105
Lepta - Lerbach
ersten ägypt. Götterkreis" (Berl. 1851), "Über einige Ergebnisse der ägypt. Denkmäler für die Kenntnis der Ptolemäergeschichte" (ebd. 1853), "Über einige Berührungspunkte der ägypt., griech. und röm. Chronologie" (ebd. 1859), "Die altägypt. Elle und ibre Einteilung" (ebd. 1865), "Älteste Texte des Totenbuchs" (ebd. 1867), "Über einige ägypt. Kunstformen" (1871), "Über die Metalle in den ägypt. Inschriften" (1872), "Die Längenmaße der Alten" (Berl. 1884) u. s. w. Die von ihm vorgeschlagene Umschrift der fremden Laute wurde fast von sämtlichen Missionsgesellschaften angenommen. Vgl. sein "Standard alphabet for reducing unwritten languages and foreign graphic systems to a uniform orthoraphy in European letters" (Lond. und Berl. 1855 u. 1863). Im Frühjahr 1866 unternahm L. eine zweite Reise nach Ägypten, hauptsächlich behufs geogr. Untersuchungen im Nildelta. Bei dieser Gelegenheit fand er in den Ruinen von San (Tanis) eine überaus wichtige Inschrift, ein hieroglyphisch, griechisch und demotisch abgefaßtes Dekret der zu Kanopos versammelten ägypt. Priester zu Ehren des Ptolemäus III. Euergetes I. Auch im Herbst 1869 hielt sich L. anläßlich der Eröffnung des Sueskanals in Ägypten auf. 1873 wurde L. zum Oberbibliothekar der Berliner Bibliothek ernannt, eine Stellung, die er bis zu seinem 10. Juli 1884 erfolgten Tode innehatte. Bis 1880 war er Präsidierendes Mitglied des Vorstandes des Archäologischen Instituts zu Rom, das unter seiner Leitung zu einer Anstalt des Deutschen Reichs erhoben wurde und ein Zweiginstitut in Athen stiftete. L.' unsterbliches Verdienst ist es, in die ägyptologischen Studien zuerst strenge Methode eingeführt zu haben, und mit Recht hat man ihn den wissenschaftlichen Begründer der Ägyptologie genannt. - Vgl. Ebers, Richard L., ein Lebensbild (Lpz. 1885).
Lepta, s. Leptón.
Leptauchenia, fossile Säugetiergattung, s. Oreodon.
Leptis, zwei phöniz. Städte an der Nordküste von Afrika: 1) Leptis magna, auch Neapolis, am Syrtenmeer, jetzt Lebda in Tripolis, war noch in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine große und bedeutende Handelsstadt. Der röm. Kaiser Alexander Severus war von hier gebürtig. - 2) Leptis parva, südlich von Karthago, ist das jetzige Lempta in Tunis.
Leptocardia, s. Lanzettfische.
Leptocephaliden, s. Kahlbäuche.
Leptocircus Curius Swains., Schmetterling, s. Curius.
Leptoderus, s. Aaskäfer.
Leptomeningitis (grch.), die Entzündung der weichen Hirnhaut.
Leptón, Mehrzahl Leptá: 1) altgriech. Kupfermünze, etwa = 1/5 Pfennig, von Luther im Neuen Testament mit Scherflein übersetzt; 2) neugriech. Scheidemünze = einem Centime; 1000 Lepta = eine Drachme (s. d.). Es giebt kupferne Scheidemünzen von 1, 2, 5, 10 Lepta, seit 1894 auch Nickelscheidemünzen von 20, 10 und 5 Lepta.
Leptonix monachus, Mönchsrobbe, s. Seehunde.
Leptoplanidae, s. Planarien.
Leptoptilus, Vogelgattung, s. Marabu.
Leptosomidae, Familie der Kuckucksvögel (s. d.), mit einem Schnabel, der kürzer als5 der Kopf, breit und niedrig und an der Spitze gebogen ist, Läufe kurz, derb, nicht länger als die Mittelzehe, dritte und vierte Schwinge am längsten, der kurze, gerade abgestutzte Schwanz hat 12 Steuerfedern. Die Familie wird aus einer einzigen Gattung mit einer einzigen Art (Leptosomus discolor Cab.) gebildet. Dieser 45 cm lange Vogel hat einen schwarzen Scheitel, mohnfarbigen Hals, Vorderkopf und Brust, metallisch grünen, kupfrig schillernden Rücken, schwarze Schwingen und Steuerfedern. Er bewohnt Madagaskar.
