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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Klatovy – Klauenträger

stehungsweise unterscheidet man: Zusammenschwemmungsgebilde, deren Material mit Hilfe des Wassers zusammengeführt wurde, mag dasselbe von den an der Erdoberfläche abgelagerten und zerstörten Gesteinsmassen herrühren, oder in Form von vulkanischem Schutt, Lapilli, Sand, Asche, durch vulkanische Eruptionen ursprünglich geliefert worden sein; Reibungsgebilde, entstanden wesentlich ohne Mitwirkung des Wassers, indem eruptive Massen bei ihrem Durchbruch Stücke des Nebengesteins absprengten und in sich einwickelten, oder indem eine an der Oberfläche halb erstarrte Masse durch den eruptiven Nachschub von unten eine Zerstückelung erfuhr; tektonische Breccienbildungen, hervorgebracht durch innerliche Zertrümmerung fester Gesteine infolge von gebirgsbildendem Druck; äolische Dejektionsgebilde, Ablagerungen, entstanden durch das Niederfallen klastischen Materials aus der Luft auf die Erdoberfläche; sie sind teils vulkanischen Ursprungs (vulkanischer Sand, Asche, Lapilli), teils nicht vulkanischer Herkunft (z. B. viele Absätze von Löß); endlich Zerberstungsgebilde, geliefert durch eine an Ort und Stelle erfolgte, meist durch Austrocknung oder Kontraktion hervorgebrachte Zerberstung eines Gesteins. Die Bruchstücke der K. G. sind in den meisten Fällen durch ein Bindemittel verkittet, dessen Beschaffenheit und Menge sehr verschieden ist; daneben giebt es auch lose K. G., zusammengehäufte Trümmer, die nicht durch ein Cement verbunden werden. Nach der Ablagerung der K. G. an dem jetzigen Orte ihres Vorkommens kann innerhalb derselben noch eine nachträgliche Mineralbildung, insbesondere durch das cirkulierende Wasser, Platz gegriffen haben; die so entstandenen Mineralprodukte nennt man die authigenen (an Ort und Stelle gebildeten), im Gegensatz zu den die Hauptmasse ausmachenden allothigenen (anderswo gebildeten). Zu den K. G. gehören: die verschiedenen Konglomerate, Breccien, Tuffe, die Sandsteine, Grauwacken, Thonschiefer, Schieferthone, auch Thon, Lehm, Löß u. s. w.

Klatŏvy, czech. Name von Klattau (s. d.).

Klatschnelke, s. Silene.

Klatschrose, s. Papaver.

Klattau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 823,90 qkm und (1890) 70255 (33986 männl., 36269 weibl.) meist czech. kath. E., 9647 Häuser und 14427 Wohnparteien in 112 Gemeinden mit 237 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke K., Neuern und Planitz. – 2) K., czech. Klatovy, königl. Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (415,04 qkm, 41070 meist czech. E.), in der Nähe des Angelflusses, am Fuße des Böhmerwaldes (409 m) und an den Linien Pilsen-Eisenstein und Horaždiowitz-Taus der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 10104, als Gemeinde 10811 meist czech. E., in Garnison 2 Eskadrons des 14. Dragonerregiments «Fürst zu Windischgrätz», eine got. Dekanalkirche (11. und 13. Jahrh.), ehemalige Jesuitenkirche mit herrlichen Freskogemälden, altertümliches Rathaus mit dem «schwarzen Turme» und 5550 kg schwerer Glocke, ein czech. Staats-Real- und Obergymnasium, Knaben- und Mädchenbürgerschule, Ackerbauschule; Maschinenfabrik und Gießerei, Cichorien-, Zündhölzer- und Flaschenkapselfabrikation, 5 Wäschefabriken, Dampfmühle, ‑Säge und ‑Tischlerei, Bettfederreinigungsanstalten, Brauereien.

Klattauergebirge, Teil des Böhmerwaldes (s. d., Bd. 3, S. 229 b).

