Lerche (Alaudidae), eine Familie der Singvögel, welche über
Europa, Asien und Afrika in über 100 Arten verbreitet, aber auch in wenigen Arten in Amerika und Australien vertreten ist. Das
Gefieder ist gelblich- oder bräunlich-aschgrau, die einzelnen Federn sind hell gesäumt, der Schwanz ist kurz und der Nagel der
Hinterzehe spornähnlich verlängert, gerade oder schwach gebogen und fast länger als die Zehe selbst. Der Flug der L. ist
flatternd, aber ausdauernd; ihr Aufenthalt ist am Boden, wo sie nisten und ihre aus Insekten und Sämereien bestehende Nahrung
suchen. Sie leben in Monogamie, aber gesellschaftlich, wandern in großen Zügen oder kleinen Scharen und sind durch ihren
Gesang ausgezeichnet, ertragen jedoch die Gefangenschaft weniger gut als verwandte Vögel.
Die Feldlerche (Alauda arvensis L., s. Tafel:
Mitteleuropäische Singvögel IV, Fig. 8, beim Artikel
Singvögel), welche schon im Februar mit ihrem Gesange erfreut, brütet in ganz Europa mit Ausschluß des
äußersten Südens und des arktischen Kreises. Durch Kraft des Gesangs, Annehmlichkeit des Tons, Mannigfaltigkeit des Liedes
und Unermüdlichkeit im Singen übertrifft sie alle andern einheimischen Singvögel. Sie vermag in so enger Spirale aufzusteigen,
daß sie senkrecht emporzusteigen scheint, und bis zu solcher Höhe, daß das geübteste Auge sie nicht mehr entdeckt, und
dennoch dringt dabei ihr Gesang kräftig bis in die tiefen Regionen. Im Herbst, wo sich Tausende zusammengesellen, um die
Felder zu durchstreifen und den Wegzug vorzubereiten, erliegen sie vielen Verfolgungen durch Netze, da ihr wohlschmeckendes
Fleisch überall als Leckerbissen gilt. Die Anzahl der im nördl. Deutschland gefangenen L. erreichte sonst jährlich viele Millionen;
Holland und andere Küstenländer allein liefern dem Markte von London jährlich an 3 Mill. L. Bedeutend war der Lerchenfang sonst
namentlich auch in der Gegend zwischen Leipzig, Wittenberg und der Saale sowie in Thüringen; indes ist seit neuester Zeit in den
meisten deutschen Staaten der Lerchenfang verboten oder auf eine nur kurze Zeit im Herbst beschränkt. Die L. ist sehr fruchtbar;
sie erzieht im Sommer zwei, oft drei Bruten, die zusammen wohl 15–18 Junge ausmachen. Die
Heide-, Dull- oder
Baumlerche oder Waldnachtigall
(Alauda arborea L.), welche kleiner ist und eine rundliche Holle auf dem Kopfe und auf der
zweiten, dritten und vierten Schwanzfeder einen endständigen weißen Fleck hat, giebt den öden Heiden des nördl. Deutschlands
durch ihren melancholischen, flötenden und des Nachts stundenlang ertönenden Gesang einen eigenen Reiz. Die
Haubenlerche (Alauda cristata L., s. nachstehende
Abbildung), kenntlich durch die spitzige Federhaube des Kopfes und die unterseits rötlichgelben Flügel, findet sich häufig an den
Heerstraßen, mit denen sie ihr Verbreitungsgebiet nach Westen ausdehnt, und kommt im Winter bei uns in die Dörfer und Städte.
Textfigur:
Die Kalanderlerche (Alauda s. Galerita calandra L.),
weit größer als die Feldlerche, vertritt dieselbe im Süden. Die meisten L. sind angenehme, leicht zu ↔
erhaltende Stubenvögel. Gewöhnliche Feldlerchen kosten 1–3 M. Für den guten Sänger zahlt man 3–10 M., für den «gelernten»
noch mehr. Die Mohrenlerche (Alauda tatarica Pall.)
wird wegen der schönen tiefschwarzen Färbung des Mannchens geschätzt. Preis das Paar 30 M.
Lerche, Vincent
Stoltenberg-, norweg. Maler, geb. 5. Sept. 1837 zu Tönsberg, ging 1856 nach Düsseldorf,
studierte anfangs Architekturmalerei (Inneres der Lambertuskirche in Düsseldorf, 1862; Galerie zu Bergen), begann aber bald
seine Gemälde mit Staffagefiguren zu beleben. Den Stoff zu seinen humorvollen Darstellungen entnahm er mit Vorliebe dem
rheinländischen Klosterleben, z. B.: In der Klosterbibliothek (1871; Stockholmer Nationalmuseum), Besuch eines Kardinals im
Kloster, Zehntenerhebung im Kloster (1873; Nationalgalerie in Kristiania), Kölner Wirtshaus zur Zeit der Französischen Revolution
(1880), Der erzählende Münchhausen. Auch that er sich als geistreicher Zeichner und Illustrator hervor und hat mehrere
Sammlungen seiner Skizzen veröffentlicht: «Med Blyanten» (Mit dem Bleistift; Krist. 1873; neue Sammlung 1874), «Små Billeder
for store Börn" (Kleine Bilder für große Kinder; ebd. 1876; neue Sammlung 1879). Er starb 28. Dez. 1892.
Lerchenfeld, Gustav, Freiherr von, bayr. Staatsmann, Sohn
des folgenden, geb. 30. Mai 1806, studierte die Rechte und war 1830–41 Bezirksrichter in Landau und Frankenthal, wurde 1841
Appellationsgerichtsrat in Bamberg, verließ 1843 den Staatsdienst und widmete sich der Verwaltung seines Gutes sowie histor.
und staatswissenschaftlichen Studien. Von 1845 an war er Abgeordneter in der Zweiten Kammer und führte die Opposition gegen
das Ministerium Abel. Nach dem Umschwung trat er im März 1848 als Finanzminister in das Ministerium Thon-Dittmer, legte aber
schon 19. Dez. sein Amt nieder. In der Kammer galt er als erste Autorität in Finanzsachen und wurde von 1845 bis 1866 stets
wieder zum Budgetreferenten gewählt. Mit dem Grafen Hegnenberg-Dux machte er energisch Front gegen die Revolution wie
auch gegen die ministerielle Reaktion. Nach 1863 spaltete sich die liberale Kammermehrheit, und L. trat an die Spitze des
Großdeutschen Reformvereins und bekämpfte die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 107.