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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: La Fosse; Lafr.; Lafuénte; Lagan; Lagarde

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La Fosse - Lagarde

Theologie fand, so übertrug ihm sein Vater den Posten des «Maître des eaux et forêts» in Château-Thierry und gab ihm 1647 eine Frau. L. ließ aber nach einiger Zeit Amt und Frau im Stich und ging Ende der fünfziger Jahre nach Paris, wo der Oberintendant Fouquet sein Beschützer wurde. Bis dahin hatte L. erst eine freie Bearbeitung von des Terenz «Eunuchus» (1654) und die poet. Erzählung «Adonis» (1658) verfaßt. In Paris führte L. ein bequemes Genußleben, bis der Sturz Fouquets (1661) ihn mittellos machte und in der Heimat wieder Zuflucht suchen ließ. Hier wurde er mit der Herzogin von Bouillon (geborenen Mancini) bekannt und auf ihrem Schlosse ein täglicher Gast. Für die Herzogin schrieb er seine ausgelassenen Verserzählungen und Novellen und begleitete sie 1664 wieder nach Paris, wo ihn vornehme Gönner vor den täglichen Sorgen des Lebens schützten. Durch Racine wurde er auch mit Boileau und Molière bekannt und von diesen Freunden litterarisch gefördert. Frau von Sablière und nach deren Tode Frau von Hervart sorgten besonders in seinen letzten Jahren für seinen Unterhalt. Dagegen mußte L. dem Hofe fern bleiben, Ludwig ⅩⅣ. bewahrte dem Dichter einen Groll, entweder wegen seiner Anhänglichkeit an Fouquet oder wegen seiner unmoralischen Erzählungen, und erst der Widerspruch des Königs mußte besiegt werden, ehe L. in die Akademie (1684) aufgenommen werden durfte. In seinem Alter bereute L. seinen Leichtsinn, und um seine litterar. Leichtfertigkeiten wieder gut zu machen, übersetzte er einzelne Psalmen in franz. Versen. Er starb 13. April 1695. In Auteuil wurde ihm 1891 ein Denkmal errichtet. Seine Hauptwerke sind die schlüpfrigen, aber in unnachahmlich graziösen Versen erzählten «Contes et nouvelles en vers» (5 Bücher, 1665‒74 u. ö.), die dem Stoff nach meist den ital. und franz. Novellisten entlehnt sind, und die «Fables» (1. bis 6. Buch 1668, 7. bis 11. Buch 1678, 12. Buch 1694). Auch hier stammt die Erfindung aus Äsop, Phädrus und andern mittelalterlichen Sammlungen. Durchaus originell ist die meisterhafte Darstellung. L. verband mit der Gabe plastischer Anschaulichkeit eine scheinbar harmlose Naivetät des Tons und schalkhaften Humor. Seine künstlerische Meisterschaft der Versbehandlung ruft den seinem Gegenstande angemessenen Eindruck nachlässiger Leichtigkeit hervor und eingestreute Altertümlichkeiten der vertrauten Rede geben seiner Sprache einen gemütlichen Anstrich. Die übrigen Dichtungen L.s, darunter auch einige Dramen, sind von geringerm Werte; Erwähnung verdient nur noch die Bearbeitung des Psychemärchens: «Les amours de Psyché.» Die beste Ausgabe von L.s Werken sind die «Œuvres» (in der Sammlung der «Grands écrivains», hg. von Henri Regnier, 9 Bde., Par. 1888‒92). Meisterhaft ins Deutsche übertragen sind die Fabeln von Dohm (Berl. 1877). – Vgl. Walckenaër, Histoire de la vie et des ouvrages de L. (Par. 1820); E. Faguet, Lafontaine (ebd. 1889); Taine, L. et ses fables (12. Aufl., ebd. 1892).

