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Kreuzkraut – Kreuznach
als Lager ausgebildeten Kopf, in dem sich der in der gegabelten Pleuelstange konisch eingesetzte Zapfen dreht. Die Gleitbacken sind meist in Gußeisen ausgeführt und oft auf den eigentlichen Gleitflächen mit Weißmetall gefüttert. Bei dem in umstehenden Fig. 1 u. 2 gezeichneten K. (Fig. 1 ist ein Schnitt nach v w in Fig. 2 und Fig. 2 ein Schnitt nach x y in Fig. 1) trägt das Kolbenstangenende a die Traverse b, die beiderseits mit Zapfen c versehen ist; an diesen sitzen die Gleitstücke d, die oben und unten in entsprechenden Nuten der Führungsgleise (Geradführung) e gleiten. Bei vertikalen Balanciermaschinen besteht der K. aus einem an der Kolbenstange befestigten Querstück, Traverse, das an den Enden mit Zapfen versehen ist, die den Anschluß der hier zur Geradführung nötigen Gestänge ermöglichen. Kreuzköpfe mit Traverse und an den Enden derselben angebrachten Gleitstücken auf Führungsleisten des Dampfmaschinenrahmens finden sich auch vielfach ausgeführt bei horizontalen Walzenzugs- und Gebläsemaschinen. – In der menschlichen Anatomie nennt man ein solches Individuum einen K., dessen beide (fontale) Stirnbeinhälften abnormer Weise nicht miteinander verwachsen sind, sodaß die Naht zwischen diesen eine nach unten gerichtete Verlängerung der Pfeilnaht (s. Schädel) und mit der Kronennaht ein Kreuz bildet. Es ist dies eine Hemmungsbildung aus dem Säuglingsalter.
Kreuzkraut, s. Senecio.
Kreuzkröte, s. Kröten.
Kreuzlähme der Pferde, soviel wie Harnwinde (s. d.).
Kreuzleinen, s. Zügel.
Kreuzlingen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau, hat 107,7 qkm und (1888) 15492 E., darunter 3860 Katholiken, in 12 Gemeinden. – 2) Hauptort des Bezirks K., auf dem linken Ufer des Bodensees, an der Linie Romanshorn-Konstanz der Schweizer Nordostbahn, schließt sich wie eine Vorstadt an Konstanz an und hat (1888) 3519 E., darunter 1459 Katholiken; Post, Telegraph, eine stattliche Kirche mit einer Leidensgeschichte in Holz geschnitzt (über 1000 Figuren) aus dem 18. Jahrh., eine 1848 aufgehobene Augustinerabtei, in deren 1666 errichteten Gebäuden gegenwärtig das thurgauische Lehrerseminar, eine Musterschule und eine landwirtschaftliche Anstalt untergebracht sind, und eine Privatirrenanstalt.
Kreuzlipaß, wenig begangener Paß der Glarner Alpen, führt von Amsteg im schweiz. Kanton Uri nach dem Val Tavetsch des Graubündener Oberlandes. Der Pfad zweigt bei Hinterbristen vom Maderanerthal ab und steigt durch das steinige Etzthal über Trümmerhalden und Schneefelder zur Paßhöhe (2350 m) zwischen den Ausläufern der Crispalt (s. d.) und des Oberalpstocks, senkt sich ins öde Val Strim hinab und mündet bei Sedrun.
Kreuzmandeln, s. Ernte (Bd. 6, S. 307 a).
Kreuzmariage, s. Mariage.
Kreuzmast, s. Mast.
Kreuzmeißel, s. Meißel.
