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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Klöppeln - Klops
Unternehmer und der mangelhaften Ausführung der
von diefen ausgeführten und geheimnisvoll gehüte-
ten Maschine zu verdanken fein.
Litteratur. E. Höffer, über Flechtmaschinen
(Sonderaddruck aus den Verhandlungen des Vereins
zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen,
Verl. 1885). über die Spitzenmafchine von Eugen
Malhere in Paris vgl. 1.6 ^cknoIoFwk (1881)
fowie die ausführliche Darstellung in Dinglers
Polytechnischem Journal (1881, Bd. 240).
Klöppeln, im allgemeinen die Kunst, aus Ge-
spinsten aller Art, sowie aus Gold- und Silber-
drähten Gestechte, 3. B. Spitzen, Schnüre u. s. w.
herzustellen, was sowohl durch Handarbeit als durch
die Klöppelmasckine (s. d.) geschehen kann. Die Hand-
arbeit des K. wird vorzugsweise bei der Herstellung
von Spitzen (s. d.) geübt und heißt dann K. im engern
Sinne. Die Leinen-, Woll- oder Seidensäden, die
hierbei Verwendung finden, werden auf dünne stab-
förmige Holzspulen (die Klöppel oder Klöpfel)
aufgewickelt, die zum leichtern Erfassen an einem
Ende kugel- oder birnförmig verdickt sind. Bei den im
sächs.-böhm. Erzgebirge benutztenKlöppeln dient eine
über den aufgewundenen Faden geschobene hölzerne
Hülse (Klöppeltüte) zum Schutz desselben gegen
Beschmutzung; den belg. Klöppeln fehlt sie. Zum
ersten Anheften der Fäden sowie zur Stützung der
Spitze während deren Herstellung wird ein mit Werg,
Heu oder Haaren ausgestopftes cylindrifches Polster
(Klopp elkifsen) benutzt, das entweder(wie in Sach-
sen oder Böhmen) auf einem passend ausgehöhlten
Nntersatze ruht oder (wie in Frankreich und Belgien)
in ein nahezu quadratisches Kissen drehbar eingelegt
ist. Auf diefemKissen wird der Klöppelbrief (oder
die Aufwinde) aufgeheftet, eine gelochte Papier-
schablone, durch die der Arbeiterin das auszufüh-
rende Spitzenmuster vorgezeichnet ist. Die Löcher
dieses Klöppel- oder Musterbriefs bezeichnen die
dem beabsichtigten Muster entsprechendenVindungs-
und Kreuzungsstellen der zu verflechtenden Fäden
und dienen zum Einstecken von mit Köpfen versehe-
nen Nadeln(Klöppel- oderStecknadeln) in das
Kissen, zum Anheften der gebildeten Maschen. In
dem Maße, wie die Arbeit fortschreitet, werden aus
der fertigen Spitze die Nadeln herausgezogen und in
die folgenden Löcher gesteckt. Während der Arbeit
hängen die Klöppel an ihren Fäden vom Kissen herab
und werden durch lange, neben dem Musterblatt
in das Kissen gesteckte Nadeln (Aufstecknadeln)
paarweis geordnet seitwärts gehalten. Nur zwei
oder vier Paar werden in die Arbeitslage gebracht
und nach erfolgter Verflechtung der betreffenden
Fäden gegen andere vertauscht. Die Thätigkeit des
Klöpplers besteht im Zusammendrehen der zu einem
Paar gehörenden Fäden (das Werfen), sowie im
Übereinanderlegen der benachbarten Fäden der bei-
den Paare (das Kreuzen). Das Werfen geht stets
dem Kreuzen voran, und beide Thätigkeiten bilden
zusammen einen halben Schlag. Durch mehr-
fache Wiederholung der gleichen Arbeit geht der
Kreuzfchlag, Flechtenschlag, Leinenschlag,
Löcherschlag u.a. hervor. - Das K. wurde schon
zu Ende des 15. Jahrh, in Italien und den Nieder-
landen geübt; um die Mitte des 16. Jahrh, wurde
dasselbe durch Barbara Uttmann (s. d.) im sächs.
Erzgebirge eingeführt, wo es feitdem eine wichtige
Erwerbsquelle der armen Bevölkerung geworden ist
und in Klöppelschulen (s. d.) gelehrt wird. Das älteste
Musterbuch für Spitzenklöppeln ist das von Nikolaus
Vasseus, 1568 in Frankfurt a. M. erschienen. Durch
den verbesserten Mechanismus der Klöppelmaschine
(s. d.) ist in neuerer Zeit der Hausindustrie eine
mächtige Konkurrenz erwachsen.
