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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leander – Leben

mutigen Hügeln umgeben, 1811 noch ein Dorf, jetzt eine der schönsten Städte Englands, hat (1891) 30791 E., breite, schattige Straßen, ein Stadthaus, ein College (1844), spätgot. Allerheiligenkirche, eine Lateinschule, ein Museum, eine Musikhalle, fünf große Badeanstalten, großartige Gasthöfe, ein Theater u. s. w. L. verdankt sein Emporkommen der Entdeckung der Stahl-, Schwefel- und Salzquellen, die gegen Magen- und Leberleiden angewandt werden. In der Nähe Kenilworth (s. d.).

Leander, s. Hero.

Leander, Rich., Pseudonym für Rich. Volkmann (s. d.).

Leanderturm, s. Kiz-Kalessi.

Leane, Lough (spr. lock lihn), s. Killarney.

Lear (spr. lihr), in den ältern Quellen Leir, mythischer König in Britannien, der Held eines Trauerspiels («König Lear») von Shakespeare.

Leavenworth (spr. lewwenwörth), Hauptstadt des County L. im nordamerik. Staate Kansas, oberhalb Kansas City, am Missouri, wichtiger Knotenpunkt, hat (1890) 19768 E., ein Standbild Grants; lebhaften Handel mit Getreide, Vieh und Bauholz; Sägemühlen, Wagenbau, Fabrikation von Bier und Stärkezucker.

Leba, Fluß in Preußen, entspringt bei Karthaus in Westpreußen, fließt zuerst nördlich bis zum Leba-Rhedathal, tritt dann in Pommern ein, durchfließt den Lebasee (s. d.) und mündet, 135 km lang, in die Ostsee. Das Leba-Rhedathal erstreckt sich von den Mooren am Lebasee über Lauenburg und Neustadt bis zur Putziger Wiek.

Leba, Stadt im Kreis Lauenburg in Pommern des preuß. Reg.-Bez. Köslin, an der Leba unweit der Ostsee, hat (1890) 1934 evang. E., Post, Telegraph, ein Seebad, eine Rettungsstation für Schiffbrüchige; Fischerei und Viehzucht. Das vom Deutschen Orden 1370 am Strande gegründete Lebamünde wurde 1570 durch eine Flut zerstört, worauf 1572 die Stadt L. 4 km östlich von der alten Niederlassung angelegt wurde.

Lebadēa, das heutige Livadia (s. d.) in Böotien.

Lebanon (spr. lébbĕ-), Hauptstadt des County L. im nordamerik. Staate Pennsylvanien, zwischen Harrisburg und Reading am Swatara, hat (1890) 14664 E., Hoch- und Koksöfen, Walz- und Maschinenwerke. In der Nähe Marmorbrüche.

Le Barrois (spr. -rŏá), franz. Landschaft, s. Bar.

Lebasee, 20 km langer und bis 8 km breiter Strandsee in der preuß. Provinz Pommern, durch eine schmale Nehrung von der Ostsee getrennt, steht nach W. hin mit dem Gardeschen See und nach O. mit dem Sarbsker See in Verbindung, erhält von S. die Leba (s. d.).

Lebbäus, Jünger Jesu, s. Judas (Jakobi).

Le Beau (spr. boh), Luise Adolpha, Pianistin und Komponistin, geb. 25. April 1850 in Rastatt, studierte Musik in Karlsruhe und München. Sie trat 1867 mit Erfolg als Pianistin in den größern Städten Deutschlands und in Wien auf; 1885 siedelte sie nach Wiesbaden über, 1890 nach Berlin, 1893 nach Baden-Baden. Sie schrieb 40 Werke, darunter ein Klavierquartett, Solostücke für Viola und Piano, Lieder, das Oratorium «Ruth», «Hadumoth» (Scenen aus Scheffels «Ekkehard») für Soli, Chor und Orchester, eine Klavierphantasie mit Orchester, ein Streichquartett u. a.

