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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Korn; Kornblume; Kornblumenqualle; Kornbranntwein

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Korn - Kornbranntwein

sehr großen Schaden zufügt, sogar zur Landplage werden. Obgleich er scheu und gefräßig ist, so läßt er sich doch leicht zähmen, und ehedem richtete man in Holland und England die K. zum Fischfange ab. Der gemeine K. ist 72-75 cm lang; seine Färbung ist an dem Oberkopf, Hals, Brust, Unterrücken und der ganzen Unterseite glänzend schwarzgrün, an dem Vorderrücken und den Flügeln bronzebraun mit sammetschwarz eingeränderten Federn. Schwing- und Steuerfedern sind schwarz; die Kehlhaut ist gelb; den Unterkiefer umgiebt ein hufeisenförmiger weißer Fleck, und auf dem Hinterkopfe bilden die Federn einen halb aufgerichteten Kamm. Er nistet auf Bäumen und Felsklippen und legt 4-5 längliche blaugrüne Eier mit einem gelblichweißen Kalküberzug. Ganz ähnlich leben die kleinere Krähenscharbe (Phalacrocorax graculus Leach), durch den verhältnismäßig längern Schopf und Schnabel ausgezeichnet, und die noch kleinere, im südöstl. Europa vorkommende Zwergscharbe (Phalacrocorax pygmaeus Pall.). Der chinesische K. (Phalacrocorax sinesis Pall.), welcher dem vorigen ähnlich, aber größer ist, wird noch jetzt daselbst zum Fischfange häufig gebraucht. Auf ein gegebenes Zeichen stürzen sich diese jung aufgezogenen K. von den Booten und Flößen ins Wasser und kehren bald darauf mit Fischen, die zum Teil eine sehr bedeutende Größe haben, in den Schnäbeln zurück. Das Verschlucken der Fische wird durch einen um den Hals gelegten Ring verhindert. In den zoolog. Gärten sieht man in der Regel den gemeinen K., der mit 10-20 M. das Stück bezahlt wird. Als Futter reicht man ihm Fluß- oder Seefische.

Korn, in der allgemeinen Bedeutung der Same einer Getreideart, daher Körnerfrucht; dann bezeichnet man mit K. überall die Hauptgetreidefrucht, von der das Volk lebt, in Deutschland und Österreich also vorzugsweise den Roggen, in Frankreich den Weizen, in Italien und Nordamerika den Mais, in Skandinavien den Buchweizen, in Afrika die Durra, in Indien den Reis u. s. w.; endlich im gemeinen Leben auch den Kornbranntwein.

Bei Feuerwaffen ist K. der in der Nähe der Mündung liegende Teil der Zielvorrichtung, meist von der Gestalt eines länglichen K. mit scharfem Rücken oder eines Kegels, bei Geschützen oft auch in der Form eines lat. W hergestellt, wo die mittlere Spitze zum scharfen Richten benutzt wird. Zum Schutz gegen Beschädigungen dient vielfach beim Nichtgebrauch eine lederne Kappe (Kornkappe); ist das K. sehr lang, so wird es zum Umklappen eingerichtet. Kornfuß ist der untere Teil des K., durch den es mit dem Geschützrohr verbunden ist. Bei Handfeuerwaffen sitzt das K. mit seinem Fuß verschiebbar in der auf dem Lauf oder Laufmantel gelöteten Kornwarze. Je nachdem man beim Zielen durch die Kimme des Visiers viel oder wenig vom K. sieht, sagt man: volles oder feines K. nehmen. Gestrichenes K. heißt, daß die obere Kante des K. mit der des Visiers abschneidet.

Über K. bei Münzen s. Schrot und Korn; über K. in der Eierkunde s. d.

Korn, schwed. Gewicht, s. Pfund.

Korn, Fluß in Frankreich, s. Chiers.

