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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leyss. - L'Hôpital

sechs große Fresken aus der Geschichte Antwerpens (1514-67) für den Hauptsaal des Stadthauses seiner Vaterstadt. Er starb 26. Aug. 1869 in Antwerpen. Er wurde durch die bedeutende Technik und die sorgfältige Zeichnung seiner Bilder sowie durch seine hervorragende Lehrbegabung einer der einflußreichsten Meister unter den belg. Romantikern.

Leyss., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Friedr. Wilh. von Leysser, geb. 7. März 1731 zu Magdeburg, gest. daselbst 10. Okt. 1815.

Leyte, eine der Philippinen, von Mindanao durch die Surigao-Straße getrennt, hat mit den Nebeninseln 7923 qkm und (1887) 270 491 E. L. besteht durchaus aus paläozoischem Gestein, ist gebirgig, schwach bewässert und wird von den Visaya-Stämmen bewohnt; Hauptort ist Tacloban an der San Juanico-Straße.

Leyton (spr. leht'n), Stadt in der engl. Grafschaft Essex, nordöstl. Vorort von London (s. d.), bei West-Ham im S. des Epping-Forest gelegen, hatte 1881: 27 026, 1891 in erweitertem Umfange 63 106 E.

Leźaisk (spr. lesch-), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Łancut in Galizien, Sitz eines Bezirksgerichts (452,51 qkm, 40 811 poln. E.), hat (1890) 3069, als Gemeinde 4992 E., Post, Telegraph, ein Bernhardinerkloster mit schöner Kirche (große Orgel mit 3000 Pfeifen, wundertätiges Marienbild, Altarbilder); Tuchweberei, Wollfärberei und Acker- und Obstbau.

Lezzen, s. Liten.

L. fil., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Karl von Linne (s. d.), Sohn des gleichnamigen berühmten Naturforschers.

L. H. A., in England Abkürzung für Lord High Admiral (Lord-Großadmiral, eine jetzt nicht mehr bestehende Würde).

L'habit ne fait pas le moine (frz.), s. Habitus non facit monachum.

Lhassa oder Lassa (d. h. Land der Götter), die .Hauptstadt von Tibet, in der Provinz Dwus ("Mitte") oder Wei, in einer weiten, fruchtreichen Ebene unter 29° 39' nördl. Br. und etwa 91° östl. L. von Greenwich, 3630 m hoch, am Ki-tschu oder Mutik-tsang-po-lung, einem linken Nebenfluß des Sangpo (Brahmaputra), hat 4 km Umfang. L. ist das Rom der Buddhisten. Den Mittelpunkt der Stadt bildet das Kloster Labbrang, das als Centrum des ganzen Landes gilt. L. hat etwa 15 000 E., zeitweise steigt aber die Bevölkerung auf 50-80 000 E. 1 km westlich liegt auf einem dreigipfeligen Kegelberge die berühmte, 1643 erbaute Residenz des Dalai-Lama (s. Lamaismus), eine ganze Tempel-, Kloster- und Palastgruppe, altindisch Potala, tibetisch Grundzin, Dundzin oder Ri-wo-dundzin genannt. Auf einem andern Gipfel desselben Berges stehen zwei große Klosterpaläste zur Aufnahme der fremden Lamas, welche hier ihre theol. Studien vollenden wollen. Zwei von der Stadt nach Potala führende Baumgänge bilden eine lebhafte Straße, auf welcher sich unausgesetzt Pilger aus der Ferne bewegen. Die Stadt ist auch ein wichtiger Handelsplatz für das ganze östl. Asien und zeigt die größte Mannigfaltigkeit von Völkerschaften und Mundarten. Unterhalb L. liegen nach den vier Weltgegenden die Klöster Samje, Galdan (Ghaldhan), Sera und Braipung (Bhraebang), die vier größten der dreitausend, welche sich in Großtibet befinden sollen. Das erste war einst die Residenz der weltlichen Könige des Landes. Das zweite birgt die unverwesliche Leiche seines Gründers, des buddhistischen Reformators Tsong-kha-pa. In die beiden andern begiebt sich jährlich der Dalai-Lama einmal, um das Buddhagesetz zu erklären.