Lebedín. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Charkow, links vom Psjol, hat 3099 qkm, 144537 E.; Getreide-, Zuckerrüben-, Tabakbau, Viehzucht, Zuckerfabriken und Handel. – 2) Kreisstadt im Kreis L., links vom Psjol, hat (1893) 16419 E., 10 Kirchen; Talgsiedereien, eine Kreisbank und Getreidehandel.

Lebedján. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Tambow, hat 3344,7 qkm, 152000 E.; Ackerbau, Viehzucht und einige Fabriken. – 2) Kreisstadt im Kreis L., malerisch rechts am Don gelegen, hat (1893) 7250 E., Post, Telegraph, 7 Kirchen, 1 Kloster, 1 Progymnasium und 3 Jahrmärkte (Umsatz 2 Mill. Rubel).

Lebĕdos, im Altertum eine der zwölf ion. Städte in Kleinasien, an der Küste des Agäischen Meers, nordwestlich von Ephesus.

Lebelgewehr, das Infanteriegewehr M/86 der franz. Armee (s. Handfeuerwaffen, Bd. 8, S. 766 b).

Lebelpulver, s. Vieillepulver.

Leben, der Zustand eines Körpers, in welchem er unter beständigem Wechsel der Materie seine ihm wesentliche Form für alle Zeit behält (Schopenhauer) oder die Summe aller Erscheinungen, welche wir an gewissen Körpern infolge eines beständigen Wechsels der dieselben aufbauenden Stoffe beobachten. Das Wesentliche für das L. ist demnach der Stoffwechsel (s. d.); ohne Stoffwechsel besteht kein L. und ohne L. ist kein Stoffwechsel denkbar. L. ist Stoffwechsel – muß die einfachste Definition des Begriffs L. lauten.

Das L. ist untrennbar verbunden mit derjenigen Erscheinungsform der Materie, welche wir Zelle (s. d.) nennen und alle lebenden Körper sind Zellen oder bestehen aus Zellen in den mannigfaltigsten und häufig recht verwickelten Zusammensetzungen, die aber gewissen Regeln folgen und für eine Reihe von Gruppen lebender Körper (Arten) innerhalb meßbarer Grenzen konstant bleiben.

Damit ist ein Unterschied, welcher zwischen lebenden und leblosen Körpern besteht, derjenige bezüglich der Gestaltung, bereits gegeben. Ein weiterer ergiebt sich durch die chem. Zusammensetzung, indem lebende Körper aus ternär und quaternär und höher zusammengesetzten Grundbestandteilen (darunter namentlich die eiweißartigen Substanzen) bestehen, welche außerhalb des lebenden Körpers nur wenig beständig sind und daher nach dem Erlöschen des L. durch eine Reihe von Einwirkungen mit Hilfe des Sauerstoffs in die einfachern Verbindungen zerlegt werden, aus denen die leblosen Körper gebildet sind. Endlich unterscheiden sich die lebenden Körper dadurch, daß sie von innen heraus ohne unmittelbaren äußern Anstoß thätig sein können (Selbsterregung, Selbstthätigkeit, Spontaneität). Sie wachsen durch innere Vervielfältigung und Umwandlung der zelligen Gebilde gleichsam nach einem innewohnenden Urbilde (Entwicklung); sie erzeugen aus sich durch Sprossen, durch Samen oder durch Eier neue Geschöpfe derselben Art (Fortpflanzung) ; sie besitzen im Innern eine Ernährungsflüssigkeit, welche dieselben durchtränkt (Pflanzen und niedere Tiere), oder in einem Gefäßsysteme kreist (höhere Tiere: Blut); sie erzeugen und behaupten zum Teil einen bestimmten Temperaturgrad (Eigenwärme); die höher entwickelten Lebewesen besitzen die Fähigkeit, äußere Einflüsse zu empfinden, und sich selbst (vom Orte weg oder am Orte) zu bewegen. Ihre Existenz ist auf eine bestimmte Zeitdauer beschränkt, während deren sie eine allmähliche Umwandlung vom Jung- zum Altsein durchlaufen (Lebensstufen). Endlich fallen sie unter Aufhören