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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kosegarten; Kosekánte; Kosel; Kösen

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Kosegarten - Kösen

mann; allein eine Demütigung, die er wegen seiner Neigung zu der Tochter des Marschalls von Litauen, Sosnowski, erlitt, veranlaßte ihn, Polen zu verlassen. Er kam 1777 nach Paris und zog 1778 unter d’Estaing von Toulon aus den sich bildenden nordamerik. Freistaaten zu Hilfe. Vor Neuyork und bei Yorktown, wo er verwundet wurde, erregte er Washingtons Aufmerksamkeit und wurde dann dessen Adjutant, nach dem Friedensschlusse Brigadegeneral. K. kehrte 1786 nach Polen zurück. Bei der Organisation der Armee 1789 zum Generalmajor ernannt, erklärte er sich für die Konstitution vom 3. Mai 1791 und kämpfte, in dem bald ausbrechenden Kriege zum Generallieutenant befördert, unter dem Prinzen Jos. Poniatowski. Über seine Verteidigung bei Dubienka s. d.

Nach dem Sturz der Konstitution von 1791 nahm K. seinen Abschied und begab sich nach Leipzig. Um dieselbe Zeit erteilte ihm die Gesetzgebende Versammlung in Frankreich den Titel eines franz. Bürgers. Bei Ausbruch des neuen Aufstandes der Polen gegen Rußland März 1794 zum Oberfeldherrn und Diktator ernannt, schlug er die 6000 Mann starken Russen mit 4000 nur unvollständig Bewaffneten 4. April bei Raclawice. Darauf ging er nach Warschau, wo auf die Kunde von seinem Siege der Aufstand ausgebrochen und die russ. Besatzung vertrieben war, und richtete die Regierung ein; doch konnte er die wachsende Anarchie nicht zügeln. K. legte die Diktatur nieder und begab sich wieder zum Heere. Von den Preußen und Russen bei Szczekoczyn 6. Juni geschlagen, zog er sich nach Warschau zurück, das er glücklich verteidigte. Nachdem die Preußen die Belagerung aufgehoben hatten, betrieb K. rastlos die Organisation des Heers. Bei den neuen Fortschritten der Russen eilte er diesen wieder entgegen und erlag endlich ihrer dreifach stärkern Übermacht bei Maciejowice 10. Okt. 1794. Mit Wunden bedeckt, sank K. vom Pferde und geriet in Gefangenschaft. (S. Finis Poloniae.)

Nach dem Tode Katharinas Ⅱ. 1796 von Kaiser Paul Ⅰ. freigegeben, begab er sich nach England, von wo er 1797 nach Amerika ging. Als er 1798 als Gesandter des Kongresses nach Frankreich kam, nahmen alle Parteien ihn festlich auf. Im Kriege von 1806 hinderte K. sein dem Kaiser Paul Ⅰ. gegebenes Wort, nicht wider die Russen zu dienen, an dem Kampfe teilzunehmen. Später kaufte er in Berville bei Fontainebleau ein Landgut, wo er bis 1814 lebte. 1816 ließ er sich dann zu Solothurn nieder. Von hier hob er im April 1817 auf seinem Gute Siechnowice in Polen die Leibeigenschaft auf. Ein Sturz mit dem Pferde unweit Vevey wurde die Veranlassung seines Todes 15. Okt. 1817. Auf Kosten des Kaisers Alexander Ⅰ. wurde 1818 seine Leiche aus Solothurn abgeholt und in dem Dom zu Krakau beigesetzt. – Vgl. die Biographien K.s von Falkenstein (2. Aufl., Lpz. 1834), Chodzko (Par. 1837) und Paszkowski (Krakau 1872).

