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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lackfarben - Lacordaire (Jean Baptiste Henri Dominique)
heute wird sie im Orient in großer Ausdehnung
geübt, aber die neuen Arbeiten kommen den alten
weder an Technik, Solidität, noch Schönheit und
Reichtum gleich. Im 18. Jahrb. haben Franzosen
und Holländer vergebens die japanischen L. nach-
zuahmen versucht; sie sind auch nicht annähernd ihr
gleich gekommen. Heute könnte auch Europa nicht
um den gleichen Preis arbeiten wie die Japaner,
deren moderne Arbeiten sehr billig sind. Der alte
Goldlack ist freilich Antiquität und wird als solche
sehr hoch bezahlt in Japan wie in Europa. - Vgl.
Gonse, I/art MpoQiÜZ (Par. 1883); Rein, Japan,
Bd. 2 (Lpz. 1886).
Lackfarben, s. Farblacke.
Lackfirnis, s. Firnis.
Lackharz, soviel wie Schellack (s. d.).
Lackieren, das überziehen der Gegenstände mit
Lack, eine Erfindung der Chinesen oder Japaner,
wurde durch einen Augustinermönch, Namens Eusta-
chius, aus Indien nach Rom gebracht, von wo aus
sich dieselbe über Europa verbreitete (s. Lackarbei-
ten). Die gewöhnliche Art der Lackierung ist die, daß
der Lack mit der Farbe zugleich aufgetragen wird.
Alle bessern Arbeiten bekommen zuerst Anstriche
von in Lack angeriebener Farbe und darüber 8 -
10 Lagen von reinem Lack ohne Farbe, denen man
durch Schleifen und Polieren Glätte und Glanz
erteilt. - Vgl. Ande's, Praktisches Handbuch für
Anstreicher und Lackierer (2. Aufl., Wien 1892).
Lackiererschulen, in der Regel verbunden mit
Malerschulen für Dekorations- oder Zimmer-
maler, sind Schulen, welche die technische Fertigkeit
und künstlerische Auffassung der Lehrlinge und Ge-
hilfen des Lackierer- und Malergewerbes fördern
sollen. Da hierzu in der Hauptsache der Unterricht im
Freihandzeichnen und Malen (mit Deckfarben) genügt
und in den spätern Wintermonaten das betreffende
Gewerbenicht viel Beschäftigung hat, so sind derartige
Schulen verhältnismäßig häusig: in Preußen 29;
man findet sie auch an den größern Orten in Sachsen,
Bayern, Württemberg, Baden u. s. f. Einige Schu-
len haben vierteljährliche Kurse mit Tagesunterricht
zu täglich 6 Stunden während des Winters, andere
haben nur Abendunterricht zu je 1 oder 2 Stunden
an einigen Wochentagen während des ganzen Jahres
bei dreijährigem Kurse; dementsprechend schwankt
auch die Höhe des Schulgeldes. In Wien existiert
besonders eine fachliche Fortbildungsschule für An-
streicher und Wagenlackierer.
Lack-Lack, s. I^oiak6.
Lackmold, s. Resorcinblau.
Lackmus (I^cca. musci, I^cca muLica, von
mu8eii8, Moos, weil hauptsächlich aus Flechten,
früher fälschlich Moose genannt, gewonnen), ein
blauer Farbstoff, der gegenwärtig fast nur in Holland
in der Weise dargestellt wird, daß man gewisse
Flechten, und zwar dieselben, die man zur Dar-
stellung der Orseille und des Persios verwendet,
Arten der Gattungen I^ckmora (s. d.) und Nocesiia
(s. d.), besonders I^ckmora. tai-tki-ea. ^.e/t. (Ocliro-
Iscdia tai-tÄi-63. Xb?".), früher auch Noccelia tino
toria _VO. und Roccsila kuciloi-ini8 Ad, mit einem
Zusätze von kohlensaurem Kalium und Ammoniak
gären läßt und die infolge der Zersetzung erst rot
und später blau werdende Masse mit Gips oder
Kreide dergestalt verdickt, daß sie sich zu leichtzer-
reiblichen Würfeln gestalten und austrocknen läßt.
