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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lewinski - Lewis

lin, Halle, Leipzig, Heidelberg und Wien und habilitierte sich 1853 zu Berlin, wo ihm 1863 die Direktion der Abteilung für syphilitische und Hautkrankheiten an der Charité und 1868 eine außerordentliche Professur für Dermatologie und Syphilis übertragen wurde. 1882 wurde er zum außerordentlichen Mitglied des Reichsgesundheitsamtes ernannt. L. hat sich um die Pathologie der Phosphorvergiftung, um die Erkennung der Hals- und Brustkrankheiten und deren Behandlung durch Inhalation zerstäubter Flüssigkeiten sowie um die Lehre von der Syphilis große Verdienste erworben; auch führte er 1865 eine neue Methode der Behandlung der Syphilis, nämlich die subkutane Injektion von Sublimatlösungen, in den ärztlichen Heilschatz ein. Er schrieb: "Klinik der Kehlkopfkrankheiten", Bd. 1: "Die Inhalationstherapie in Krankheiten der Respirationsorgane" (2. Aufl., Berl. 1865), "Behandlung der Syphilis mit subkutaner Sublimatinjektion" (ebd. 1869). Neuerdings machte er auf eine bisher unbekannte Erkrankung der "Melke" aufmerksam, durch welche die Milch verunreinigt werden kann.

Lewinski, Alfred von, preuß. General der Infanterie, geb. 14. Jan. 1831 zu Münster in Westfalen, trat 1848 in das 9. Infanterieregiment, wurde 1849 Lieutenant und besuchte 1853-56 die Allgemeine Kriegsschule (Kriegsakademie). Er nahm 1864 in dem Kriege gegen Dänemark als Hauptmann an den Gefechten bei Missunde, an der Büffelkoppel, dem Sturm auf die Düppeler Schanzen und dem Übergang nach Alsen teil. Nach dem Feldzuge wurde er Adjutant beim Generalkommando des 3. Armeekorps und machte im Oberkommando der Ersten Armee unter Prinz Friedrich Karl den Krieg gegen Österreich und die Schlachten bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz mit. 1867 in den Generalstab versetzt und zum Major befördert, nahm er als Generalstabsoffizier der 5. Division in dem Kriege gegen Frankreich an den Kämpfen um Metz und später an denen an der Loire teil. 1872 wurde er Oberstlieutenant und Chef des Generalstabes des 9. Armeekorps, 1874 Oberst und 1878 Commandeur des 19. Infanterieregiments. Seit 1880 mit der Führung der 9. Infanteriebrigade betraut, wurde er 1881 Generalmajor, 1885 Generallieutenant und Commandeur der 4. Division. 1889 wurde er zum Gouverneur von Straßburg ernannt und 1890 zum General der Infanterie und kommandierenden General des 15. Armeekorps befördert. Bereits 1892 mußte er eines Augenleidens wegen seinen Abschied nehmen. Er lebt seitdem in Görlitz.

Lewinski, Eduard Julius Ludwig von, preuß. General der Artillerie, Bruder des vorigen, geb. 22. Febr. 1829 zu Münster i. W., wurde 1848 Lieutenant in der Gardeartilleriebrigade und nahm im Feldzuge gegen Dänemark 1864 als Chef der I. Gardefestungscompagnie an dem Sturm der Düppeler Schanzen und an der Eroberung von Alsen teil. Im Feldzuge gegen Österreich wurde er 1866 im Stabe der 1. Armee verwandt; 1867 zum Major im Generalstabe befördert, machte er den Krieg gegen Frankreich zunächst im Stabe der I. Armee, dann als Oberquartiermeister der Südarmee mit und nahm an den Schlachten von Colombey-Nouilly, Gravelotte, Metz, Amiens, an der Hallue und bei Pontarlier teil. 1871 Chef des Generalstabes des 9. Armeekorps, 1872 Oberstlieutenant und Commandeur des Artillerieregiments Nr. 24, 1877 Commandeur der 2. Feldartilleriebrigade, wurde er 1884 Inspecteur der 2. Feldartillerieinspektion, nachdem er 1880 zum Generalmajor befördert war. Seit 1885 Generallieutenant, wurde L. 1889 zum kommandierenden General des 6. Armeekorps und 1890 zum General der Artillerie befördert, 1895 zur Disposition gestellt und darauf zum Chef des holstein. Feldartillerieregiments Nr. 24 ernannt.

