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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kiang-su - Kiefer (anatomisch)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kiang-si'

Erzeugnisse sind: Thee in bester Qualität, Reis, Seide, Baumwolle und Zuckerrohr.

Kiang-su, Provinz im östl. China, 100000 qkm groß, im N. von der Provinz Schantung, gegen O. von dem Gelben Meere, im S.von der Provinz Tsche-kiang, im W. von den Provinzen Ngan-hwei und Ho-nan begrenzt. K. hat flachen, reichbewässerten, größtenteils fruchtbaren Boden. Es wird vom Kaiserkanal durchströmt. Sitz des Oberstatthalters von Kiang-nan ist Nan-king (s. d.), der des Statthalters von Kiang-su die Stadt Su-tschou. Andere bemerkenswerte Städte sind Shang-hai, Tschin-kiang (Tschön-kiang) und Jang-tschou mit angeblich 360000 E., letzteres in dem nördlich vom Jang-tse-kiang liegenden Teile. K. hatte vor dem Taipingaufstande 39,6, 1885 nur 21,2 Mill. E. Früher lag hier die Mündung des Hoang-ho (s. d.).

Kiâtib (türk.), s. Kâtib.

Kibberg, s. Kyburg 2.

Kibdelophān, Varietät des Titaneisenerzes (s. d.).

Kibĕar, Geldgröße in Abessinien, s. Dahab.

Kibitka, die Wohnung der Nomaden in Centralasien, besonders der Kirgisen. Sie wird aus Holzgittern (von dünnen Stangen) zusammengesetzt, die mit Filz bedeckt werden, wobei oben eine Öffnung zum Abzug des Rauches bleibt. Nach K., durchschnittlich zu vier Personen gerechnet, findet dort die Volkszählung statt und werden die Steuern (in Turkestan 2¾ bis 3¼ Rubel von der K.) erhoben. Mehrere K. an einem Ort vereint bilden einen Aul. – K. ist in Rußland auch ein Wagen (Telega) oder Schlitten mit einem Mattendach über dem Hinterteil.

Kibla (arab.), bei den Mohammedanern die Orientation, die Richtung, nach der sie sich beim Gebete wenden. Ursprünglich hatte Mohammed Jerusalem als K. bestimmt, diese Verordnung aber später zu Gunsten Mekkas abgeändert. Die K. wird in den Moscheen durch die Gebetsnische (Mihrâb) bezeichnet. (S. Kaaba.)

Kibo, Spitze des Kilima-Ndscharo (s. d.).

Kibris, türkisch und arabisch für Cypern (s. d.).

Kíbyra, im Altertum eine kleinasiat. Stadt in der Landschaft Kabalia. In der Diadochenzeit blühte sie mächtig auf und hat nach Ausweis ihrer neuerdings entdeckten umfangreichen und großartigen Ruinen (beim jetzigen Chorzum) bis in die röm. Kaiserzeit ihre Größe bewahrt.

Kichererbse, s. Cicer.

Kicherling, Pflanzenart, s. Lathyrus.

Kickelhahn, Gickelhahn, einer der höchsten Berge (861 m) des Thüringerwaldes im Großherzogtum Sachsen-Weimar, südwestlich von Ilmenau, trägt einen Aussichtsturm (24 m). Das alte Jagdhäuschen, in welchem Goethe oft verweilte und 7. Sept. 1783 an die Holzwand mit Bleistift sein Lied «Über allen Gipfeln ist Ruh» schrieb, brannte 1870 nieder, wurde aber 1874 wiederhergestellt.

Kĭd (engl., d.h. Böckchen, junge Ziege), Bezeichnung für das Fell junger Ziegen, überhaupt für Ziegenleder, aus welchem nächst dem Lammleder besonders die Glacéhandschuhe hergestellt werden. (S. Lederfabrikation.) Kidkalb- oder Glacékalbleder wird aus dem Fell junger Kälber bereitet und, stets schwarz gefärbt, für feineres Schuhwerk verarbeitet.

Kidang, s. Muntjac.

