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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kropatschekgewehr; Kröpelin; Kropf; Kropfantilope; Kröpfen

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Kropatschekgewehr - Kröpfen

in die Redaktion der «Kreuzzeitung» ein, der er seitdem angehört. 1879 wurde er in das preuß. Abgeordnetenhaus, 1884 in den Reichstag gewählt, wo er sich der deutschkonservativen Partei anschloß. Während er im Abgeordnetenhause vorwiegend in Unterrichtsfragen als Redner hervortritt, hat er im Reichstag in der Behandlung der socialen und Handwerkerfragen eine führende Rolle in der konservativen Fraktion übernommen. 1891‒92 war er Mitglied der Siebener-Kommission, die zur Beratung einer Reform des preuß. höhern Schulwesens von dem Kaiser berufen war. Er war Mitarbeiter an dem Atlas: Debes, Kirchhoff und Kropatscheck, Schulatlas für die Oberklassen höherer Lehranstalten (Lpz. 1884; 11. Aufl. 1893).

Kropatschekgewehr, s. Handfeuerwaffen (Bd.8, S. 765 b).

Kröpelin, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, 8 km von der Ostsee, an der Nebenlinie Wismar-Rostock der Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Rostock), hat (1890) 2377 evang. E., Post, Telegraph, Pfarrkirche, Georgshospital, Kranken- und Armenhaus, Vorschussverein und Sparkasse. Etwa 4 km nördlich das Ostseebad Brunshaupten und die Kühlung, ein Höhenzug (128 m) bei Diederichhagen, der steil in die Ostsee fällt. Auf der sog. Bukspitze, 6 km von K., der neue Leuchtturm von Bastorf.

Kropf (Ingluvies), bei Vögeln die sackartige, mit eigenartigen Drüsen versehene Erweiterung der Speiseröhre, welche besonders den Hühnern, Tauben, Papageien und Tagraubvögeln eigen ist, unter den übrigen Vögeln aber nur bei einzelnen Gattungen gefunden wird. Im K. erweicht das Futter durch Aufquellen, bevor es in den Muskelmagen gelangt. Während der Brütezeit sondert der K. bei den Tauben eine breiige käseartige Masse ab, die zur Ernährung der Jungen verwendet wird.

Beim Menschen nennt man K. im gewöhnlichen Leben jede Anschwellung an der vordern Seite des Halses. Doch bezeichnet die Pathologie eine solche Anschwellung nur dann mit dem Namen K. (Struma), wenn sie von einer dauernden Vergrößerung der die Luftröhre nach vorn und seitlich bedeckenden Schilddrüse (s. d.) herrührt. Geringere Grade der ^[richtig: des] K. werden auch als dicker Hals, Satthals oder Blähhals bezeichnet. Von den verschiedenen Arten des K. sind folgende drei die bemerkenswertesten. Der Gefäßkropf (Struma vasculosa) ist ausgezeichnet durch bedeutende Erweiterung der in der Geschwulst sich verzweigenden Blutgefäße. Der sog. lymphatische oder gelatinöse K. (Struma lymphatica, parenchymatosa s. gelatinosa,), die am häufigsten beobachtete Art, entsteht durch Neubildung von Drüsengewebe und Umwandlung des normalen Inhalts der Drüsenbläschen in eine gelbliche, mattglänzende, gallertartige (sog. kolloide) Substanz und stellt sich in vielen verschiedenen Formen dar, je nachdem nur ein einzelner Lappen oder die ganze Drüse ergriffen ist. Der Balg- oder Cystenkropf (Struma cystica) endlich entsteht durch Zusammenfließen der erweiterten Drüsenbläschen zu größern Blasen, von denen meist eine einen größeren Umfang hat.

