender Gestaltung. Im Auftrage des Prinzen von Wales legte K. den Park zu Charltonhouse an; weitere Schöpfungen desselben sind: die Gärten zu Rousham und Essex, der großartige Park zu Claremont (1725–35). K. starb 12. April 1748 als erster Maler des Königs und Oberbaumeister zu Burlington.

Kent. (aber auch Ky.), offizielle Abkürzung für den nordamerik. Staat Kentucky.

Kentauren heißen in der griech. Mythologie Dämonen, die man sich in den Waldgebirgen Thessaliens und Arkadiens wohnhaft dachte. Nach Pindar zeugte Ixion mit der Nephele (der Regenwolke) den Kentauros und letzterer mit magnesischen Stuten auf dem Pelion die K. (Hippokentauren). So entstand die eigentümliche Mischgestalt der aus Roß- und Menschenleib zusammengesetzten K., und zwar wurden sie von der ältern Kunst (z. B. nach Pausanias auf der Lade des Kypselos) mit vollständigem Menschenleibe (also mit menschlichen Vorderfüßen), dem hinten ein Roßleib angesetzt ist, dargestellt, während von der entwickelten und spätern Kunst die ursprünglich menschlichen Vorderfüße auch in Pferdebeine verwandelt werden. Besonders berühmt waren die bildlich sehr oft dargestellten Kämpfe der K. erstens mit den Lapithen (s. d.) unter Führung des Peirithoos und Theseus in Thessalien, zweitens mit Herakles und Atalante in Arkadien. Später wurden die K. wegen ihrer Trunksucht oft als Begleiter des Dionysos (Bakchos) oder wegen ihrer Verliebtheit von Eros, dem Liebesgott, der oft auf einem Kentauren reitet, gebändigt dargestellt (Statuen im Louvre zu Paris und im Kapitolinischen Museum in Rom). Was den Charakter der K. betrifft, so hat man zwei Klassen zu unterscheiden. In die erste Klasse gehören Cheiron (s. d.) und Pholos (s. d.), denen beiden ein milder, gastlicher, menschenfreundlicher Sinn eigen ist, daher sie auch eine andere Genealogie haben als die übrigen K. Diese dachte man sich als wilde, verderbliche Gebirgsdämonen, Felssteine und ausgerissene Bäume schleudernd, trunksüchtig, streitlustig, lärmend, rohes Fleisch essend, räuberisch, nach Weibern lüstern, übermütig und gesetzlos dahinlebend. Alle diese Charakterzüge deuten auf Dämonen der verheerenden Gieß- oder Wildbäche Thessaliens und Arkadiens. Die Roßgestalt der K. erklärt sich aus dem Vergleich solcher Wildbäche mit Rossen, der sich schon bei Homer findet. Unter den aus dem Altertum erhaltenen Kunstdarstellungen der K. sind hervorzuheben die Metopen vom athenischen Parthenon und Theseion, der Fries vom Apollontempel zu Bassä und die eine Giebelgruppe vom Zeustempel in Olympia. Ein schönes Wandgemälde, das den Empfang der K. in dem Palaste des Peirithoos darstellt, wurde in Pompeji ausgegraben. – Vgl. Roscher in der «Berliner philol. Wochenschrift», 1885 und in den «Göttinger Gelehrten Anzeigen», 1884; Elard H. Meyer, Indogerman. Mythen, I (Berl. 1883).

Kentern, das Umstürzen eines Schiffs oder Bootes, das durch zu großen Segeldruck, Seegang oder Überschießen der Ladung herbeigeführt werden kann. Bei der Seeversicherung wird K. der Strandung gleich geachtet, sodaß der Schaden auch zu ersetzen bleibt bei der Klausel «frei von Beschädigung außer im Strandungsfall» (Deutsches Handelsgesetzbuch Art. 855).

Kentĭa Blume, eine zu den Fiederpalmen gehörige, der Areca nahe stehende Palmengattung. Ihre Arten gehören meistens Australien (Lord Howes-Insel u. s. w.) an und sind durch schöne Form ausgezeichnet. Die in den Gewächshäusern beliebtesten Arten sind K. Canterburyana Fr. Müll. (s. Tafel: Palmen III, Fig. 3), K. Forsteriana Moore und K. Balmoreana Fr. Müll. (Fig. 2). Sie sind als Kulturpflanzen von um so höherm Wert, als sie zu ihrem Gedeihen keiner hohen Temperatur bedürfen, nicht sehr groß werden und deshalb besonders als Zimmerpflanzen geeignet sind.

Kentucky (spr. -töckĕ; Abkürzung Kent., auch Ky.), einer der Vereinigten Staaten von Amerika, im O. umgeben von Virginien und Westvirginien, im N. durch den Ohio von Ohio, Indiana und Illinois, im W. durch den Mississippi von Missouri geschieden, im S. von Tennessee begrenzt, hat 104 630 qkm und (1890) 1 858 635 (942 758 männl., 915 877 weibl.) E., d. i. 18 auf 1 qkm. Über ein Sechstel der Bevölkerung sind Farbige. K. umfaßt ein von der Natur reich gesegnetes Land, ist größtenteils eben, im SO. von den Cumberlandbergen durchzogen, aus welchen der schiffbare Kentucky-River (s. d.) kommt. Dieser sowie Cumberland, Tennessee, Green-River und Sandy-River, Mississippi und Ohio gewähren reichliche Bewässerung und bieten neben dem Eisenbahnnetz von 4566 km hinlängliche Verkehrsmittel. Am Ohio liegt fruchtbares, aber alljährlich überschwemmtes, ungesundes Bottomland (Marschboden). Der mittlere Teil hat wellenförmigen reichen Boden und prächtige Wälder, im SW. liegen die Kentucky-Barrens, die guten Getreideertrag liefern und sich zur Viehzucht eignen. Die Kohlenformation nimmt den größern Teil ein, Silur und Devon finden sich im N., etwas Tertiär im SW. Der Kalksteinboden begünstigt die Höhlenbildung; berühmt ist die Mammuthöhle (s. d.). Die Kohlenproduktion zeigt folgende Zunahme: 1870: 169 120, 1880: 946 288, 1890: über 2 Mill. t. Die wichtigsten Minen liegen im O., im Gebirge. An Eisen werden jährlich nur 50 000 t produziert. Die Salzausbeute ist weniger wichtig. Kalk- und Sandsteine werden gebrochen, hingegen werden die Lager von Bleiglanz, Salpeter und Barytsalzen noch nicht ausgebeutet. Die Industrie liefert hauptsächlich Whisky, Mehl und Bretter. Die Haupterzeugnisse der Landwirtschaft sind Mais und Tabak, Getreide, Hanf, Pferde und Schweine. Man gewinnt jährlich 60–90 Mill. Bushel Mais, etwa 7000 t Hanf, 12 Mill. Bushel Weizen, 8 Mill. Hafer und 280 Mill. Pfd. Tabak, der in Mengen ausgeführt wird. 1889 besuchten durchschnittlich 565 451 weiße und 111 315 farbige Kinder die Schulen. Höhere Unterrichtsanstalten bestehen 13 mit 2500 Zöglingen. Zeitungen giebt es über 200. Der Staat ist in 117 Counties geteilt, Hauptstadt ist Frankfort. Viel bedeutender sind Louisville (161 005 E.), Covington, Newport, Lexington und Paducah. Der Gouverneur und 100 Repräsentanten werden auf zwei Jahre, die 38 Senatoren auf vier Jahre gewählt. Bei der Präsidentenwahl hat K. 9 Stimmen. Zum Kongreß sendet es 11 Repräsentanten. – K. erhielt um 1775

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]