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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lemurīden; Lemvig; Lemwerder; Lena; Lenaia; Lenape; Lenartōwicz; Lenau; Lenbach

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Lemuriden – Lenbach

verschwunden und infolgedessen die Trennung der afrik. von den asiat. Lemuriden entstanden. Obwohl die Entdeckung einiger fossilen Lemuriden in alttertiären Schichten Europas und Nordamerikas die Frage nach den Ursachen der jetzigen Verbreitung dieser Tiere durch Annahme eines L. noch nicht sonderlich gefördert erscheinen läßt, so sprechen doch auch andere zoogeogr. Verhältnisse zu Gunsten dieser Annahme; soll doch nach den eingehenden Erläuterungen M. Neumayrs zur Jurazeit eine Halbinsel von Südafrika über Ostmadagaskar nach Südindien hin sich erstreckt haben, deren Trümmer heute Madagaskar, die Seychellen und Amiranten darstellen. (S. auch Atlantis.)

Lemurīden, Lemurīnae, s. Halbaffen.

Lemvig, Stadt im dän. Amt Ringkjöbing in Jütland, am Limfjord, an der Bahnlinie Vem-L. (28,6, km), Sitz eines deutschen Konsularagenten, hat (1890) 2413 E., Fischerei und Handel.

Lemwerder, oldenb. Ort, s. Altenesch.

Lena, der östlichste der drei großen Ströme Sibiriens, entspringt im russ. Gouvernement Irkutsk auf dem Baikalgebirge, 16 km östlich vom Baikalsee unter 54° 10′ nördl. Br. und 107° 55′ östl. L. von Greenwich, macht einen Bogen nach S., fließt dann nach NO., geht in das russ. Gebiet Irkutsk über, wendet sich von der Stadt Jakutsk an nach N. und mündet mit 45 Armen (der wichtigste der Bykowsche im O.), die ein Delta von 213 km Quer- und 160 km Längendurchmesser bilden, in das Nordenskiöld-Meer, einen Teil des Nördlichen Eismeers, südwestlich gegenüber den Neusibirischen Inseln. Die L. hat eine direkte Länge von 2450, eine Stromentwicklung von 4599 km und ein Stromgebiet von 2354203 qkm. Im Oberlauf ist sie auf weite Strecken voll großartigen und malerischen Felswänden eingeschlossen. Bei Jakutsk tritt sie in das Tiefland, wird 7‒8 km breit, bildet Inseln und geht unterhalb Shigansk (hier 15 km breit) in die Tundra über. Weiter nördlich, bei Bulun, ist sie nur 2,6, an der Mündung wieder bis 10 km breit. Sie ist sehr fischreich. Au den Ufern finden sich Silber-, Kupfer- und Eisenerze, große Lager von Steinkohlen und Salz, Salz- und Schwefelquellen sowie besonders viele Mammutknochen. Die Anwohner sind im S. Burjaten, im N. Jakuten. Die L. ist eisfrei bei Kirensk vom 11. Mai bis 29. Okt., bei Jakutsk vom 22. Mai bis 29. Okt. Zwischen beiden Städten gehen Dampfschiffe. Außer ihnen sind noch Haupthäfen: Katschuga, Wercholensk, Ust-Kutsk, Olekminsk und Bulun. Von den über 320 Nebenflüssen sind die wichtigsten rechts: Kirenga, Witim, Olekma, Aldan; von links der Wiljuj.

Lena, span. Stadt, s. Pola de Lena.

Lenaia (Lenäen), das Kelterfest des alten Athen. Sie folgten auf die ländlichen Dionysien und fielen in den Monat Gamelion (Januar und Februar), der früher Lenaion geheißen hatte. Die Feier fand bei dem Lenaion, d. i. Kelterstätte, dem ältesten und angesehensten Heiligtum des Dionysos in Athen, statt und bestand hauptsächlich im Trinken und Opfern des süßen Mostes, einem Schmause, einer feierlichen Prozession mit den bei den Festen des Dionysos üblichen Neckereien, endlich auch in theatralischen Ausführungen.

Lenape, Indianer, s. Algonkin.