Lewinsky, Joseph, Schauspieler, geb. 20. Sept. 1835 zu Wien, war anfangs an kleinen Bühnen engagiert, bis sein Talent, von H. Laube erkannt, 1858 in der Rolle des Franz Moor in Wien zuerst zur Geltung kam. Er erhielt nun ein Engagement am Wiener Burgtheater, wurde 1865 wirkliches Mitglied und später auch Regisseur desselben. L. bringt für ernste Charakterrollen eine große geistige Begabung mit und fesselt den Zuschauer durch die feine Durcharbeitung seiner Aufgaben. Hervorragend sind seine Darstellungen des Mephisto, Carlos (in "Clavigo"), Franz Moor u. a. L. ist auch einer der geistvollsten Recitatoren dichterischer Werke.

Seine Gattin, Olga Lewinsky-Precheisen, geb. 7. Juli 1853 zu Graz, seit 1869 bei der Bühne, die Schülerin ihres Mannes, ist eine im Fach der Heldinnen und Salondamen geschätzte Schauspielerin. Sie debütierte 1871 unter Dingelstedt am Hofburgtheater in Wien, wo sie 3 Jahre blieb, war dann in Prag engagiert, seit 1879 in Cassel, von 1884 bis 1889 in Leipzig. Seit 1889 ist sie wieder Mitglied des Wiener Hofburgtheaters.

Lewis oder Lews (spr. lūĭs oder luhs), die nördlichste und größte der äußern Hebriden in Schottland, hat 2272,9 qkm und mit Einschluß der Nebeninseln 30 750 E. Eigentlich wird nur der nördliche, zur schott. Grafschaft Roß gehörige Teil L. genannt; der südl. Teil heißt Harris (s. d.). Die Oberfläche ist zerklüftet; man erntet Gerste und Kartoffeln. Hauptstadt ist Stornoway.

Lewis (spr. lūĭs oder ljūĭs), Sir George Cornewall, engl. Staatsmann und Gelehrter, geb. 21. Okt. 1806 zu London, studierte in Oxford und trat 1831 als Barrister in die Innung des Middle-Temple, ohne sich jedoch der Advokatur zu widmen. 1839-47 war L. Kommissar für die Armenpflege und begann dann als liberaler Abgeordneter für Herefordshire seine parlamentarische Laufbahn, war vom Nov. 1847 bis Mai 1848 Sekretär des Indischen Amtes, dann Unterstaatssekretär für das Innere und von Juli 1850 bis zum Sturz des Ministeriums Russell im Febr. 1852 Schatzsekretär. Bei den folgenden Wahlen vom Parlament ausgeschlossen, übernahm L. die Redaktion der "Edinburgh Review" und vollendete sein Hauptwerk "Enquiry into the credibility of early Roman history" (2 Bde., Lond. 1855; deutsch von Liebrecht, 2. Aufl., Hannov. 1863). Schon früher hatte er mehrere Werke, darunter "Remarks on the use and abuse of political terms" (1832; neue Aufl. 1877), "Essay on the origin and formation of Romance languages" (Oxf. 1835 u. 1839; neue Aufl., ebd. 1862) und "Essay on the government of dependencies" (Lond. 1841; neue Aufl., Oxf. 1891) veröffentlicht. Zum Vertreter der Grafschaft Radnor ins Unterhaus gewählt, verwaltete er 1855-58 als Gladstones Nachfolger das Schatzkanzleramt; 1859 übernahm er das Ministerium des Innern, 1861 das Kriegsministerium und schrieb daneben "Historical survey of the astronomy of the ancients" (Lond. 1862). Er starb 13. April 1863 auf seinem Land-^[folgende Seite]