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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Knallpräparate; Knallpulver; Knallquecksilber; Knallsäure; Knallsaures Quecksilberoxyd; Knallsilber; Knallzucker; Knapdale; Knapp

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Knallpräparate - Knapp (Georg Friedr.)

Nadeln, die bei 120° unter Detonation abbrennen und auch durch Stoßen heftig explodieren. Man hat den K. in geeigneter Mischung zum Füllen der Zündhütchen anzuwenden versucht.

Knallpräparate, diejenigen Explosivstoffe (s. d.), welche schon bei geringer Temperaturerhöhung explodieren, sodaß die Einwirkung einer mäßigen Reibung, eines Schlags oder Stichs genügt, um sie in Gasform überzuführen. Hierher gehören die knallsauren Salze, wie Knallgold, Knallsilber und besonders Knallquecksilber; ferner die Mengungen des chlorsauren Kali mit Kohle, Schwefel u. s. w.

Knallpulver, ein Gemenge von drei Teilen Salpeter, zwei Teilen trocknem kohlensauren Kali und einem Teile Schwefelblumen. Auch ohne eingeschlossen zu sein und selbst in geringer Masse entzündet es sich mit einem heftigen Knall, wenn es in einem blechernen Löffel über glühenden Kohlen allmählich bis zum Schmelzpunkte des Schwefels erhitzt wird. Es bildet sich schwefelsaures Kali, und der hierbei frei gewordene Stickstoff und die Kohlensäure bringen durch plötzliche Entwicklung die Detonation hervor. Berthollets K. ist eine Art Knallsilber (s. d.).

Knallquecksilber, knallsaures Quecksilberoxyd oder Merkuridfulminat, Howards Knallpulver, 1799 von Howard entdeckte Verbindung des Quecksilbers mit Knallsäure. Das K. wird bereitet, indem man 50 g Quecksilber bei gewöhnlicher Temperatur in 600 g Salpetersäure von 1,4 spec. Gewicht löst. Die grüne Lösung wird in einem geräumigen Gefäß auf 25° erwärmt und mit 250 g Alkohol von 98 Proz. versetzt. Sobald die Farbe der Flüssigkeit aus Hellgelb in Rotbraun übergeht, setzt man allmählich noch weitere 300 g Alkohol zu. Die hierbei auftretenden Gase sind giftig und leicht entzündlich, weshalb die Darstellung große Vorsicht erfordert. Auf Zusatz von Wasser scheidet sich aus der Flüssigkeit K. aus und erscheint in weißen, durchsichtigen, seidenglänzenden Krystallnadeln, die am Lichte braungrau werden und sich wenig in kaltem, leichter in heißem Wasser auflösen. Es verpufft mit betäubendem Knalle bei 186°, ebenso beim Reiben, Schlagen, durch den elektrischen Funken, durch den Funken aus Stahl und Stein, beim Zusatz von konzentrierter Schwefelsäure und durch brennenden Zunder. Es entzündet sich rascher als das beste Schießpulver und hat eine ungleich größere forttreibende Kraft als dieses. Durch Befeuchtung verliert es sehr an entzündlicher Kraft: mit 30 Proz. Wasser kann es auf einer marmornen Tafel durch einen hölzernen Stempel ohne alle Gefahr gerieben werden. Zur Bereitung der Zündhütchen empfiehlt sich ein Gemenge aus 10 Teilen K. und 6 Teilen feinem Schießpulver. Kupferzündhütchen zur Entzündung von Schwarzpulver werden mit 19-30 mg, Sprengkapseln für Dynamitpatronen mit 0,3-1,5 g K. gefüllt.

Knallsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C2H2N2O2, die in freiem Zustande wegen ihrer Unbeständigkeit nicht bekannt ist. Dagegen giebt es Salze von dieser Säure, Fulminate genannt, die durch Erhitzen oder Stoß sehr leicht zur Explosion gebracht werden können. Am häufigsten wird das Knallquecksilber (s. d.) dargestellt. Das Knallsilber (s. d.) ist noch explosiver.

Knallsaures Quecksilberoxyd, s. Knallquecksilber.