Kreuznach. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 557,27 qkm, (1890) 71916 (34711 männl., 37205 weibl.) E., 4 Städte und 78 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis K., an der Nahe, in 104 m Höhe, an der Linie Saarbrücken-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz), Hauptsteueramtes und einer Reichsbanknebenstelle, besteht aus Altstadt rechts und Neustadt links der Nahe, die hier eine Insel (Badewörth) bildet, sowie dem südlich der erstern liegenden neuen Badestadtteile und hat (1890) 18143 (8393 männl., 9750 weibl. E., darunter 6949 Katholiken und 611 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, mehrere Brücken über die Nahe, eine evang. Pauluskirche auf der Insel, 1777 erbaut an Stelle einer 1689 von den Franzosen zerstörten Kirche, von der nur noch die Trümmer des got. Chors (1330) übrig sind, und 1857‒63 zu einer engl. Kirche ausgebaut, evang. Wilhelmskirche, kath. Wolfgangskirche, ein königl. Gymnasium, 1819 eröffnet, Realschule und höhere Mädchenschulen. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Tabak, Chemikalien, Leder, Kammwaren und Schaumwein; ferner bestehen eine Glashütte, bedeutende Gerbereien, etwa 80 Weinhandlungen sowie Handel mit Leder, Obst und Spirituosen. Von den zahlreichen Solquellen, 1478 entdeckt, wird die an der südl. Spitze der Insel entspringende Elisabethquelle (12,5° C.) mit Wandelbahn, welche neben Kochsalz Brommagnesium enthält, vorzugsweise zum Trinken, die Nahequelle, die Oranienquelle (12° C.) und die übrigen zum Baden benutzt. Die Bäder nebst den zugehörigen Heilanstalten sind auf und in der Nähe der Badeinsel vereinigt, wo sich neben zahlreichen Gast- und Badehäusern auch das Kurhaus (1840) nebst dem Badehaus (1872) und dem Inhalatorium (Doppelgradierhaus mit Zwischengang) befindet. Berühmt und nicht erreicht ist die Kreuznacher Mutterlauge (s. d.), die beim Salzsieden gewonnen und wegen ihres Gehaltes an Chlorcalcium, Chlorlithion und Bromverbindungen als Zusatz zu den Bädern benutzt wird. Neben den Solbädern dienen zu Kurzwecken Inhalationen im Inhalatorium und dem Soldunstkabinett, Sitzbäder, Dampf- und elektrische Bäder, Injektionen, Brom-Jodseife und Molken. Es besteht eine Kinderheilanstalt Victoriastift. 1893 wurden versandt: 4852 Flaschen Elisabethquelle, 3181 l Mutterlauge und 23597 kg Mutterlaugensalz; die Zahl der Kurgäste betrug 6058. Auf dem linken Naheufer erhebt sich der Schloßberg oder Kauzenberg (150 m) mit den Trümmern eines 1689 von den Franzosen zerstörten Sponheimschen Schlosses, jetzt mit Parkanlagen und Weinbergen (Kauzenberger) bedeckt. In der Nähe von K. die Ruine eines röm. Castrums, die sog. Heidenmauer, wo Grabstätten, Mosaikarbeiten und Münzen gefunden werden. 1 km südlich von K. in dem engen, von 400 m hohen Porphyrfelsen eingeschlossenem Salinenthal die großherzoglich hess. Salinen Karlshalle und Theodorshalle, 1729 und 1743 angelegt, mit Gradier- und Logierhäusern, Kurgarten und Kurhaus, weiter südlich das Bad Münster am Stein (s. d.).
^[Abb. Wappen von Kreuznach]
Der Ort kommt schon 819 als karoling. Pfalz vor. Heinrich Ⅳ. schenkte die Domäne 1065 dem Bistum Speyer, welches den im Anfang des 13. Jahrh. als Stadt bezeichneten Ort 1241 an den Grafen Heinrich von Sayn verkaufte. Durch dessen Tochter kam K. an die Grafen von Sponheim, wurde Hauptstadt der vordern Grafschaft Sponheim und fiel später an Kurpfalz. – Vgl. Stabel, Das Solbad K. für Ärzte dargestellt (4. Aufl., Kreuznach 1887); Heusner, Über die Einwirkung der Kreuznacher Bäder
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