Leptospahaeria napi, Pilzart, s. Polydesmus.
Leptothrix, Pilzgattung aus der Gruppe der Bakterien (s. d.). L. buccalis Rob. ist derjenige Pilz, der vielleicht die Zahnfäule oder Zahnkaries beim Menschen und bei verschiedenen fleischfressenden Säugetieren hervorruft, jedoch seltener bei Pflanzenfressern auftritt. Er vegetiert meist auf der Schleimhaut der Mundhöhle und in dem schleimigen Zahnbeleg (Zahnstein) als Saprophyt, dringt aber auch als Parasit in die Zahngewebe ein, wenn günstige Bedingungen, hauptsächlich eine Entkalkung des Zahnschmelzes durch Säuren, gegeben sind. Er bewirkt dann wahrscheinlich zunächst ein Morsch- und Hohlwerden der Zähne und schließlich ein vollständiges Zerstören derselben. In jedem hohlen Zahne lassen sich die Fäden dieses Pilzes mit Sicherheit nachweisen. Sie bilden meist strahlige Büschel und zerfallen häufig in Stäbchen- und Kokkenformen. Die letztern vermehren sich reichlich durch fortwährende Zweiteilung und stellen dann von Gallerte umgebene Kolonien, Zooglöen, dar. Seltener zerfallen die Fäden in schraubenlinig gekrümmte Teile von der Form der Spirillen oder Vibrionen. Eine andere Art mit ähnlicher Wirkung, L. gigantea Mill., findet sich an den Zähnen vieler Haustiere, z. B. beim Hund, Schaf, Rind, Schwein, Pferd sowie bei Katzen. Die Fäden treten in Form von Röschen auf und sind meist weit länger und dicker als die der vorigen Art. Sie können ebenfalls in Stäbchen und Kokken zerfallen oder auch schraubenlinig sich krümmen. Bisher ist es nicht gelungen, den L. künstlich zu züchten und seine Lebens- und Wachstumserscheinungen genau zu studieren. Es ist daher mit Sicherheit nicht zu sagen, ob und wie weit er bei Zahnkrankheiten als Ursache beteiligt ist und ob die Stäbchen-, Kokken- und Spirillenformen wirklich ihr eigentümlich sind. Wahrscheinlich sind es andere Pilze, die diese Formen bilden.
Leptscha, Rong, ein mit den Tibetern verwandtes Volk, welches mehr als die Hälfte der Bevölkerung Sikkims ausmacht, zwischen dem Kankai und Tistafluß, ein Teil auch in Bhotan und in Nepal. Das Volk nennt sich Rong, die aus Osttibet (Kham) eingewanderten Herrscher und ihre Familien Kham-ba. Der Religion nach sind sie Buddhisten (Rotmützen), haben aber neben den Lamas auch ihre eigenen Zauberer. - Vgl. G. V. Mainwairing, Grammar of the Rong (Lepcha) language (Kalkutta 1876); W. Schott, Über die Sprache des Volkes Rong oder L. in Sikkim (Berl. 1883).
Lepus (lat.), Hase (s. d.); L. cuniculus L., s. Kaninchen; L. Darwini Haeckel, s. Leporiden.
Le Puy, franz. Stadt, s. Puy.
Le Quercy, Grafschaft, s. Quercy.
Le Quesnoy, franz. Stadt, s. Quesuoy.
Lerbach, Dorf im Kreis Zellerfeld des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, hat (1805) 1493 (1890: 1497) meist evang. E., Postagentur, Fernsprechverbindung; Mineralwasseranstalt, Papierfabrik, Eisensteingruben. Die Lerbacher Hütte, eine der beiden fiskalischen Eisenhütten des Harzes, seit 1840 in Betrieb, mit Hochöfen, Gießerei und Emaillierwerk,