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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kraßweißling - Krater
steht in den Steinkohlenlagern, namentlich zu
Steyerdorf bei Oravicza (Roman-Oravicza). Das
Komitat umfaßt die Städte mit geordnetem Magi-
strat Karänsebes und Lugos und 15 Stuhlbezirke.
Kraßweitzling, s. Weißlinge.
Krastel, Fritz, Schauspieler, geb. 6. April 1839
in Mannheim, betrat in Karlsruhe unter Eduard
Devrients Leitung die Bühne und gehört seit 1865
dem Wiener Hosburgtheater an. Er spielte jugend-
liche Liebhaber und Helden, auch humoristische
Rollen und Naturburschen und ging dann in das
Fach der ersten Helden über. Bei Eröffnung des
neuen Burgtheaters wurde K. zum Regisseur er-
nannt. Zu seinen bekanntesten Rollen zählen:
Percy, Tempelherr, Tell, Othello u. a. Sein
Organ ist klangvoll und modulationsreich. Auch
als lyrischer und dramat. Dichter ("Der Winter-
könig", Drama) hat sich K. bekannt gemacht.
Krafzewfki (spr. krasch-), Josef Ignaz, poln.
Schriftsteller, geb. 28. Juli 1812 in Warfchau, be-
suchte die Universität Wilna, brachte 1831 im Ge-
fängnisspital zu, kehrte 1833 auf das väterliche Land-
gut Dothe zurück und pachtete das Gut Omelew in
Volhynien. 1840 siedelte er nach dem Landgut Gro-
dek, 1849 nach Hubin über und gab 1841-51 das
"^tliLnaeuin" (Wilna) heraus. 1853 zog K. nach
Schitomir und 1860 nach Warschau, wo er die Redak-
tion der "6^26tH coä^iknQa" (seit 1861 "6^26ta
poi8k9.") übernahm, aber schon 1862 die Redaktion
niederlegte. Febr.1863 verließ erWarschau für immer.
Er lieh sich nun in Dresden nieder und erwarb 1876
die sächs. Staatsangehörigkeit. 1879 feierte ganz Po-
len sein 50jähriges Schriftstellerjubiläum in Krakau.
Als er im Juni 1883 von einer Badereise aus Pau
über Paris in Berlin eintraf, wurde er verhaftet und
19. Mai 1884 wegen vollendeten Landesverrats
(weil er vertrauliche Schriftstücke der deutschen Mi-
litärverwaltung an Frankreich ausgeliefert hatte) zu
3 Jahren 6 Monaten Festungshaft (in Magdeburg)
verurteilt. Im Herbst 1885 erhielt K. seiner erschüt-
terten Gesundheit wegen Urlaub gegen Kaution und
ging nach Oberitalien; er kehrte aber nicht mehr
zurück, sondern hielt sich in Genua auf und starb
19. März 1887 in Genf. Seine Leiche wurde in
Krakau 18. April 1887 beigesetzt. (Zum Prozeß vgl.
den Neuen Pitaval, Neue Serie, Bd. 20, Lpz. 1886.)
K. hat sich auf jedem litterar. Gebiet versucht
und, abgesehen von einer Unmasse von Artikeln und
Korrespondenzen, an 350 Werke in über 600 Bänden
hinterlassen. Er begann mit Erzählungen, histor.
Romanen und Geschichtswerken. Literarhistorische,
kunsthistorische, archäologische, ästhetische und philos.
Schriften schlössen sich an; ferner die Epen "^na-
661^3", eine Trilogie aus Litauens mythischer,
heidn. und ritterlicher Zeit (1840-45; übersetzt ins
Deutsche und Litauische, Pos. 1883), die histor.
Dramen "Ir^eci maM" (Krak. 1876) und "Niää
Xa82t6iHii8ki" (Kiew 1860). Unter seinen lyrischen
Gedichten ragen die "ll^inn^ dolsäci" (Par. 1857)
hervor. Von Geschichtswerken seien erwähnt K.s
"Geschichte von Wilna" (4 Bde., Wilna 1840-42),
"Geschichte und Kulturgeschichte von Litauen" (2 Bde.,
Warsch. 1847-50), "Polen zur Zeit der Teilungen"
(3 Bde., Pos. 1873-75).
