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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kiel; Kielbogen; Kĭelce; Kieler Sprotten; Kieler Umschlag; Kielflügel; Kielfüßer; Kielgang; Kielholen; Kielhorn

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Kiel (Friedr.) - Kielhorn

ragend ist die Mühlenindustrie. Die 7 Brauereien verbrauchten (1392) 5130 t Malz. Die in der Umgegend befindlichen Ziegeleien lieferten rund 29 Mill. Ziegel. Die hauptsächlichsten Fischräuchereien (Kieler Sprotten, s. Sprotte) befinden sich in Ellerbek. K. ist Sitz der 5. Sektion der Nordwestlichen Eisen- und Stahl-, 3. der Hamburgischen Baugewerks- und 4. der See-Berufsgenossenschaft sowie der Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft.

Handel. Der Handel erstreckt sich besonders auf Getreide, Steinkohlen und Koks, Bau- und Nutzholz, Eisenbahnschwellen, Dachschiefer, Cement, Butter, Sprit, Eisen, Eisen- und Stahlwaren, Öl, Thran, Talg und Fett, Ölkuchen und Viehfutter, Dungstoffe, Bier, Trottoirsteine, Ziegelsteine, Zündhölzer, Häute und Felle, Hanf, Flachs, Werg, Hede, Käse, Zucker und Sirup. Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer und zahlreiche Banken: Reichsbankstelle (Gesamtverkehr 1892: 387,571 Mill. M.), Vereinsbank, Kreditbank, Kieler Bank, eine Spar- und Leihkasse, Kreditverein und Sparkasse in Gaarden und eine Spar- und Leihkasse in Ellerbek.

Verkehrswesen. K. liegt an den Linien K.-Neumünster (31,1 km) und K.-Eutin (48,1 km) der Preuß. Staatsbahnen und an der K.-Flensburger Eisenbahn (Nebenbahn, 78,8 km). Der Gesamtgüterverkehr aus den Staatsbahnlinien betrug (1892/93) 409494 t, darunter 165374 t im Versand; auf der K.-Flensburger Eisenbahn betrug der Güterverkehr 45657 t, darunter 35320 t im Versand. Die Pferdebahn durchzieht die Stadt und führt nach Düsternbrook; sie beförderte (1892) 1107584 Personen. Es bestehen ein Postamt erster Klasse, Telegraphenamt erster Klasse und zwei Stadtpostanstalten mit Telegraphenbetrieb.

Kriegshafen und Schiffsverkehr. Nach 1866 wurde der Kieler Meerbusen (Kieler Föhrde), einer der besten und sichersten Ostseehäfen, in welchen bei Holtenau der Nordostseekanal (s. d.) einmündet, zur deutschen Hauptmarinestation eingerichtet. Der Eingang wird verteidigt durch die Festung Friedrichsort (s. d.) nebst dem Fort Falckenstein auf dem Braunen Berge und die gegenüber liegenden Festungswerke bei Labö und Möltenort (Fort Stosch). Die Reederei der Stadt K. umfaßte Anfang 1893: 112 Schiffe mit 93529 cbm Tragfähigkeit ; darunter 15 Segelschiffe mit 2891 cbm Tragfähigkeit; 1892: 1899 Segelschiffe mit 199147 cbm Ladung und 2477 Dampfer mit 691395 cbm Ladung einklariert und 1832 bez. 2484 Schiffe mit 55246 bez. 76095 cbm ausklariert. Es bestehen zahlreiche Personendampferverbindungen von K. aus.

Umgebung. Die Düsternbrooker Allee setzt sich in einer schönen Buchenwaldung fort bis zu den Seebadeanstalten Düsternbrook und Bellevue. Südlich von K. die Privatirrenanstalt Hornheim.