Die Ursachen des K. sind noch nicht hinlänglich erforscht. Er ist in manchen Gebirgsgegenden endemisch, ohne daß man den Grund davon aus der Beschaffenheit des Bodens, der Luft und des Wassers, wie bisher oft geschehen, mit unbezweifeltem Recht herleiten könnte. Die Beschaffenheit des Wassers scheint nach neuern Forschungen von entschiedenem Einfluß; es giebt sog. Kropfquellen, weil der Genuß des Wassers solcher Quellen K. hervorruft. Andere Quellen liefern Wasser, das direkt heilend wirkt, d. h. den K. rückgängig macht. Bei Männern findet man ihn seltener als bei Frauen; auch findet man ihn oft bei Kretinen (s. d.). Bisweilen ist der K. angeboren. In der Regel entsteht er in jüngern Lebensjahren und nimmt bis zu den mittlern Jahren allmählich an Umfang zu. Bei Schulkindern, namentlich bei Mädchen, entwickeln sich nicht selten Anschwellungen der Schilddrüse (sog. Schulkropf) infolge anhaltend gebückten Sitzens, wobei der Rückfluß des Blutes vom Kopf und Hals erschwert und die Schilddrüse dauernd mit Blut überfüllt wird. Als Hauptmittel wendet man besonders das Jod an. Dieses wird entweder eingepinselt oder als Jodsalbe eingerieben, oder das Jodkalium innerlich genommen oder als Jodlösung direkt in die Drüsensubstanz eingespritzt. Erreichen die durch den K. hervorgerufenen Beschwerden einen bedrohlichen Grad und bringen Jodmittel keine Hilfe mehr, so muß man zur operativen Beseitigung des K. seine Zuflucht nehmen. Bei Cystenkröpfen reicht gewöhnlich die Eröffnung und Entleerung des Balges aus. Andere Kropfformen erfordern die Ausschälung oder Exstirpation der Geschwulst, eine allerdings große und sehr schwierige Operation, welche aber neuerdings vielfach mit bestem Erfolg ausgeführt ist. Ein K. kann auch der Sitz einer bösartigen (carcinomatösen oder sarcomatösen) Geschwulst werden (Struma maligna). Dann vergrößert er sich schnell und ruft bedeutende, namentlich Schlingbeschwerden hervor. Helfen kann hier nur die Exstirpation. Die Exstirpation der ganzen Schilddrüse darf bei K. niemals ausgeführt werden, weil sie leicht die Erscheinungen einer eigentümlichen Kachexie, der sog. Cachexia strumipriva, zur Folge hat (Ausfallen der Haare, Gedächtnisschwäche, Unfähigkeit zur Arbeit, psychische Depression, Myxoödem, Tetanie u. s. w.), die meist tödlich endet. – Vgl. Bircher, Der endemische K. und seine Beziehungen zur Taubstummheit und zum Kretinismus (Bas. 1883); Bruns, Über den gegenwärtigen Stand der Kropfbehandlung (Lpz. 1884); Wölfler, Die chirurg. Behandlung des K. (Berl. 1887); Naumann, Über den K. und dessen Behandlung (aus dem Schwedischen von Reyher, Lund 1892). ^[Spaltenwechsel]

Kropf, Pferdekrankheit, volkstümliche Bezeichnung für Druse (s. d.).

Kropf des Roggens, s. Stockkrankheit.

Kropf oder Kropfrad, s. Wasserräder.

Kropfantilope (Antilope gutturosa Pallas) eine 90‒95 cm lange Art der Antilopen (s. d.) mit 16 cm langem Schwanz; Höhe am Widerrist 80 cm, am Becken 83 cm. Charakteristisch ist der starke Kehlkopf, der bei alten Tieren sich kropfartig entwickelt. Die K. bewohnt die weiten Steppen der mongol. Tatarei.

Kröpfen bedeutet in der Jägersprache bei den Raubvögeln soviel wie fressen, bei dem Auerhahn einen Balzlaut (s. Balzen).

Kröpfen, das Umbiegen oder Umschmieden von Blechen, Winkeleisen, Achsen u. s. w. in der Weise, daß die Mittellinie der Biegungsrichtung, wie bei der ^[Abb.]förmigen Kröpfung, mit der Mittellinie des geraden Eisens parallel ist oder, wie bei der ^[Abb.]förmigen Kröpfung, nach der Abbiegung wieder in einer Geraden liegt. Sind zwei Kröpfungen auf

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]