Das Hauptverdienst K.s bleiben jedoch seine Er-
zählungen und Romane, zusammen über 240. Viele
davon sind ins Deutsche ("Ausgewählte Werke",
12 Bde., Wien 1880-81), Russische und Czechische
übersetzt. Seine histor. Romane (abgesehen von
"Oapi-sas und Ilouia", 4 Bde., Wilna 1860, und
"Rom unter Nero", Krak. 1866) sind der poln. Ge-
schichte entnommen, haben aber nur dann vor-
ragenden Wert, wenn sie das 18. Jahrh, dar-
stellen (z. B. "Gräfin Kosel", deutsch, Wien 1880;
"Brühl", "Der Starosta von Warschau", "Auf dem
Schlosse von Viata", "Die Sünden des Hetmans",
"Glück und Unglück", "Warschau im I. 1794"
u. s. w.). 1875 unternahm es K., nach Art der
"Ahnen" Freytags, in einem histor. Nomancyklus
Polens Entwicklung darzustellen; er begann mit
"8t3.rg< daäii" (3 Bde., Warsch. 1876) aus dem
9. Jahrh., und nun folgen in langer Reihe diefe
Romane bis auf "2a 82.30^" ("Zur Zeit der Sach-
sen") und "8a8ki6 O8t3.tki" ("Sä'chs. Überbleibsel"),
aus der Zeit Augusts II. und III.
K.s Werke haben in Polen den Roman eingebürgert
und den franz. Roman verdrängt. Von Dorfge-
schichten seien genannt "Dian^" (1843), "Oliata. sa
>v3iH" (3 Bde., 1854), "Ogtap i ^r^nkZ (deutsch von
Fritz, 2 Bde., Bresl. 1856) u. s. w.; unter den übri-
gen "8^ia,t i posta" ("Welt und Dichter", Pos.
1839; deutsch Stuttg. 1886), "I^tai-nia c^rno-
K8itz2ka" (1843-44), "Dna 8^iat^" (1856), "Nori-
wri" (deutsch, Lpz. 1880), "R^uri-Lcwi-i" (deutsch,
ebd. 1881) u. s. w. Unter dem Pseudonym Bole-
stawita schrieb K. eine Reihe von Skizzen russ.-
poln. Beziehungen, besonders insoweit sie die Er-
eignisse von 1860 bis 1864 betreffen, z. V. "Der
Spion" (Pos. 1864; deutsch Dresd. 1864), "Wir
und Sie" (1865), "Der Jude" (1865 - 06), "Im
Osten" (1866) u. s. w. - Vgl. Bohdanowitsch, K. in
seinem Wirken und seinen Werken (Lpz. 1879);
Chmielowski, Josef Ignacy K. (polnisch, Krak. 1888).
Krafznagebirge, s. Karpaten (S. 186 d).
Krater (grch.), großes, weitbauchiges und zwei-
henkliges Gefäß (Mischkrug, Mischkessel), bei den
Mahlzeiten der alten Griechen im Gebrauch.
Krater (grch.), Bezeichnung für die Öffnungen
der Vulkane, durch die die Ausbrüche erfolgen. Es
sind trichter-, kessel- oder schüsselförmige Vertiefun-
gen mit meist sehr steilen Wänden; die Form der
K. ändert sich bei jedem Ausbruch, und zwischen
ihrer Weite und Tiefe und der Höhe und Masse der
Vulkane besteht kein bestimmtes Verhältnis. Von
den K. aus erfolgen bei einem Ausbruch dve Explo-
sionen der Dämpfe und Gase, in ihnen tritt zumeist
die Lava zuerst zu Tage, von ihnen aus werden
Schlacken, Lapilli und Aschen emporgeschleudert; sie
bieten daher auch im Zustande der Ruhe eines Vul-
kans einen ungemein wüsten Anblick dar, die zer-
rissenen Wände bestehen aus Lavaschollen, Blocken
und Schlacken oder auch aus feinem zertrümmertem
Material, auf dem Boden ist oft noch eine Bocca
(d. i. Mund) vorhanden, aus der vielleicht schwache
Eruptionen erfolgen, Fumarolen (s. d.) strömen
aus der Vocca und aus vielen Rissen und Spal-
ten hervor, Exhalationen von sauren Dämpfen,
von Schwefelwasserstoff und von schwefliger Säure
(s. Solfatara) geben Anlaß zur Bildung mißfarbiger
Oberflächen der Gesteinsmassen, in größern K.
sammelt sich selbst Wasser zu Teichen und Seen an.
Je nach der Art des Materials der Kraterwände
unterscheidet manTufskrat er, Schlackenkrater,
Lavakrater. Außer dem meist auf dem Gipfel
gelegenen Hauptkrater können größere Vulkane auf
ihren Flanken uoch mehrere Nebenkrater enthalten,
wie der Ätna deren über 700 aufweist. Als Ein-
sturzkrater (Caldera, s. d.) bezeichnet man ge-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.