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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lex posterior derogat priori - Leys

J. 9 n. Chr. Das Gesetz kam erst nach 20jährigem Bemühen des Kaisers Augustus zu stande. Die L. P. P. gewährte denjenigen, die in Rom drei, in Italien vier, in den Provinzen fünf Kinder hatten (jus liberorum), Befreiung von Lasten, z. B. von Vormundschaften. Die Verheirateten hatten ihre besondern Bänke im Theater; bei Bewerbung um Staatsämter wurden die Verheirateten und mit Kindern Gesegneten den andern vorgezogen; jeder sollte innerhalb des 25. und 60. (Weiber innerhalb des 20. und 50.) Jahres heiraten und in der Ehe Kinder erzielen. Die Unverheirateten (coelibes) erwerben aus dem Testament eines ihnen nicht nahe verwandten Erblassers überhaupt nichts; die, welche in der Ehe keine Kinder erzielt haben (orbi), nur die Hälfte dessen, womit sie bedacht sind, die andere Hälfte oder das Ganze fällt den übrigen Bedachten, welche Kinder haben, oder dem Fiskus zu. Das Gesetz hatte in der ganzen Kaiserzeit Geltung.

Lex posterior derogat priori (lat.), s. Abrogieren.

Lex Salica, s. Salisches Gesetz.

Lexuri, Lixurion, Stadt auf der griech. Insel Kephallenia, an der Bucht von Argostoli, dieser Stadt gegenüber, Sitz eines Bischofs, hat (1889) 5740, als Gemeinde 6058 E., ein Gymnasium; Ausfuhr von Korinthen, Olivenöl und Wein.

Ley, Durchfahrt zwischen zwei Sandbänken.

Leyd., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Franz Leydig (s. d.).

Leyden, niederländ. Stadt, s. Leiden.

Leyden, Ernst Victor von, Mediziner, geb. 20. April 1832 zu Danzig, studierte 1849-54 als Eleve des Friedrich-Wilhelms-Instituts zu Berlin, trat 1854 als Militärarzt in die Armee ein, kam 1857 als Oberarzt und Stabsarzt im Friedrich-Wilhelms-Institut nach Berlin und war als solcher 1860-62 Assistenzarzt Traubes. 1862-65 war er Bataillonsarzt im Gardefüsilierregiment und nahm am Kriege von 1864 teil, wurde als ord. Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der mediz. Klinik 1865 nach Königsberg, 1872 nach Straßburg und im Okt. 1876 als Nachfolger Traubes als ord. Professor und Direktor der propädeutischen Klinik nach Berlin berufen. Nach Frerichs' Tode übernahm er 1885 die Direktion der ersten mediz. Klinik an der Universität. 1896 wurde ihm der erbliche Adel verliehen. L.s Arbeiten behandeln vorwiegend die Nerven- und Rückenmarkskrankheiten. Außer Abhandlungen in mediz. Zeitschriften veröffentlichte er: "Die graue Degeneration der hintern Rückenmarksstränge" (Berl. 1863), "Beiträge zur Pathologie des Ikterus" (ebd. 1866), "Über Reflexlähmungen" (Lpz. 1870), "Über Lungenbrand" (ebd. 1871) und "Klinik der Rückenmarkskrankheiten" (2 Bde., Berl. 1874-76). Seine neuern Arbeiten sind in der von ihm mit Frerichs 1879 gegründeten "Zeitschrift für klinische Medizin" erschienen.

Leydig, Franz, Zoolog und Anatom, geb. 21. Mai 1821 zu Rothenburg a. d. Tauber, studierte in Würzburg und München Medizin, habilitierte sich 1849 in Würzburg, wo er 1857 außerord. Professor wurde. Er ging 1857 als ord. Professor nach Tübingen, 1875 nach Bonn. Jetzt lebt er im Ruhestand in Würzburg. L. hat sich namentlich um vergleichende Histologie verdient gemacht. Er schrieb u. a.: "Histologie des Menschen und der Tiere" (Frankf. 1857), "Naturgeschichte der Daphniden" (Tüb.1860), "Bau des tierischen Körpers" (Bd. 1, ebd. 1864), "Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier" (ebd. 1872), "Die anuren Batrachier der deutschen Fauna" (Bonn 1877), "Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Tiere" (ebd. 1883), "Zelle und Gewebe" (ebd. 1885) und eine große Menge Aufsätze in Zeitschriften.