Knallsilber, Bezeichnung für zwei explosive Silberverbindungen. Das Howardsche oder Brugnatellische K. ist knallsaures Silber und wird entsprechend wie das Knallquecksilber (s. d.) bereitet. Es ist ein selbst im feuchten Zustand detonierendes Präparat. Wegen seiner zu großen Explosionsfähigkeit und damit verbundener Gefahr kann es nicht zur Füllung der Zündhütchen benutzt werden. Dagegen verwendet man es zu einigen Spielereien, wie Knallerbsen, Knallfidibus u. s. w. Das Bertholletsche K., Knallpulver oder Stickstoffsilber, durch Zusatz von Alkohol zu einer konzentrierten Lösung von Silberoxyd in Ammoniak dargestellt, bildet ein schwarzes krystallinisches Pulver und explodiert heftiger als das Howardsche K., schon durch Berührung mit einer Feder unter Wasser.

Knallzucker oder Vixorit, eine durch Behandeln von feingepulvertem Rohrzucker mit einem Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure erhaltene teigige Substanz von bitterm Geschmack, die nach dem Reinigen die Durchsichtigkeit und Konsistenz des Kolophoniums besitzt, sich durch Leichtentzündlichkeit auszeichnet und sehr explosiv ist. Angezündet verbrennt sie regelmäßig und kann nur schwer wieder verlöscht werden. Man hat sie daher, indessen ohne Erfolg, in der Artillerietechnik zu Bombenzündern und Rollschüssen anzuwenden versucht.

Knapdale (spr. näppdehl), Halbinsel, s. Cantire.

Knapp, Albert, Dichter geistlicher Lieder, geb. 25. Juli 1798 zu Alpirsbach, studierte in Tübingen Theologie, wurde 1820 Vikar in Feuerbach, dann zu Gaisburg, 1825 Diakonus zu Sulz am Neckar, 1835 zu Kirchheim unter Teck, 1836 an der Hospitalkirche zu Stuttgart, 1839 Archidiakonus an der Stiftskirche und 1845 Stadtpfarrer an der Leonhardskirche daselbst; er starb 18. Juni 1864. K. war ein reichbegabter Dichter, durch den insbesondere das geistliche Lied zu neuem Leben erweckt wurde. Viele seiner Dichtungen enthält das von ihm 1833-53 herausgegebene Taschenbuch "Christoterpe" (Tüb.). Seinen "Christl. Gedichten" (2 Bde., Bas. 1829: 3. Aufl., ebd. 1843) folgten die "Neuern Gedichte" (2 Bde., ebd. 1834) als dritter und vierter, "Gedichte, neueste Folge" (Stuttg. 1843) als fünfter Band; seinem Alter entstammen die "Herbstblüten" (ebd. 1859). Die Cyklen "Hohenstaufen" (ebd. 1839) und "Bilder der Vorwelt" (ebd. 1862) sind ihrem Thema gemäß epischer gehalten. Auch als Hymnologe erwarb sich K. Verdienste, wenn auch mehr sammelnd und sichtend, als forschend. Davon zeugt sein "Evang. Liederschatz für Kirche und Haus" (2 Bde., Stuttg. und Tüb.1837; 3. Aufl. 1865), eine ausgezeichnete Sammlung hymnologischer Denkmäler aller christl. Jahrhunderte. Mit Wärme schilderte er "Das Leben von Ludwig Hofacker" (5. Aufl., Heidelb. 1883). Seine "Gesammelten prosaischen Schriften" (2 Bde., Stuttg. 1870-75) erschienen nach seinem Tode. - Vgl. I. Knapp, Lebensbild von A. K., eigene Aufzeichnungen (Stuttg. 1867); K. Gerok, Albert K. (in den "Lebensbildern schwäb. Dichter", ebd. 1881).

Knapp, Georg Friedr., Nationalökonom und Statistiker, Sohn von Ludw. Friedr. K., geb. 7. März 1842 in Gießen, studierte in München, Berlin und Göttingen, wurde 1867 Direktor des Statistischen Bureaus der Stadt Leipzig, 1869 außerord. Professor für Nationalökonomie und Statistik an der dortigen Universität, 1874 ord. Professor in Straßburg. Außer zahlreichen, in Zeitschriften erschienenen Abhandlungen schrieb er: "über die Ermittelung der Sterblichkeit aus den Aufzeichnungen der Bevölke-^[folgende Seite]

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