La Fosse (spr. fohß), Charles de, Maler, geb. 1636 zu Paris, war Schüler Lebruns und bildete sich seit 1658 in Rom und Venedig aus. 1699 wurde er Direktor der Pariser Akademie, 1715 erhielt er den Titel eines Kanzlers. Er starb 13. Dez. 1716 in Paris. Bei seinen Malereien war teils P. Veronese, teils Rubens sein Vorbild. 1705 vollendete er sein Hauptwerk, das Kuppelgemälde im Invalidendom, welches zu den bedeutendsten Leistungen der Zeit gehört. Es stellt den heil. Ludwig dar, welcher dem Heiland Schwert und Krone zu Füßen legt, in den Zwickeln die vier Evangelisten. In London schuf er 1689‒90 die Fresken im Palast Montague, anderes in Versailles und in Kirchen Frankreichs. Ferner sind hervorzuheben: Vermählung der heiligen Jungfrau, Raub der Proserpina (beide im Louvre zu Paris), Venus bittet Vulkan um Waffen für Äneas (Nantes, Museum).

Lafr., hinter der lat. Bezeichnung für naturhistor. Gegenstände Abkürzung für Lafresnaye (spr. -fränäh), einen franz. Naturforscher, besonders Ornithologen.

Lafuénte, Miguel y Alcántara, span. Geschichtschreiber, geb. 10. Juli 1817 zu Archidona (Provinz Malaga), trat nach beendeten Rechtsstudien in das Advokatenkollegium von Granada und wurde 1846 zum Cortesdeputierten für Archidona erwählt. Er starb als Fiskal von Cuba im Aug. 1850. Sein Hauptwerk ist die «Historia de Granada» (4 Bde., Granada 1843‒48; 2 Bde., Par. 1852).

Lafuénte, Modesto, span. Geschichtschreiber, geb. 1. März 1806 zu Rabanal de los Caballeros (Provinz Valencia), war Professor und Bibliothekar zu Astorga und siedelte 1838 nach Madrid über. Mehrmals Deputierter und Vicepräsident der Cortes, zeichnete er sich in diesen als polit. Redner aus und wirkte später als Direktor der Escuela superior de diplomática und Präsident der Junta de los archivos y bibliotecas. Er starb 25. Okt. 1866 zu Madrid. Die von ihm unter dem Pseudonym Fray Gerundio und Tirabeque herausgegebenen «Coleccion de capilladas y disciplinazos de fray Gerundio» (16 Bde.), «Viages por Francia, Belgica, Hollanda y orillas del Rhin» (2 Bde.), «Viage areostatico», «Teatro social del siglo ⅩⅨ» (2 Bde.) und «Fray Gerundio. Revista europea» (4 Bde.), die sämtlich zwischen 1844‒50 erschienen, sind weit verbreitet. Sein Hauptwerk ist die «Historia general de España» (30 Bde., Madr. 1850‒66; 2. Ausg., 13 Bde., 1874‒75; illustrierte und bis auf die neueste Zeit fortgeführte Ausgabe von Valera, 6 Bde., Barcelona 1877‒82).

Lagan (spr. läggĕn), 56 km langer, schiffbarer Fluß im nordöstl. Irland, Provinz Ulster, entspringt in der Grafschaft Down und mündet bei Belfast durch den Belfast Lough in den Nordkanal. Durch den Belfastkanal ist er mit dem Lough Neagh verbunden.

Lagarde (spr. -gárd), Paul Anton de (eigentlich Bötticher, nannte sich L. nach dem Namen seiner Mutter), Orientalist und Sprachforscher, geb. 2. Nov. 1827 zu Berlin, studierte in Berlin und Halle Theologie, Philosophie und morgenländ. Sprachen, habilitierte sich 1851 in Halle, arbeitete 1852‒53 in London und Paris und wurde 1854 Gymnasiallehrer in Berlin. Nachdem ihm 1866 auf drei Jahre Befreiung vom Schulamt gewährt worden war, ward er 1869 als Ewalds Nachfolger zum Professor in Göttingen ernannt, wo er bis zu seinem Tode, 22. Dez. 1891, verblieb.

L.s erste Schriften, die als «Gesammelte Abhandlungen» (Lpz. 1866) erschienen, beschäftigten sich vorzugsweise mit der iran. Welt. Als Früchte seines Londoner und Pariser Aufenthalts erschienen in syr. Sprache: «Didascalia apostolorum» (Lpz. 1854), «Reliquiae juris ecclesiastici antiquissimae» (ebd. 1856), «Analecta syriaca» (ebd. 1858), «Titi