Litteratur. Journal für Fabrik, Manufaktur,
Handlung und Mode, Bd. 16 (Lpz.1799): Deutfche
Gewerbezeitung (22. Jahrg., ebd. 1857); H. Fischer,
Technolog. Studien im fächs. Erzgebirge (ebd. 1878);
S. Rassmussen, Klöppelbuch. Eine Anleitung zum
Selbstunterricht im Spitzenklöppeln (Kopenh. 1884);
Iamnig und Richter, Technik der geklöppelten Spitze
(Wien 1886).
Klöppelschulen, Anstalten, in denen die weib-
liche Jugend ärmerer Gegenden (namentlich im Ge-
birge) Gelegenheit zur Erlernung des Spitzenklöp-
pelns (s. Klöppeln) hat. Im sächs. Erzgebirge war
die Spitzenklöppelei zur Hausindustrie geworden
(s. Annaberg). Privatklöppelschulen bestanden be-
reits seit Mitte des 18. Jahrh, in Rittersgrün. 1808
entstand die erste vom Staat unterstützte Klöppel-
schule zu Schneeberg (Sachsen), 1814 folgte Neu-
städte!, 1816 Oberwiesenthal, 181? Pvhla u. s. w.
Jetzt bestehen in Sachsen im ganzen 27 vom Staate
unterstützte K., außer den vorangeführten noch in
Aue, Bermsgrün, Brand, Vreitenbrunn, Crandorf,
Ehrenfriedersdorf, Elterlein, Grünhain, Hammer-
unterwiesenthal, Hundshübel, Iöhstadt, Rothcn-
kirchen, Schlcma, Schlettau, Schwarzenberg, Unter-
wiesenthal, Wilkau, Zschorlau, Niederhaßlau und
Planitz. Der Unterricht wird nur an schulpflichtige
Kinder zwischen 6 bis 14 Jahren erteilt. 1892 wur-
den die 27 Schulen von 1211 Mädchen und 54
Knaben besucht, welche leonische, Torchon- und
starkleinene Spitzen sowie Torchon- und Guipure-
taschentücher, Valencienner und Idrianer Spitzen
herstellen. DerGesamtarbeitsverdienst betrug (1892)
23800 M. und das Gesamtsparguthaben 18800 M.;
der höchste Arbeitsverdienst einer Schülerin pro
Jahr betrug 99 M. und das höchste Sparguthaben
196 M. Zu den Unterhaltungskosten von etwa
22000 M. für die 27 Schulen trägt der Staat etwa
14000 M. bei. Außerdem besteht seit 1878 in Schnee-
berg noch eine Spitzenklöppelmusterschule, welche Leh-
rerinnen und Vorarbeiterinnen ausbildet; sie unter-
richtet in drei- bez. vierjährigem Lehrgang erwachsene
Schülerinnen außer im Klöppeln noch im Zeichnen
und Musterausstechen, nimmt nur eine beschränkte
Schülerzahl von höchstens 15 auf und gewährt den-
selben einen Lohn von 0,?5 bis 1,50 M. täglich. -
Preußen läßt nur in drei Dörfern bei Schmiede-
berg am Niesengebirge Unterricht im Spitzennähen,
aber nicht im Spitzenklöppeln erteilen. - Ost er-
reich besitzt K. zu Idria (Kram), Isola und Chia-
povano (Iftrien), Flitsch und dol Otlica (Gorz),
Proveis, Luserna, Predazzo und Calavino (Tirol)
mit zusammen etwa 400 Schülerinnen und je 1 oder
auch 2 Lehrerinnen; die besuchtesten Schulen sind
Proveis (51 Schülerinnen) und Idria (47 Schüle-
rinnen). Außerdem besteht in Wien ein Central-
spitzenkurs unter einem artistisch-technischen Ober-
leiter und 2 Lehrerinnen für Herstellung neuer
Muster. - Vgl. Regulativ für die sächsischen K.
(Zwick. 1836); Die königl. sächsischen K., ihre Zwecke,
Organisation, Leitung und Beaufsichtigung (für die
Wiener Weltausstellung geschrieben von C. A. Rich-
ter in Schwarzenberg).
Klöppelweg, soviel wie Knüppeldamm (s. d.).
Klops (wohl vom engl. collop, d. h. Fleisch-
schnitte), Fleischscheiben, welche geklopft und in
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter E aufzusuchen.