Auch im Lackmuskraut oder Färbecroton (s. lüro^o-
pkora) ist L. enthalten. Das L. enthält einen eigen-
tümlichen blauen Farbstoff, das Azolitmin, das
sich durch Wasser ausziehen und dann zur Färbung
von Papier, Wäsche, Wein, Zuckerwaren u. s. w.
verwenden läßt. Da L. durch die geringste Spur
freier Säure rot gefärbt, durch Alkalien dagegen
regeneriert wird, so dienen Lackmuspapier (s. d.) und
Lackmustinttur (s. d.) in der Chemie als Reagentien
auf Säuren und Alkalien. Früher wurde das L.
zum Bläuen der weißen Tünche und der Wäsche
verwendet, wo es gegenwärtig fast vollständig durch
das Ultramarin ersetzt ist. Das aus dem Lackmus-
kraut gewonnene L. wird bei der Herstellung der
blauen Bezetten (s. d.) verwendet. Das Kilogramm
L. kostet 1-1,5 M.
Lackmusflechte, s. I^oanora und Roccelia.
Lackmuskraut, s. Oo^optiora.
Lackmuspapier, blaues, mit Lackmustinktur
(s. d.) getränktes und dann getrocknetes Filtrier-
papier. Zur Bereitung von rotem L. säuert man
die Lackmustinktur mit Phosphorsäure soweit an,
bis volle Rötung eintritt. Blaues L. dient als Rea-
gens auf Säuren, rotes als Reagens auf Alkalien
(f. Lackmus).
Lackmustinktur, ein kalter wässeriger Auszug
von Lackmus, dargestellt im Verhältnis von 1:20,
unter tropfenweisem Zusatz von Phosphorsäure, bis
die blaue Farbe einen schwach rötlichen Schein an-
zunehmen beginnt; L. dient als Reagens in der
Chemie (s. Lackmus). M d.).
Lackschildlaus, soviel wie Gummilackschildlaus
I"a.o-1a.ks (engl., spr. lack lehk) oder Lack-Lack,
ein dem 1^oä^6 (s. d.) ähnlicher, durch Fällen des
Gummilackertraktes mit Alaun erhaltener Farb-
stoff, der jedoch nur noch fetten Verwendung findet.
Lac Leman (spr. -mäng), s. Genfersee.
Laclos (spr. >kloh), Pierre Ambroise Francois
Choderlos de, franz. Schriftsteller, geb. 1741' zu
Amiens, trat in das Geniekorps und veröffentlichte
unter anderm u. d. T. "Une 6piti-6 ö. Nai^ot" eine
Satire gegen die Dubarry. Bekannt ist L. durch den
schlüpfrigen Roman "1^63 Uaigong äan^reuLkL"
(4 Bde., Par. und Amsterd. 1782 u. ö.; deutsch
Franks. 1798-99). Beim Ausbruch der Revolution
wurde L. Sekretär des Herzogs von Orle'ans, mit
dem er nach England ging. 1792 trat er als Ma-
re'chal-de-Camp in die Armee zurück; Anfang 1793
als Freund des Herzogs von Orle'ans verhaftet,
kam er durch den 9. Thermidor frei. Später Brigade-
general, starb er 5. Nov. 1803 zu Tarent.
Lacondamine, Charles Marie de, franz. Na-
turforscher, s. Condamine. sS. 255 ".).
I"3.o0uiouln, trocknes Schwitzbad, s.Bad (Bd. 2,
^,"et>7't/., hinter lat. Tiornamen Abkürzung für
Jean Theodore Lacordaire (s. d.).
Lacordaire (spr. -dähr), Jean Baptiste Henri
Dominique, französischer kath. Kanzelredner, geb.
12. Mai 1802 zu Rccey-sur-Ource (Cöte-d'Or), stu-
dierte zuerst die Rechte zu Dijon, war seit 1822 in
Paris Advokat, wo der Abbt5 Gerbet den jungen
Voltairianer bekehrte, der infolgedessen 1824 in das
Seminar St. Sulpice eintrat und 1827 die Priester-
weihe empfing. Im Verein mit Lamennais und
Montalembert gründete er 1830 das demokratisch-
ultramontane Journal "I/^v6iiii-", unterwarf sich
aber in Rom, als Gregor XVI. dasselbe verurteilte.
Seit 1835 sammelte er zu seinen Predigten in der
Kirche von Notre-Dame durch seine glänzende Be-
redsamkeit und dadurch, daß er alle kirchlichen, poli-
tischen und socialen Interessen und Bewegungen der