Kosegarten, Joh. Gottfr. Ludw., Orientalist und Historiker, Sohn des folgenden, geb. 10. Sept. 1793 zu Altenkirchen auf der Insel Rügen, studierte zu Greifswald Theologie und Philologie, wurde 1815 Adjunkt der theol. und philos. Falkultät zu Greifswald, 1817 ord. Professor der orient. Sprachen in Jena, 1824 aber in gleicher Eigenschaft nach Greifswald zurückberufen, wo er 18. Aug. 1860 starb. K. hat sich hauptsächlich um die Pflege der arab. Sprach- und Litteraturstudien verdient gemacht. Seine bedeutendsten Arbeiten auf diesem Gebiete sind nach einer Schrift über Ibn Batuta (Jena 1818): die Ausgabe der «Moallaka» des Amr ibn Kolthum (ebd. 1819), die «Chrestomathia arabica» (Lpz. 1828) und die unvollendet gebliebenen Ausgaben der «Annalen des Tabari» (2 Tle., Greifsw. 1831‒37), des «Kitâb al-agânî» (Bd. 1, ebd. 1840‒46) und des «Divân der Hudsailiten» («The Hudsailian poems», Bd. 1, Lond. 1854). Eine Frucht seiner Sanskritstudien war die Ausgabe der ind. Fabelsammlung «Pantschatantra» (Bd. 1, Bonn 1848; Bd. 2, Greifsw. 1859). Um die Geschichte seiner Heimatsprovinz Pommern hat sich K. verdient gemacht durch seine Ausgaben von Kantzows «Pomerania» (2 Bde., Greifsw. 1819), der «Pommerischen und rügischen Geschichtsdenkmäler» (Bd. 1, ebd. 1834) und des «Codex Pomeraniae diplomaticus» (mit Hasselbach, Bd. 1, ebd. 1843‒62). Die Ausführung seines «Wörterbuches der niederdeutschen Sprache» (Greifsw. 1855 fg.) wurde durch seinen Tod unterbrochen. Zu erwähnen ist noch seine «Geschichte der Universität Greifswald» (2 Tle., Greifsw. 1856).

Kosegarten, Ludw. Theobul (Gotthard), Dichter, geb. 1. Febr. 1758 zu Grevesmühlen in Mecklenburg-Schwerin, studierte zu Greifswald, war dann Rektor der Schule zu Wolgast und erhielt 1792 die Stelle eines Propstes zu Altenkirchen auf Rügen. 1808 nahm er einen Ruf als Professor der Geschichte nach Greifswald an, wo er 1816 Professor der Theologie und Pastor zu St. Jakobi wurde und 26. Okt. 1818 starb. Seine empfindsamen Romane, z. B. «Ida von Pleßen» (Bd. 1 u. 2 der «Romantischen Dichtungen», s. unten), seine «Gedichte» (2 Bde., Lpz. 1788), die «Rhapsodien» (2 Bde., Rostock 1790‒94; wiederholt in 3 Bdn., 1800‒1), die «Romantischen Dichtungen» (6 Bde., Dresd. 1800‒6), die «Legenden» (2 Bde., Berl. 1804; neue Aufl. 1816), die empfindsamen, Voß’ «Luise» ohne alle Originalität nachahmenden, langatmigen episch-idyllischen Gedichte «Jucunde» (Berl. 1808; neu hg. von Mendheim in Bd. 3 der «Lyriker und Epiker» in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur») und «Die Inselfahrt» (ebd. 1805; neue Aufl. 1814), desgleichen seine vaterländischen akademischen Reden und seine Übersetzungen, z. B. von Richardsons «Clarissa» (8 Bde., Lpz. 1790‒93), waren einst weit verbreitet. Sehr beliebt wurden seine lyrischen Gedichte, die feurige Empfindung verraten, aber im Ringen nach dem entsprechenden Ausdruck schwülstig werden. Als Redner verstand er die Zuhörer in hohem Grade zu ergreifen. Seine «Reden und kleinern prosaischen Schriften» gab Mohnike heraus (3 Bde., Strals. 1831‒32). Eine Gesamtausgabe seiner «Lyrischen Dichtungen» nebst Lebensbeschreibung besorgte sein Sohn J. G. L. Kosegarten (12 Bde., 5. Ausg., Greifsw. 1824‒27). – Vgl. H. Franck, G. L. K. Ein Lebensbild (Halle 1887).

Kosekánte, s. Goniometrische Funktionen.

Kosel, das weibliche Zuchtschwein, s. Schweine.

Kosel, Stadt, s. Cosel.

Kösen, Bad K., Stadt und Badeort im Kreis Naumburg des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der Linie Halle-Bebra der Preuß. Staatsbahnen, im Thal der Saale, über welche zwei Brücken führen, hat (1890) 2512 E., darunter 67 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche (1894), Knabeninstitut, höhere Mädchenschule, Mädchenpensionate, elektrische Straßenbeleuchtung, eine Sol- ^[folgende Seite]

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