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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kocher - Köchlin

man die Gefäße durch Dampf (Dampfkochapparate). Gewisse Flüssigkeiten werden behufs des schnellen Abdampfens unter vermindertem Luftdruck gekocht, weil das Sieden da bei niedriger Temperatur vor sich geht und diese Flüssigkeiten eine höhere Temperatur nicht ertragen. Dem K. im verdünnten Raume ist das K. einer Flüssigkeit unter höherm Druck entgegengesetzt, was man benutzt, um für verschiedene technische Operationen die Extraktion oder Auflösung gewisser Stoffe unter möglichst günstigen Umständen zu bewirken. Dazu dienen der in England und Frankreich sehr verbreitete Autoklav (s. d.) und der auch bei uns viel verwendete Dampfkochtopf. Über diesen sowie über Kochgeschirr, Kochherde, Kochmaschinen, Kochöfen u. s. w. s. Kocheinrichtungen.

Kocher, rechter Nebenfluß des Neckar in Württemberg, entspringt im Schwäbischen Jura zwischen Aalbuch und Härtfeld in 500 m Höhe bei Oberkochen aus zwei Quellen, dem schwarzen oder roten und dem weißen K., und mündet, 180 km lang, unterhalb Kochendorf. Sein gewundenes Thal ist meist eng. Nebenflüsse sind links die Lein, die Untere Roth, Biber, Kupfer, Ohrn und Brettach, rechts die Bühler.

Kocher, Emil Theod., Chirurg, geb. 25. Aug. 1841 zu Bern, studierte daselbst Medizin, bildete sich in Berlin, London und Paris speciell für Chirurgie aus, habilitierte sich 1866 in Bern als Privatdocent und wurde 1872 ord. Professor der Chirurgie und Direktor der chirurg. Klinik zu Bern. K. hat zuerst 1883 unter dem Namen der Cachexia thyreopriva die eigentümliche Ernährungsstörung beschrieben. Außer zahlreichen Monographien in Fachzeitschriften schrieb er: «Die Krankheiten des Hodens und seiner Hüllen» (in Pitha-Billroths «Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie», Bd. 3, Abteil. 2, Lfg. 7, 1. Hälfte, Erlangen 1874), «Über die Sprengwirkung der modernen Kleingewehrgeschosse» (Bas. 1875), «Zur Prophylaxis der fungösen Gelenkentzündung» (Lpz. 1876), «Die Hernien im Kindesalter» (in Gerhardts «Handbuch der Kinderkrankheiten», Bd. 6, Abteil. 2, Tüb. 1880), «Über Schußwunden» (Lpz. 1880), «Die antiseptische Wundbehandlung» (ebd. 1881), «Die Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane» (in Billroth und Lückes «Deutscher Chirurgie», Lfg. 50 b, Stuttg. 1887), «Chirurg. Operationslehre» (Jena 1892).

Köcher, das Behältnis für die Pfeile der Bogenschützen.

Kocherbahn, von Heilbronn über Hall nach Crailsheim (98,5 km, 1862 und 1867 eröffnet), Württemb. Staatseisenbahn.

Köcherjungfern, Wassermotten oder Frühlings fliegen (Phryganeidae), die einzige Familie der Pelzflügler (Trichoptera), einer Unterordnung der Netzflügler (s. d.). Die K. haben einen kleinen Kopf mit langen, borstenförmigen Fühlern. Die Flügel enthalten nur wenige oder gar keine Queradern und sind dicht beschuppt oder behaart. Die Mundteile sind, da die K., wenn ihre Entwicklung vollendet ist, keine Nahrung mehr zu sich nehmen, verkümmert. Die raupenartigen, mit büschelförmigen Kiemen versehenen Larven (Sprocke oder Sprakwürmer) bewohnen das Wasser in selbstverfertigten, mit Steinchen, Muscheln, pflanzlichen Resten u. s. w. bedeckten Röhren, die von oft sonderbarer, für die Arten sehr charakteristischer Form sind. (S. Tafel: Insekten Ⅲ, Fig. 15.) In dieser Röhre geht auch die Verpuppung vor sich und vor dem Ausschlüpfen verläßt die bewegliche Puppe Gehäuse und Wasser. Die Arten sind sehr zahlreich und über die ganze Erde, besonders aber in den gemäßigten Klimaten verbreitet. Häufig in Deutschland ist Limnophilus rhombicus L. (S. Tafel: Insekten Ⅲ, Fig. 14.)