Klau, s. Gaffel.

Klaubarbeit, Klauben, die durch Handarbeit vorgenommene Trennung des haltigen vom tauben Gestein, s. Aufbereitung der Erze (Bd. 2, S. 83 a).

Klaue, bei den Wiederkäuern der hornige Teil des Fußes. Die K. wird von den allein in voller Entwicklung bleibenden dritten und vierten Zehen gebildet, deren letzte Phalangen von einer Kapsel der hier verhornten Oberhaut, dem Klauenschuh, überzogen sind. An der unter demselben gelegenen, von gefäßreicher Lederhaut (dem «Leben») überzogenen Phalange unterscheidet man Fleischkrone, Fleischwand und Fleischsohle. An dem Hornschuh selbst, der vom «Leben» her in dem Maße, wie er sich abbraucht, durch vorgeschobene verhornende Zellen ersetzt wird, unterscheidet man eine freie, nach außen gerichtete gewölbte und mehr schräg zum Erdboden stehende, der vierten Endphalange entsprechende und eine nach innen gerichtete, mehr eingebogene, senkrecht stehende, der dritten Endphalange entsprechende Hälfte. Jede Zehe und ihr Schuh biegt sich nach innen, nach dem Spalt zu, und zwar die innere stärker als die äußere. Bei manchen Wiederkäuern liegt zwischen den beiden Klauen eine nach oben und außen mündende Drüse, die Klauendrüse. Die Afterklauen sind rudimentäre Teile der zweiten und fünften Zehe, sie fehlen den Kamelen.

Klaue, ein hakenförmiges Werkzeug oder Maschinenteil, dessen Zweck darin besteht, andere Stücke oder Teile zu fassen oder zu verschieben. – Über K. als Holzverband s. Verknüpfung der Hölzer.

Klaue, Pflanzengattung, s. Heracleum.

Klauenbeschlag, der dem Hufbeschlage der Pferde entsprechende Beschlag der Rinder. Er findet Anwendung bei Ochsen und Kühen, die häufig gepflasterte oder felsige Wege zu begehen haben. Der K. wird entweder so ausgeführt, daß beide Klauen auf einem gemeinschaftlichen Eisen ruhen, oder, was besser ist, so, daß jede Klaue ihr besonderes Eisen trägt.

Klauendrüse, s. Klaue.

Klauenfett, s. Knochen.

Klauenhand, eigentümliche pathol. Stellung der Hand, bei welcher die Finger krallenförmig gekrümmt erscheinen; dieselbe beruht auf einer Lähmung der Zwischenknochenmuskeln der Hand.

Klauenkuppelung, s. Kuppelung.

Klauenöl, ein fettes Öl, das aus den Klauen der Rinder gewonnen wird. Da es unter dem Gefrierpunkt flüssig bleibt und nicht leicht ranzig wird, läßt es sich vorteilhaft zum Ölen von Maschinenteilen benutzen, die der Kälte ausgesetzt sind, z. B. zum Ölen von Uhrrädern in Kirchtürmen.

Klauenschuh, s. Klaue.

Klauenseuche, s. Maul- und Klauenseuche.

Klauenträger (Onychophora), eine merkwürdige Ordnung der Gliedertiere, früher zu den Ringelwürmern gerechnet und in verschiedener Hinsicht einen Übergang von den Gliedertieren zu diesen bildend. Der Körper besteht außer dem mit 2 Fühlern versehenen Kopf aus 14‒40 fein quergeringelten Leibesringen, von denen jeder ein Paar stummelförmige, mit zwei Klauen endigende Beine trägt. Die büschelförmigen Tracheen münden in über die ganze Körperoberfläche verteilten feinen Poren. Die K. leben in den tropischen und subtropischen Ländern der Alten und Neuen Welt unter Steinen, in faulendem Holz u. s. w. Sie gebären lebendige Junge. Am bekanntesten ist der kapische

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]