Korn, Wilh. Gottl., Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Breslau, gegründet 1732 von dem Buchdrucker Joh. Jak. Korn (geb. 1698 in Papitz bei Cottbus, gest. 1762), der 1742 eine Zeitung herauszugeben begann, aus der sich die "Schlesische

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Zeitung" (s. d.) entwickelte, auch Werke über Rechtswissenschaft, Theologie, Pädagogik verlegte und Sortiment betrieb. Unter seinem Sohn, Wilh. Gottl. Korn (geb. 24. Dez. 1739, bis 1790 Besitzer, gest. 4. Sept. 1806), kam ein bedeutender poln. Verlag hinzu, der auch das Sortiment belebte. Des letztern Sohn, Joh. Gottl. Korn (geb. 4. Okt. 1765, gest. 23. Aug. 1837), fügte dazu Antiquariat (1795), den Import franz. Litteratur und legte eine Gemäldesammlung an. In den letzten Jahren seiner Leitung (bis 1826) und unter seinem Sohn Julius Korn (geb. 31. März 1799, gest. 3. Febr. 1837) kamen die poln. Unternehmungen ins Stocken und das Sortiment verlor allmählich an Bedeutung; 1889 wurde es aufgelöst. Nach dreizehnjähriger vormundschaftlicher Leitung übernahm das Geschäft 1850 der Sohn des vorigen, Heinr. von Korn (geb. 6. April 1829), und brachte es aufs neue zur Blüte. Er erwarb dazu die Papierfabrik in Sakrau bei Hundsfeld, war 1850-80 zugleich Teilhaber der Firma Ernst & Korn in Berlin (s. Ernst & Sohn, Wilh.) und wurde 1882 in den erblichen Adelstand erhoben. Teilhaber am Geschäft seit 1888 sind Julius Jahn, geb. 13. Okt. 1831 in Canth, und Regierungsrat a.D. Richard Schultz-Evler, geb. 9. Okt. 1850 in Goldberg (Schlesien). Außer der "Schles. Zeitung" umfaßt der Verlag Schul- und Gesangbücher, landwirtschaftliche Schriften (Settegast u. a.), die Zeitung "Der Landwirt" (1865 fg.). - Die Buchdruckerei hat 2 Dampf-, 2 Gaskraftmaschinen (zusammen 40 Pferdekraft), 2 Rotationsmaschinen, 20 Pressen, Stereotypie, 142 beschäftigte Personen, Pensions-, Sterbe-, Invaliden-Zuschußkasse.

Kornblume, s. Centaurea.

Kornblumenqualle, s. Akalephen.

Kornbranntwein, ein aus Verarbeitung von Getreide (namentlick Roggen, seltener Weizen) und Malz hergestellter Branntwein. Derselbe wird in Deutschland, vorherrschend in den westl. Bezirken (Rheinland, Westfalen, Hannover), entweder in den eigentlichen Kornbrennereien oder in den gleichzeitig Preßhefe darstellenden Getreidebrennereien hergestellt. Der K. besitzt ein eigenartiges, namentlich beim längern Lagern sich angenehm entwickelndes Aroma, welches durch bestimmte, in dem Kornfuselöl in geringen Mengen enthaltene terpenartige Beimischungen bedingt wird; durch diesen eigenartigen Geschmack ist der K. trotz seines oft erheblich höhern Gehalts an Fuselöl in vielen Gegenden wesentlich beliebter als der Kartoffelspiritus. Eine besonders bekannte Art der K. ist der Nord Häuser Korn oder Nordhäuser K., welcher aber vielfach, namentlich in kleinen Schankstätten, gefälscht verabreicht wird, indem mehr oder weniger gereinigter Kartoffelspiritus mit dem bei der Reinigung des K. gewonnenen Kornfuselöl oder Mischungen verschiedener Stoffe (sog. Kornessenzen) vermischt wird. - In Belgien und Holland ist der aus Korn hergestellte, oft über etwas Wacholderbeeren destillierte K. unter dem Namen Genever (s. d.) ein sehr beliebtes Getränk; namentlich ist in Holland der nach seinem Herstellungsort benannte Schiedam berühmt. Auch der engl. Whisky und Gin sind unter Verwendung von Roggen oder Weizen hergestellte K. - Nicht zu verwechseln mit dem K. ist der namentlich in Norddeutschland vielfach getrunkene sog. "Korn", welcher ein gewöhnlicher, vielleicht etwas gefärbter Kartoffelrohspiritus ist, der durch Verdünnen mit Wasser auf eine Stärke von 25 bis 30 Proz. gestellt ist.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]