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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kleanthes – Klecho

vanni) verlegt worden zu sein. Nach kurzer Selbständigkeit am Ende des 5. Jahrh. wurde K. im Antalcidischen Frieden 387 v. Chr. Persien wieder überlassen. Alexander d. Gr. verband die Insel mit dem Festlande durch einen Damm, von dem heute noch Reste erhalten sind. In der Nähe des alten K. liegt jetzt Vurla. – Vgl. Labahn, De rebus Clazomeniorum (Dissertation, Greifsw. 1875).

Kleanthes, stoischer Philosoph aus Assus in Kleinasien, mußte sich anfangs in Athen seinen Unterhalt durch Lohnarbeit verdienen und genoß dann lange Jahre den Unterricht Zenos, dessen Nachfolger er um 264 v. Chr. wurde. Mit seinem Schüler Chrysippus (s. d.) geriet er später in einen heftigen Streit. Er soll sein Leben freiwillig geendet haben. Abweichend von den übrigen Stoikern nahm er die Sonne als herrschendes Weltprincip an. Auch scheint er sich entschiedener als die übrigen Stoiker an Heraklit angelehnt zu haben. Von seinen vielen Schriften hat sich sein in Hexametern verfaßter «Hymnus an den Zeus» (hg. von Schäfer in den «Poetae gnomici», Lpz. 1817, von Schwabe, Jena 1819, und Sturz und Merzdorf, Lpz. 1835) vollständig erhalten, der sich durch warmes religiöses Gefühl und erhabenen Schwung auszeichnet.

Kleben, in der Baukunst, s. Klaiben.

Kleber oder Gluten, der Eiweißkörper der Getreidearten, der nach dem Kneten des Mehls mit Wasser bis zur Entfernung alles Stärkemehls als graue, zähe Masse, fast von der Beschaffenheit einer aufgequollenen tierischen Haut, zurückbleibt. Der K. ist kein einfacher, sondern ein Gemenge verschiedener pflanzlicher Proteïnstoffe, insbesondere enthält er Gliadin, Mucedin, Glutenfibrin, Glutencaseïn u. s. w.; er ist leicht der Fäulnis zugänglich und erzeugt das Faulen und den übeln Geruch des Abfallwassers der Stärkefabriken. Alle Verschiedenheiten im Verhalten des Mehls haben ihren Grund in der Gegenwart des K. Das Weizenmehl enthält ungefähr 12, das Roggenmehl 9‒10 Proz. K.; der K. des Roggens unterscheidet sich von dem des Weizens dadurch, daß er gewöhnlich nicht die feste plastische Beschaffenheit annimmt, die jenem eigentümlich ist, sondern meist weich und schmierig bleibt. Der K. findet sich vorzüglich in der Kleie und wurde deshalb früher, wo man die Kleie großenteils wegwarf, zum großen Nachteil des wirtschaftlichen Betriebs unbenutzt gelassen. Viel zweckmäßiger ist es, den K. der Kleie dadurch in Fleisch zu verwandeln, daß man diese dem Vieh giebt. Neuerdings ist es auch gelungen, die zähe, wenig schmackhafte, schwer verdauliche Masse, die der beim Kneten des Mehls gewonnene frische K. darstellt, dadurch in ein gesundes und wohlschmeckendes Nahrungsmittel zu verwandeln, daß man sie mit dem gleichen oder doppelten Gewicht Mehl zu einem Teige formt, diesen in Streifen zerteilt, bei gelinder Wärme trocknet und hieraus Graupen, Gries u. s. w. daraus herstellt, die als Klebergries, Proteïn, Kleberbrot, Kraftsuppenstoff, Glutenzwiebackmehl u. s. w in den Handel kommen.