L. H. C., in England Abkürzung für Lord High Chancellor (Lordkanzler, s. Lord Chancellor).

L'Hérit., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für L'Heritier de Brutelle (s. d.).

L'Heritier de Brutelle (spr. leritĭeh de brütell), Charles Louis, franz. Botaniker, geb. 1746 zu Paris, war Mitglied des Instituts und wurde 16. April 1800 in Paris ermordet. Er veröffentlichte: "Stirpes novae aut minus cognitae" (Par. 1784 fg.), "Cornus" (ebd. 1788), "Sertum anglicum" (ebd. 1788).

Lherzolith, eine Felsart, die man zuerst nur von dem Weiher Lherz bei Aulus und einigen andern Orten der Pyrenäen kannte und für ein Aggregat von Augit hielt, bis Damour und Des Cloizeaux 1862 nachwiesen, daß dieselbe zum größten Teil aus Olivin besteht, dem graulichbrauner Enstatit, smaragdgrüner Diopsid und schwarze Körnchen der Spinellvarietät Picotit beigemengt sind. Gesteine von überraschend ähnlicher Zusammensetzung hat man später an manchen andern Punkten gefunden, z. B. bei Beyssac im Depart. Haute-Loire, bei Tringenstein in Nassau, in dem Tiroler Ultenthal, bei Locana und Baldissero in Piemont; auch gehört ein großer Teil der sog. Olivinknollen, die an unzähligen Orten in den Basalten eingeschlossen sind, sowie der Olivinbomben in vulkanischen Tuffen ihrer mineralog. Zusammensetzung nach zum L. Manche Serpentine sind durch Umwandlung aus L. hervorgegangen.

L'Hombre (spr. longhr), eins der feinsten Kartenspiele, deshalb auch das königl. Spiel genannt, wurde von den Spaniern, wie einige behaupten, bald nachdem sie die Spielkarten kennen gelernt, nach andern erst um 1430 erfunden und binnen kurzer Zeit deren Nationalspiel. Durch die Spanier lernten es die Mauren kennen, und Franz I., nach andern Angaben Maria Theresia, Gemahlin König Ludwigs XIV., soll es aus Spanien nach Frankreich gebracht haben, von wo aus es später auch im übrigen Europa Eingang fand, jedoch schon während des 18. Jahrh. in Frankreich und England wieder aus dem Gebrauch kam. In Deutschland hat das L. seinen hohen Rang zwar behauptet, ist jedoch vielfach vom Skatspiel verdrängt worden. L. wird mit franz. Karten gespielt, aus denen man alle 8, 9 und 10 entfernt hat, so daß nur 40 Blätter übrigbleiben. Die Rangordnung der im L. vorkommenden Touren ist folgende: 1) Frage; 2) Frage in Couleur; 3) Tourné oder klein Casco; 4) Obskur von oben oder von unten; 5) Grand Casco; 6) Respekt; 7) Solo oder sans prendre; 8) Solo in Couleur; 9) Solo tout oder la vole annoncée; 10) Solo tout in Couleur; 11) Grandissimo; 12) Nuliissimo; 13) der Mohr. - Vgl. Schwetschke, Geschichte des L. (Halle 1863).

L'Hôpital (spr. lopitáll), Michel de, Kanzler von Frankreich, geb. 1504 zu Aigueperse (Depart. Puy-de-Döme), studierte zu Padua und Bologna die Rechte, erhielt darauf das Amt eines Auditors der Rota zu Rom, kehrte aber 1534 nach Paris zurück. Er beschäftigte sich hier drei Jahre als Advokat und erhielt dann die Stelle eines Parlamentsrats, die er jedoch bald niederlegte. 1547 sandte ihn der Hof auf das Konzil, das damals von Trient nach Bo-^[folgede Seite]