Kidderminster, Municipalstadt und Parlamentsborough der engl. Grafschaft Worcester, 22 km im N. von Worcester, an der Stafford- und Worcestershire-Eisenbahn und am Stour, unweit seiner ↔ Mündung in den Severn, hat (1891) 24803 E., eine Lateinschule, ein Athenäum, eine got. Kathedrale mit wertvollen Denkmälern, Standbilder für Richard Baxter (1615–91) auf dem Bull-Ring und Sir Rowland-Hill, schöne Promenaden und eine Versammlungshalle. K. ist bekannt durch seine Teppichfabrikation. Diese Teppiche, die Kidderminster-Carpets oder kurz K. genannt, bestehen aus zwei leinwandartigen Geweben, die durch den Platzwechsel der Kette unter sich verbunden sind. Demzufolge erscheinen die Figuren auf der einen Seite in der Farbe, welche auf der andern den Grund bildet: die beiden Gewebe liegen innerhalb der Figuren hohl. Doch werden jetzt in K. hauptsächlich Brüsseler Teppiche hergestellt.

Kidonĭa, griech. Name der Seestadt Aïwalyk.

Kidron oder Kedron, Thal bei Jerusalem, das auf der Nordseite dieser Stadt, nahe den sog. Gräbern der Richter, auf der Wasserscheide zwischen dem Mittelländischen und Toten Meere seinen Anfang nimmt und nur nach starkem Regen etwas Wasser hat. Das Thal zieht sich unter dem jetzigen Namen Wadi Sitti-Marjam (d.i. Marienthal) längs der östl. Stadtmauer zwischen dieser und dem Ölberge gerade von Norden nach Süden hinab, nimmt das von Westen her einmündende Thal Hinnom (jetzt Wadi er-Rababi) auf, geht dann plötzlich im rechten Winkel östlich und südöstlich als öde, bis 180 m tiefe Schlucht an dem an der Westwand stehenden Kloster Mar Saba vorüber und fällt südlich unter der Klippe Ras el-Feschka ins Tote Meer ab. Europäer haben den zwischen dem Ölberg und der Stadt Jerusalem liegenden Teil des Thales seit dem Mittelalter wohl Josaphat-Thal genannt, weil dieser Joel 3,17 gebrauchte symbolische Name («Ebene des Gottesgerichts») geographisch von dem Kidronthal verstanden wurde. Juden, Christen und Moslems halten daher das Kidronthal für die Stätte des Jüngsten Gerichts, zum Teil auch der Auferstehung. Aus diesem Grunde sowie wegen der Nähe des alten Tempelplatzes, des heutigen Haram (s. Jerusalem, Bd. 9, S. 900b), ist das Thal bei Juden und Moslems als Grabstätte beliebt.

Kiebitz (Vanellus), eine zu den Sumpf- oder Wadvögeln und zwar zur Familie der Regenpfeifer (s. d.) gehörende Vogelgattung, die sich durch dreizehige Füße mit sehr kleiner Hinterzehe und einen geraden Schnabel auszeichnet, der kürzer als der Kopf ist. Zu ihr gehört der gemeine K. (Vanellus cristatus Meyer, s. Tafel: Stelzvögel I, Fig.3), welcher von Schweden bis Nordafrika und in ganz Nordasien und Indien gefunden wird. In Deutschland, wo sein Ruf «Kiwitt» allgemein bekannt ist, erscheint er als Zugvogel schon Ende Februar oder Anfang März und wählt sich seinen Aufenthalt auf Mooren und Sümpfen. Er hat einen dunkelgrünen, bronzeschillernden Mantel, rostroten Bürzel und fleischrote Beine. Der breite Ringkragen, der Kopf, der hohe, nach aufwärts gebogene Federbusch und Schnabel sind tiefschwarz. Die olivengrünen, schwarzbraun gefleckten, im März und April gelegten Eier sind sehr schmackhaft und daher gesucht; das Fleisch der jungen Vögel giebt einen sehr wohlschmeckenden Braten. Durch Vertilgung einer großen Menge Regenwürmer, Ackerschnecken u.s.w. stiftet der K. einigen Nutzen.

Kiebitzei, Pflanze, s. Fritillaria.

Kiefer (Maxilla), in der Anatomie diejenigen Knochen, welche bei den Wirbeltieren und den Men-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 322.