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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen; Landwirtschaftliche Hochschulen; Landwirtschaftliche Kreditvereine; Landwirtschaftliche Lehranstalten

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Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen - Landwirtschaftliche Lehranstalten

Die L. G. Deutschlands traten 1884 zu einer Vereinigung L. G. zusammen, die jährlich einen Vereinstag abhält. 1891 gab es in Deutschland 4374 eingetragene L. G.; darunter befanden sich 2647 Kreditgenossenschaften, 703 Rohstoffgenossenschaften, 869 Molkereigenossenschaften, 150 sonstige Genossenschaften. Über die gesetzliche Grundlage der Genossenschaften s. Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. - Vgl. Verhandlungen des Preußischen Landes-Ökonomiekollegiums vom 9. Nov. 1887, betreffend die L. G.; Schönberg, Die Landwirtschaft der Gegenwart und das Genossenschaftsprincip (Bresl. 1869); Birnbaum, Genossenschaftsprincip in Anwendung auf die Landwirtschaft (Lpz. 1870); G. Malstedt, Die L. G. und deren Vereinigung zu Verbänden. Ein Ratgeber bei Errichtung L. G. (Oldenb. 1889; 2. Aufl. 1891); Schönberg, Handbuch der polit. Ökonomie, Bd. 2 (Tüb. 1891), S. 110 fg.; Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4 (Jena 1892).

Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen, mechan. Hilfsmittel der Bodenkultur zur Bearbeitung des Bodens, zur Saat und zur Pflege der Nutzgewächse, zur Bewerkstelligung der Ernte, zur Gewinnung der Produkte, zur Zubereitung des Futters, zur Verarbeitung der Milch u. s. w.

Im allgemeinen lassen sich die mechan. Hilfsmittel der Landwirtschaft in folgende Gruppen stellen: A. Geräte und Maschinen zur Bodenbearbeitung und Feldbestellung: Spaten (s. Spatenkultur und Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen I, Fig. 2 u. 4), Grabgabel (s. d. und Fig. 3 u. 5), Schaufel (s. d.), Haue, Hacke (s. d.), Draingeräte (s. Drainierung), Pflug (s. d. und Fig. 1, 6, 7, 10, 12 sowie Artikel Dampfbodenkultur nebst Tafel), Grubber (s. d.), Egge (s. d. und Fig. 11, 13, 14), Krümmer (s. d. und Taf. II, Fig. 9), Ackerwalze (s. d. und Fig. 1, 8, 12), Marqueur (s. d.), Düngerstreumaschinen (s. d.), Dibbel- und Drillmaschinen (s. Dibbeln, Drillen und Fig. 13), Kartoffelkulturmaschinen (s. d.). B. Zur Pflege der Nutzpflanzen während der Vegetation: Hand- und Pferdehacke (s. d. und Taf. I, Fig. 15), Häufler, Furcheneggen. C. Zur Ernte: Sichel (s. d. und Taf. II, Fig. 5 u. 6), Sichte (s. d. und Taf. I, Fig. 8 u. 9), Sense (s. d. und Taf. II, Fig. 2 u. 4), Rechen oder Harke (s. d. und Fig. 3), Gabel, Mähmaschinen (s. d. und Taf. II, Fig. 10; Taf. III, Fig. 1), Garbenbindmaschine (s. d. und Taf. IV, Fig. 1), Heuwendemaschine (s. d. und Taf. III, Fig. 9), Kleekamm, Rübenheber, Kartoffelerntemaschinen, Pferderechen (s. d. und Taf. III, Fig. 6). D. Zum Transport: Karren und Wagen (Taf. III, Fig. 4 u. 5; Taf. IV, Fig. 7), Schlitten und Schleife, Muldbrett. E. Zum Gewinn und zur Bearbeitung der Produkte für den Markt: Dreschflegel (s. Dreschen und Taf. IV, Fig. 5), Fruchtschaufel (Fig. 6), Sieb, Sackhalter, Feimengeräte (s. Feime), Dreschmaschinen (s. d.), Getreidereinigungsmaschinen (s. d. und Taf. III, Fig. 7; Taf. IV, Fig. 2), Maisrebbler (s. d. und Taf. II, Fig. 7), Sortiermaschine, z. B. Kartoffelsortiermaschine (s. d.), Wurzelwaschmaschinen, z. B. Kartoffelwaschmaschine (s. d. und Taf. IV, Fig. 3). F. Zur Verarbeitung der Produkte: Futterschneidemaschine (s. d. und Taf. IV, Fig. 8 u. 9), Ginsterquetschen, Schrotmühlen (s. d. und Taf. IV, Fig. 10), Ölkuchenbrecher, Futterdämpfer (s. d. und Taf. III, Fig. 8), Molkereigeräte besonders für Butter (s. d. nebst Tafel), Flachsbrech- und Schwingmaschinen (s. Flachsspinnerei). G. Hilfsmaschinen und Zwischenwerke, wie Motoren, Transmissionen, Dengelmaschinen, Messerschleifwerke, Viehwage (s. d.) mit Registrierapparat (Taf. III, Fig. 2 u. 3). H. Stall- und Düngergeräte, z. B. Futtertrog für Schweine (Taf. II, Fig. 11), Futterraufe für Schafe (Taf. IV, Fig. 4) u. s. w.