Leye, Nebenfluß der Schelde, s. Lys.

Leyen, von der, rhein. Uradelsgeschlecht, dessen Stammschloß "zur Leyen" zu Gondorf an der Mosel liegt. Kaiser Ferdinand III. erhob die Familie, welche das Erbtruchsessenamt des Erzbistums Trier bekleidete, 1653 in den Freiherrenstand. Karl Kaspar Freiherr von der L. ward 1705 mit der Reichsherrschaft Hohen-Geroldseck in der Ortenau am Schwarzwalde belehnt und 22. Nov. 1711 in den Reichsgrafenstand erhoben, erhielt auch noch in demselben Jahre Sitz und Stimme im Schwäbischen Grafenkollegium. Sein Urenkel, Graf Philipp Franz, trat 1806 dem Rheinbunde bei, erlangte hierdurch die Souveränität und nahm den Fürstentitel an, verlor aber erstere 1814 durch den Wiener Kongreß und wurde der Staatshoheit Österreichs unterworfen, von diesem aber 1819 an Baden abgetreten. Das jetzige Haupt dieser kath. Familie ist Fürst Erwein, geb. 31. März 1863, Urenkel des Fürsten Philipp Franz.

Leyen, Alfred von der, verdient um die Eisenbahnlitteratur, geb. 28. Juni 1844 zu Goldschmieding bei Dortmund, studierte in Tübingen, Heidelberg und Berlin und war 1872-76 Syndikus der Bremer Handelskammer. Von 1876 bis 1880 war er im Reichseisenbahnamt und von 1880 an im preuß. Ministerium der öffentlichen Arbeiten thätig, in welchem er als Geh. Oberregierungsrat die Stelle eines vortragenden Rats innehat und Redacteur des in diesem Ministerium herausgegebenen "Archivs für Eisenbahnwesen" (6 Hefte jährlich, Berlin) ist. L.s bedeutende litterar. Thätigkeit erstreckt sich besonders auf allgemeine deutsche und internationale Eisenbahnpolitik, auf das Eisenbahnverkehrswesen und das Eisenbahnrecht. Neben vielen Aufsätzen in volkswirtschaftlichen Zeitschriften gab er heraus: "Zehn Jahre preuß.-deutscher Eisenbahnpolitik" (anonym, Lpz. 1876), "Die nordamerik. Eisenbahnen in ihren wirtschaftlichen und polit. Beziehungen" (ebd. 1885), "Die Finanz- und Verkehrspolitik der nordamerik. Eisenbahnen" (Berl. 1894).

Leyland (spr. lihländ), Stadt in der engl. Grafschaft Lancashire, im S. von Preston, hat (1891) 5972 E. und Landwirtschaft.

Leys, Hendrik, Baron, belg. Maler, geb. 18. Febr. 1815 zu Antwerpen, hatte seinen Schwager Ferd. de Braekeleer zum Lehrer und machte 1839 eine Reise nach Holland, wo er die Holland. Genremaler studierte, in deren Manier er dann malte. Hierher gehören: Heitere Gesellschaft (1845; Leipzig, Museum, s. Tafel: Niederländische Kunst VII, Fig. 5), Holländische Gesellschaft des 17. Jahrh. (1847), Holländischer Gottesdienst (1850; beide in der Nationalgalerie zu Berlin). Schließlich ging L. in der Treue der Nachbildung so weit, daß er durchaus in dem Stile der Zeit malte, die er schilderte, so daß sein Dürer, den Erasmus zeichnend (1857; ebenfalls in der Nationalgalerie zu Berlin), fast wie ein Bild aus Dürers Zeit erscheint. Ähnlich sind: Luther als Chorknabe, Rembrandts Atelier, Einführung der Inquisition in die Niederlande 1550, Erasmus der Margarete von Österreich und dem jungen Karl V. seine Abhandlung "De institutione principis" vorlesend, Gründung des Ordens des Goldenen Vließes, Seine letzten Schöpfungen waren