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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kepharnōme; Kephas; Kepheus; Kephir; Kephisodŏtos; Kephīsos; Kepler

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Kepharnome – Kepler

Kepharnōme, s. Kapernaum.

Kephas (aramäisch, «Fels»), soviel wie Petrus (s. d.).

Kepheus, König von Äthiopien, Enkel des Poseidon, Gemahl der Kassiopeia, Vater der Andromeda (s. d.). Er wurde ebenso wie seine Gemahlin Kassiopeia unter die Sterne versetzt. Das nach ihm genannte Sternbild steht östlich vom kleinen Bären, nördlich der Kassiopeia, unmittelbar an und zum Teil noch in der Milchstraße.

Kephir, s. Kefir.

Kephisodŏtos der Ältere, griech. Bildhauer aus Athen, Vater und Lehrer des Praxiteles, war um 375 v. Chr. thätig. Er schuf fast ausschließlich Götterbilder in Erz und Marmor. Von seiner Eirene, der Friedensgöttin, mit dem Kinde Plutos, dem Reichtum, auf dem Arm, ist eine Marmorkopie in der Glyptothek zu München erhalten. (S. Tafel: Griechische Kunst Ⅱ, Fig. 13.) Ein Athenakopf in Neapel wird mit Wahrscheinlichkeit auf die Statue der Athena Soteira des K. zurückgeführt.

Von der Kunstart des jüngern K. vermag man keine Vorstellung zu gewinnen, da Nachbildungen seiner Werke nicht vorhanden sind. Es werden Porträtstatuen und Götterfiguren, auch eine erotische Gruppe von ihm erwähnt.

Kephīsos (lat. Cephissus), im Altertum Name mehrerer Flüsse in Griechenland. Der bedeutendste, jetzt Mavronero, entspringt am nördl. Fuße des Parnaß in der Nähe der alten phokischen Stadt Liläa und fließt in südöstl. Richtung durch Phokis und den nordwestl. Teil Böotiens in den Sumpfsee Kopaïs (s. d.), von wo aus er durch unterirdische Spalten seinen Abfluß findet. Der nächstbedeutendste, der noch jetzt seinen alten Namen bewahrt hat, entspringt am südwestl. Fuße des Brilettos (Pentelikon) in Attika bei der nach ihm benannten quellen- und baumreichen Ortschaft Kephisia und fließt in südl. Richtung durch die athen. Ebene westlich von der Stadt Athen; sein Wasser, durch zahlreiche Kanäle zur Bewässerung der Gärten und Baumpflanzungen abgeleitet, gelangt nicht ins Meer. Ein dritter K. gehört dem westlichsten Teile Attikas an; er kommt in zwei Armen (jetzt Bach von Kokkini und Sarantapotamos genannt) vom Kithäron herab, fließt nach Vereinigung der beiden Arme in südl. Richtung durch die thriasische Ebene und mündet östlich von Eleusis; im Sommer verliert er sich, bevor er das Meer erreicht, im Sande.

Kepler, Joh., der Entdecker der Gesetze der Planetenbewegung (s. Keplersche Gesetze), geb. 27. Dez. 1571 zu Weil der Stadt in Württemberg als der Sohn eines Gastwirts aus der verarmten Familie von Kappel. Er besuchte die Schule in Leonberg, dann die Klosterschule zu Maulbronn und bezog nach seines Vaters Tode die Universität zu Tübingen. Mathematik studierte er nur als vorgeschriebenes Vorstudium der Theologie, der er sich zu widmen entschlossen hatte, doch war schon in Tübingen die Unterweisung seines Lehrers Möstlin, der ihn mit der Kopernikanischen Lehre bekannt machte, von wesentlichem Einfluß für seine spätere Richtung. Seine mathem. Kenntnisse waren um diese Zeit noch so beschränkt, daß er die ihm 1593 angetragene Professur der Mathematik zu Graz nur in der Hoffnung besserer Ausbildung annahm. In Graz erst fing er an, sich mit Mathematik und Astronomie ernstlicher zu beschäftigen. Trotz der 1598 begonnenen Protestantenverfolgungen hielt man doch K. in Graz, weil die Jesuiten seine hohe Begabung schätzten, bis seine Stelle durch das Edikt der «Reformationskommission» unhaltbar wurde.