Kleber, Jean Baptiste, franz. General, geb. 6. März 1753 zu Straßburg, widmete sich anfänglich dem Baufach, trat dann in die Militärschule zu München und wurde 1772 von dem österr. General von Kaunitz in dessen Regiment als Lieutenant angestellt. 1783 nahm K. den Abschied aus dem österr. Dienst, kehrte nach dem Elsaß zurück und wurde Bauinspektor in Belfort. Bei Ausbruch der Revolution trat er als Freiwilliger in das franz. Heer, schwang sich bald zum Bataillonschef empor und zeichnete sich 1793 bei der Verteidigung von Mainz unter Custine aus, worauf er zum Brigadegeneral ernannt wurde. K. focht dann in der Vendée, wurde 1794 Divisionsgeneral und zeichnete sich unter Jourdan bei Fleurus (26. Juni 1794) aus. Er eroberte Mastricht, belagerte Mainz und besiegte 4. Juni 1796 die Österreicher bei Altenkirchen. Mit der Direktorialregierung zerfallen, verließ er 1797 die Armee und lebte zu Chaillot bei Paris. 1798 bestimmte ihn Bonaparte, mit ihm nach Ägypten zu gehen; er wurde bei Alexandria verwundet, machte den Zug nach Syrien mit, siegte 1799 am Berge Tabor und schloß, nachdem er nach Bonapartes Abfahrt den Oberbefehl in Ägypten übernommen hatte, im Jan. 1800 den Vertrag von Arîsch (s. d.). Da derselbe von den Engländern nicht bestätigt wurde, begannen die Feindseligkeiten von neuem, und K. siegte bei Heliopolis (20. März 1800). Kurze Zeit darauf wurde er 14. Juni 1800 durch einen Muselman zu Kairo ermordet. 1840 wurde ihm in Straßburg ein Denkmal errichtet. – Vgl. Ernouf, Le général K. (Par. 1867); Pajol, K., sa vie et sa correspondance (ebd. 1877); Teicher, General K. (Straßb. 1890).

Kleberbrot, Klebergries, s. Kleber.

Klebermehl, s. Aleuron.

Kleberpappe oder Schusterpappe, billiges Klebmittel, aus zerstoßenem und teilweise gefaultem Kleber hergestellt.

Kleberwaschmaschine, s. Stärkemehl.

Klebkorn, s. Roggen.

Klebkraut, s. Galium.

Klebleim, soviel wie Flüssiger Leim (s. d.).

Klebmittel sind Kitt, Kleister und Leim (s. die Einzelartikel).

Klebnelke, s. Lychnis.

Klebs, Edwin, Mediziner, geb. 6. Febr. 1834 zu Königsberg i. Pr., studierte in Königsberg, Würzburg, Jena und Berlin Medizin, wurde 1861 Assistent Virchows, 1866 Professor der pathol. Anatomie in Bern, 1872 Professor der pathol. Anatomie in Würzburg, 1873 in Prag und 1882‒92 in Zürich, lebt in Karlsruhe. Seitdem widmet er sich Studien über die Behandlung der Infektionskrankheiten durch Bakterienprodukte, namentlich bei Cholera, Tuberkulose und Diphtheritis. Außer vielen monographischen Abhandlungen in Fachzeitschriften schrieb er: «Handbuch der pathol. Anatomie» (Lfgn. 1‒7, Berl. 1867‒80), «Beiträge zur pathol. Anatomie der Schußwunden» (Lpz. 1872), «Studien über die Verbreitung des Kretinismus in Österreich» (Prag 1877), «Beiträge zur Geschwulstlehre» (Heft 1, Lpz. 1877), «Über die Umgestaltung der mediz. Anschauungen in den letzten drei Jahrzehnten» (ebd. 1877), «Die allgemeine Pathologie» (1. u. 2. Tl., Jena 1887‒89), «Kausale Behandlung der Diphtheritis» (Wien 1893), «Die Behandlung der Tuberkulose mit Tuberkulocidin» (1.-8. Aufl., Hamb. und Lpz. 1892).

Klebtaffet, soviel wie Englisches Pflaster (s. d.).

Klecho (Dendrochelidon), Baumsegler, eine zu den Seglern (s. d.) gehörige Gattung der Langhänder (s. d.), welche ganz Indien und die Molukken bis Neuguinea bewohnt. Diese Vögel haben ungemein lange Schwingen, einen gegabelten Schwanz, und bauen an den Seiten von Baumzweigen aus Pflanzenfasern, Flechten u. dgl., die durch Speichel verkittet sind, sehr kleine Nester, die gerade groß

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