Die Wiege des landwirtschaftlichen Maschinenwesens ist England, wo sich dasselbe seit der durch Jethro Tull bewirkten Einführung der Drillkultur anfangs langsam, dann aber unaufhaltsam Bahn gebrochen hat. Auf dem Kontinent blieben die Fortschritte des landwirtschaftlichen Maschinenwesens in Großbritannien, trotz Thaers vereinzelten Hinweisen darauf, fast unbekannt, bis das Werk von Hamm: "Die L. G. u. M. Englands" (Braunschw. 1845; 2. Aufl. 1856) erschien. Durch die Weltausstellung in London 1851 faßten aber auf einmal die lange vernachlässigten mechan. Hilfsmittel der Agrikultur Fuß und haben sich seitdem außerordentlich entwickelt.

Litteratur. Fritz, Die Geräte und Maschinen der Landwirtschaft (Aarau 1884); Löbe, Anleitung zum rationellen Betrieb der Ernte (Braunschw. 1887); Wüst, Landwirtschaftliche Maschinenkunde (2. Aufl., Lpz. und Berl. 1889); Perels, Ratgeber bei Wahl und Gebrauch L. G. u. M. (6. Aufl., Berl. 1889); Dieterichs, Die L. M. u. G. des Deutschen Reichs nebst ihren Fabrikanten (1891).

Landwirtschaftliche Hochschulen, Hochschulen für den Unterricht in der Landwirtschaft. Als erste derselben kann die von Thaer zu Celle 1802 gegründete, 1806 nach Möglin verlegte Akademie des Ackerbaues gelten. Der Unterricht war rein wissenschaftlich, die große Gutswirtschaft diente zu Demonstrationszwecken. Nach dem Muster von Möglin entstanden eine größere Zahl von landwirtschaftlichen Akademien: Hohenheim (1818), Idstein (1818, später nach Hofgeismar verlegt), Schleißheim (1822, später nach Weihenstephan verlegt), Jena (1826), Tharandt (1829), Eldena (1835), Regenwalde (1842), Proskau und Poppelsdorf (1847), Weende (1851), Waldau (1858). Die Anstalt zu Jena nahm gewissermaßen eine Ausnahmestellung ein. Ihr Begründer und Leiter, Friedr. Gottl. Schulze, vertrat im Gegensatz zu Thaer die Ansicht, der Landwirt müsse seine wissenschaftliche Ausbildung auf der Universität suchen, und verwirklichte seine Ideen mit Erfolg. Die Autorität Liebigs unterstützte später diese Anschauungen. Der seit 1861 erbittert geführte Streit, ob Akademie oder Universität, ist durch Aufhebung der meisten isolierten Akademien entschieden; dieselben sind durch mit Universitäten verbundene sog. Landwirtschaftliche Institute ersetzt. Die Hochschule für Bodenkultur in Wien (gegründet Anfang der siebziger Jahre) suchte diese Gegensätze, durch ihre Organisation zu vermitteln. In Anlehnung an die betreffenden Universitäten sind z. B. landwirtschaftliche Institute eingerichtet in Halle (1862), Leipzig (1869), Gießen (1871), Königsberg (1876), Kiel und Breslau (1881), ferner in Heidelberg und Göttingen. In München wurde 1874 eine Landwirtschaftliche Abteilung des Polytechnikums errichtet, das in Berlin seit 1860 entstandene Institut 1881 zu einer L. H. erweitert.

Landwirtschaftliche Kreditvereine, s. Landschaften und Landwirtschaftlicher Kredit.

Landwirtschaftliche Lehranstalten, s. Ackerbauschule, Landwirtschaftsschulen und Landwirtschaftliche Hochschulen.