Als Tycho Brahe 1599 von Uranienburg nach Prag gekommen war, ging auch K. Okt. 1600 dorthin, um an Tychos Arbeiten teilzunehmen, der ihm die Stelle eines Gehilfen gab. Tycho starb 1601, und K. erhielt die Stelle eines kaiserl. Mathematikers und Hofastronomen mit einem persönlichen Gehalt von 500 Fl. Als ihm aber in den bedrängten Zeiten vor dem Dreißigjährigen Kriege seine Besoldung nicht mehr ausgezahlt wurde, begab er sich, nachdem er 11 Jahre in Prag in der größten Dürftigkeit gelebt und Kaiser Rudolf Ⅱ., der ihn nicht von sich lassen wollte, im Jan. 1612 gestorben war, 1612 nach Linz, wo er als Professor der Mathematik an der dortigen Landschule fast 15 Jahre in nicht glücklichern Verhältnissen zubrachte und sich hauptsächlich mit der Berechnung der Rudolfinischen Tafeln beschäftigte, die er 1624 vollendete. Doch war er von Linz auch öfter abwesend; 1613 erschien er z. B. mit dem Kaiser auf dem Reichstage zu Regensburg, um den Gregorianischen Kalender zu vertreten, 1620 in Württemberg, um seine als Hexe angeklagte Mutter Katharina zu verteidigen. Durch die Protestantenverfolgung in Oberösterreich wurde der Aufenthalt in Linz unsicher, und um den Druck der Rudolfinischen Tafeln rascher betreiben zu können, verließ er im Nov. 1626 Linz und begab sich nach Ulm zur Herausgabe seines Werks. Mit seinem rückständigen Gehalt und andern Forderungen wurde er vom Kaiser an Wallenstein, der seit 1608 in persönlicher Verbindung mit K. stand und von ihm 1609 ein Horoskop gestellt erhalten hatte, gewiesen und nahm mit seiner Familie vom Juli 1628 bis Okt. 1630 seinen Wohnort in Sagan. Wallenstein leistete die versprochenen Zahlungen nicht und wollte ihm eine Professorstelle an der Universität zu Rostock geben, die K. nicht annehmen wollte. Um seine Geldforderungen geltend zu machen, entschloß K. sich, in Person auf dem Reichstage zu Regensburg um Auszahlung seiner noch rückständigen kaiserl. Pension zu bitten. Doch kaum dort angelangt, unterlag er den Anstrengungen seiner Reise und dem Kummer und starb daselbst 15. Nov. 1630. In seinem Nachlasse befand sich ein Exemplar seines Werks «De stella Martis», welches er dem Reichstage überreichen wollte, um ihn dadurch zum Erbarmen für seine und seiner Familie hilflose Lage zu bewegen. Der Fürst von Dalberg ließ ihm 1808 zu Regensburg ein Denkmal setzen; ein anderes (von Kreling) wurde ihm 1870 in Weil der Stadt errichtet.

Schon K.s erstes größeres Werk «Prodromus dissertationum cosmographicarum, continens mysterium cosmographicum» (Tüb. 1596) trägt das Gepräge des Scharfsinns und der Beharrlichkeit an sich, zeugt aber zugleich auch von K.s lebhafter, dem Verstand vorauseilender Einbildungskraft. Die wichtigste unter K.s Schriften ist die klassische «Astronomia nova seu Physica coelestis tradita commentariis de motibus stellae Martis» (Prag 1609). Die von K. aus Tychos Beobachtungen abgeleiteten Gesetze des Planetenlaufs, in der Astronomie unter dem Namen der drei Keplerschen Gesetze (s. d.) bekannt, sind es, auf welche sich Newtons Entdeckungen nebst der ganzen neuern Theorie der Planetenbewegung gründen. Eine Gesamtausgabe der Schriften K.s besorgte Ch. Frisch (8 Bde., Frankf. a. M. 1858–71), in der auch eine auf Originalquellen beruhende lat. Lebensbeschreibung K.s ent- ^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]