Kochflasche, im chem. Laboratorium gebrauchtes flaschenartiges Gefäß aus dünnem Glas.

Kochgeschirr, Kochherde, s. Kocheinrichtungen.

Kochin, soviel wie Tuberkulin (s. d.).

Kochinchinahuhn, s. Cochinchinahuhn.

Kochkunst, die Fertigkeit, Speisen und Getränke durch Kochen, Braten u. dgl. schmackhaft, leicht verdaulich und nahrhaft zuzubereiten. Anleitung dazu geben die Kochbücher. Die ältesten erhaltenen sind die von Cölius Apicius, «De re coquinaria» (Mail. 1490 u. ö.) und «De re culinaria» (Bas. und Lyon 1541). Die ältesten italienischen und französischen stammen aus dem 16. Jahrh., das älteste deutsche ist M. Rumpolt, «Ein new Kochbuch» (Franks, a. M. 1587 u. ö.). Die deutschen Köche benutzen vorzugsweise Rottenhöfers «Illustriertes Kochbuch, Anweisung in der feinern Kochkunst» (7. Aufl., Münch. 1893), die Hofköche: von Malortie, «Das Menu» (3. Aufl., 2 Bde., Hannov. 1887). Andere hervorragende Kochbücher sind: Dubois, «Cuisine classique» (9. Aufl., 2 Bde., Par. 1890); Dubois, «Cuisine de tous les pays» (5. Aufl., ebd. o. J.) und andere Werke desselben Verfassers, zum Teil zugleich in engl. Sprache; Cassel, «Dictionary of cookery» (Lond. 1881); «Universallexikon der Kochkunst» (5. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1894); Gouffé, «Die feine Küche» (3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1892); Blüher und Petermann, «Meisterwerk der Speisen und Getränke» (2. Aufl., Bd. 1 u. 2, ebd. 1893 fg.). Für die Familie sind bestimmt die Kochbücher von Allestein (15. Aufl., Gera 1893), Davidis (33. Aufl., Bielef. u. Lpz. 1889), Betty Gleim (12. Aufl., Bremen 1878), Klein (5. Aufl., Lpz. 1889), Kurth (12. Aufl., ebd. 1890), Maillard (franz., 3. Aufl., Genf 1893), Scheibler (34. Aufl., Lpz. 1894), Straßer (30. Aufl., Freib. i. Br. 1894), Willms (Stuttg. 1889) u. a.; für Israeliten von Cleef (Berl. 1892), Hertz (3. Aufl., Hamb. 1890), Kronberg (Reformküche, Berl. 1893); für Vegetarianer von Ebmeyer (2. Ausg., Zür. 1882); für Schiffer von Whitehead («The Steward’s handbook», 2. Aufl., Chicago 1894); für Magenkranke von Wiel (6. Aufl., Karlsb. 1884); für Kranke überhaupt von Heyl (Berl. 1889). Berühmte Sammlungen von Kochbüchern sind die von Th. Drexel in Frankfurt a. M. (1213 Nummern mit Katalog) und Auguste Michel in Schiltigheim bei Straßb. i. E.

Außer den unter Gastronomie schon angeführten theoretischen Werken vgl.noch: Buckmaster, Cookery lectures (Lond. 1874); Monselet, Gastronomie (Par. 1874); Kudriaffsky, Historische Küche (Wien 1880); Antonius Anthus, Vorlesungen über Eßkunst (2. Aufl., Lpz. 1881); Mantegazza, Physiologie des Genusses (2. Aufl., Styrum 1888); Q. Ofellus jun., Philosophie des Magens in Sprüchen aus alter und neuer Zeit (Lpz. 1886); Kleinpaul, Gastronomische Märchen (ebd. 1894).

Köchlin, Samuel, Industrieller, geb. 1719 zu Mülhausen, errichtete daselbst 1746 mit Jakob Schmaltzer und Heinrich Dollfus die erste Fabrik für bunte Baumwollgewebe (Indiennes) und starb 1771. Sein Sohn Johann K., geb. 1746, gest. 1836, gründete mit seinen Brüdern Josua und Hartmann ebenfalls eine Fabrik für Baumwoll-^[folgende Seite]

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