Lenartōwicz (spr. -witsch), Teofil, poln. Dichter, geb. 1822 in Warschau, gab 1848 seine jurist. Laufbahn auf und siedelte sich 1854 in Italien an, lebte zuletzt in Bologna, mit Vorlesungen über slaw. Litteratur an der Universität beschäftigt (vgl. seine Schrift «Sul carattere della poesia polono-slava», Flor. 1886), und starb 3. Febr. 1893 in Florenz. Er trifft in seinen Poesien (Auswahl derselben, 4 Bde., Krak. 1876) den Volkston wie kein anderer poln. Dichter, schildert mit Vorliebe die Traditionen und Sagen, das Leben und Treiben des Volks, daneben in seinen «Ze starych zbroic» («Von alten Rüstungen», Lemb. 1870) und «Rytmy narodowe» («Nationale Weisen», ebd. 1881) Gestalten der ältern poln. Geschichte in markigen Zügen, im «Album włoskie» ital. Eindrücke.

Lenau, Nikolaus, s. Niembsch von Strehlenau.

Lenbach, Franz von, Maler, geb. 13. Dez. 1836 zu Schrobenhausen in Oberbayern, wo sein aus Tirol gebürtiger Vater Maurermeister war. Der Sohn ergriff denselben Beruf, von dem er nach erledigter Gewerbeschule in Landshut auf der Polytechnischen Schule zu Augsburg zum Architekturfache emporzusteigen hoffte, als die Maler Hofner und Professor Geyer in Augsburg auf das Talent des Siebzehnjährigen aufmerksam wurden und ihn für die Malerkunst bestimmten. Indessen regte ihn ein zweijähriges akademisches Studium in München wenig an, so daß er in seine Heimat zurückkehrte, bis er 1857 in das Atelier Pilotys eintrat. Mit dem Meister besuchte er Rom, wo die mächtigen Eindrücke ihn zu sehr verschiedenen Versuchen auf dem Gebiete der Landschaft, des Genres und des Bildnisses veranlaßte. 1858 ging er mit Böcklin und R. Begas nach Weimar, wo das Studium der Niederländer, insbesondere Rembrandts, ihn der Porträtmalerei zuwandte, auf welchem Felde ihn seine Begabung und scharfe Charakterisierung, verbunden mit bezauberndem Kolorit, rasch an die Spitze der Porträtkünstler Deutschlands stellte. Schon 1859 wieder nach München zurückgekehrt, gewann er die Gunst des Freiherrn (spätern Grafen) von Schack, der ihm Reisen in Italien und Spanien (1863‒68) ermöglichte, wo L. in Venedig, Florenz, Rom und Madrid Kopien der berühmtesten Gemälde alter Schulen für dessen Galerie anfertigte. Von diesen sind hervorzuheben: Pordenones Herodias im Palazzo Doria, Murillos Madonna mit Kind im Palazzo Corsini, Tizians Irdische und himmlische Liebe im Palazzo Borghese in Rom, Tizians Pietro Aretino, Giorgiones Konzert und Rubens’ Selbstbildnis im Palazzo Pitti zu Florenz, A. del Sartos Selbstbildnis, Rubens’ und dessen erster Gemahlin Bildnisse und Tizians Venus in den Uffizien zu Florenz, Tizians Herodias und Velazquez’ Reiterbild Karls Ⅴ. im Prado zu Madrid. Von Andalusien aus, wo er in Granada Landschaftsbilder malte: Ansicht der Alhambra von San Nicolaus aus, Blick auf die Vega von Torre de las Infantas aus und Tocador de la Reina auf der Alhambra (München, Schacksche Galerie), machte er einen Ausflug nach Nordafrika und besuchte 1875 mit Makart und Gnauth Ägypten. Seit er 1870 in München ein Atelier begründet hatte, war er jedoch vorzugsweise mit dem Bildnis beschäftigt, worin er seit seinen in der Galerie Schack befindlichen Bildnissen (Selbstbildnis und Porträte des Grafen Schack, des Malers L. von Heyn, des Dichters P. Heyse mit Gemahlin u. a.) seine Kunst beständig steigerte, indem er auch Gelegenheit fand, die berühmtesten Zeitgenossen zu verewigen. So die Fürstin Obrenowitsch, den Grafen Andrássy, Döllinger, Papst Leo ⅩⅢ. (letztere beide in der Neuen