Geschichte. K. (thom Kyle, d. h. Stadt an der Bucht), von Adolf Ⅳ. gegründet, erhielt 1242 Stadtprivilegium mit Lübischem Recht als Civitas Holsatiae, war schon 1284 Mitglied der Hansa und kam 1334 in den Besitz des ganzen Hafens. Um diese Zeit entstand der sog. Kieler Umschlag, eine Messe, welche vormals 4 Wochen (6. Jan. bis 2. Febr.), jetzt 12 Tage dauert und der Hauptgeldmarkt für Schleswig-Holstein geworden ist. Die Stadt wurde 1469 von König Christian Ⅰ. an die Reichsstadt Lübeck verpfändet und erst 1496 wieder eingelöst. 1721‒73 war K. die Hauptstadt des gottorpischen (großfürstl.) Anteils vom Herzogtum Holstein. Am 14. Jan. 1814 wurde hier der Kieler Friede zwischen Dänemark einerseits und Schweden und England andererseits abgeschlossen, in dem Friedrich Ⅵ. von Dänemark Norwegen an Schweden gegen Schwedisch-Pommern und Helgoland an England abtrat. (S. Dänemark, Bd. 4, S. 768 b.) In K. wurde 24. März 1848 der Anstoß gegeben zur Erhebung Schleswig-Holsteins gegen die dän. Herrschaft.

Vgl. Prahl, Chronik der Stadt K. (Kiel 1855); Ravit, Über das Alter der Stadt K. (ebd. 1859); Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte (Heft 1‒9, Kiel 1877‒91); Volbehr, Beiträge zur Topographie der Stadt K. (ebd. 1881); Wetzel, Die Anfänge der Stadt K. (Lpz. 1884); Seelig, Ostholstein (8. Aufl., Hamb. 1891).

Kiel, Friedr., Komponist, geb. 7. Okt. 1821 zu Puderbach bei Siegen, gest. 14. Sept. 1885 in Berlin. Hier war er, nachdem er seine Jugend in Coburg und in der fürstl. Kapelle in Berleberg verbracht hatte, 1842 Schüler von Dehn geworden und hier blieb er mit Komposition und Unterrichten beschäftigt, seit 1865 am Sternschen Konservatorium, später als Professor und Mitglied an der neugegründeten Hochschule angestellt. 1850 trat K. zum erstenmal mit Kompositionen hervor, 15 Kanons (Op. 1) und 6 Fugen (Op. 2). Dem strengen Stil dieser Werke ist er zeitlebens treu geblieben. Den ersten größern Erfolg errang er mit seinem ersten Requiem (C-moll), das der Sternsche Verein 1862 zur Aufführung brachte. Ihm folgte ein zweites Requiem (As-dur) und eine längere Reihe großer Tonwerke, von denen das Oratorium «Christus» das am meisten verbreitete und zugleich das bedeutendste ist. Unter K.s übrigen Kompositionen, deren Gesamtzahl 80 überschreitet, haben die Arbeiten für Kammermusik das größte Publikum gefunden.

Kielbogen, s. Bogen (Baukunst).

Kĭelce, russ. Gouvernement und Stadt, s. Kjelzy.

Kieler Sprotten, s. Sprotte.

Kieler Umschlag, s. Kiel (Stadt; Geschichte).

Kielflügel, s. Clavicembalo.

Kielfüßer, s. Heteropoden.

Kielgang, s. Kiel (beim Schiff).

Kielholen, ein Schiff auf die Seite legen, daß man zum Kiel kommen und diesen ausbessern kann. Seitdem man in den meisten Hafenplätzen der Welt Docks (s. d.) hat, wird das K. nur selten noch ausgeführt, da es Schiff und Takelung sehr anstrengt.

Außerdem hieß K. eine zuerst von den Holländern eingeführte, seit Anfang dieses Jahrhunderts allenthalben abgeschaffte barbarische Strafe auf Schiffen. Der Delinquent ward hierbei mit Seilen dreimal unter dem Kiel des Schiffs hindurch und wieder zurückgezogen.

Kielhorn, Lorenz Franz, Sanskritist, geb. 31. Mai 1840 zu Osnabrück, studierte zu Göttingen, Breslau, Berlin, London und Oxford klassische Philologie und Sanskrit, war 1866‒81 Professor des Sanskrit am Deccan College zu Puna und ist seit 1882 Professor des Sanskrit zu Göttingen. Seine wichtigsten Arbeiten sind: «Çântanavas Phisûtra» (nebst Übersetzung, Lpz. 1866, in Bd. 4 der «Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes»), «Nâgojibhaṭṭas Paribhâshenduçekhara» (Bd. 1, Text, Bombay 1868; Bd. 2, Übersetzung, ebd. 1874, erschienen in der «Bombay Sanskrit Series», die K. 1866 mit Bühler gegründet hat), «Sanskrit Grammar» (ebd. 1870; 3. Aufl. 1888;

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]