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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lipsius (Konstantin) - Liqueur

tigkeit zu widmen. Litterarisch ist er, abgesehen von Programmen und Abhandlungen in den "Berichten der königl. Gesellschaft der Wissenschaften" zu Leipzig und in den seit 1878 von ihm mit herausgegebenen "Leipziger Studien zur klassischen Philologie", bekannt durch seine Ausgaben der Reden des Demosthenes vom Kranze (Lpz. 1876; 2. Aufl. 1887) und der Reden des Andokides (ebd. 1888) sowie durch die Neubearbeitung des "Attischen Prozesses" von Meier und Schömann (2 Bde., Berl. 1883-87) und die Schrift "Von der Bedeutung des griech. Rechts" (Lpz. 1893).

Lipsǐus, Konstantin, Architekt, Bruder des folgenden, geb. 20. Okt. 1832 zu Leipzig, besuchte die Kunstakademie und die Baugewerkschule seiner Vaterstadt, dann 1851-54 unter Nicolais Leitung die Akademie zu Dresden. Nach einem Studienaufenthalt in Berlin, Venedig und Paris ließ er sich als Architekt in Leipzig nieder. Nach Vollendung des dortigen Johannishospitals (1872) wurde er zum königlichen sächs. Baurat und 1876 zum Direktor der Leipziger Baugewerkschule ernannt. 1881 folgte er nach Nicolais Tode dem Rufe als Professor der Baukunst an der Kunstakademie zu Dresden, wo er 11. April 1894 starb. Er hat ferner erbaut: die Peterskirche zu Leipzig (1885) und die Johanniskirche zu Gera (gemeinschaftlich mit Hartel, dem bei den Bauten die Ausführung überlassen blieb) sowie die akademischen Neubauten auf der Brühlschen Terrasse in Dresden. Er schrieb u. a. eine Biographie Gottfried Sempers (Berl. 1880).

Lipsǐus, Richard Adelbert, prot. Theolog, Bruder der beiden vorigen, geb. 14. Febr. 1830 zu Gera, studierte in Leipzig, habilitierte sich 1855, wurde 1859 außerord. Professor daselbst, 1861 ord. Professor an der evang.-theol. Fakultät in Wien, 1865 nach Kiel, 1871 nach Jena berufen. Seit 1874 nahm er an der Leitung des evang.-prot. Missionsvereins und des Evangelischen Bundes, die von ihm mitbegründet wurden, lebhaften Anteil. Er starb 19. Aug. 1892 in Jena. L. gehörte zu den Vertretern der gemäßigt-liberalen Theologie, die auf dem Gebiete der histor. Forschung das Recht der wissenschaftlichen Kritik unbefangen anerkennt und auf dem Gebiete der Dogmatik auf der Grundlage Kants eine einheitliche, auf die geschichtliche Offenbarung in Christus und die Erfahrungen des christl. Gemütslebens gestützte, aber mit den Ergebnissen des Welterkennens nicht in Widerspruch stehende Weltanschauung zu gewinnen sucht. Seine Schrift "Die paulinische Rechtfertigungslehre" (Lpz. 1853) trägt noch vielfach den Charakter der sog. Vermittelungstheologie. Von seinen histor.-kritischen Arbeiten sind zu nennen: "De Clementis Romani epistola ad Corinthios priore" (Lpz. 1855), „Der Gnosticismus“ (ebd. 1860, in Ersch und Grubers „Allgemeiner Encyklopädie“, Sekt. 1, Bd. 71), „Zur Quellenkritik des Epiphanios“ (Wien 1865), „Chronologie der röm. Bischöfe bis zur Mitte des 4. Jahrh.“ (Kiel 1869), „Die Pilatusakten“ (ebd. 1871; neue Ausg. 1886), „Quellen der röm. Petrussage“ (ebd. 1871), „Die Quellen der ältesten Ketzergeschichte“ (Lpz. 1875), „Die edessenische Abgarsage“ (Braunschw. 1880), „Die apokryphen Apostelgeschichten“ (2 Bde., 3 Tle. und Ergänzungsheft, ebd. 1883-90), „Briefe an die Galater, Römer, Philipper“ (in Holtzmanns „Handkommentar zum Neuen Testament“, 2. Bd., 2. Abteil., Freib. Br. 1891, 2. Aufl. 1892). Auf dogmatischem Gebiete trat er zuerst in mehrern Vorträgen sowie in „Glaube und Lehre. Theol. Streitschriften“ (Kiel 1871) hervor. Sein Hauptwerk ist das "Lehrbuch der evang.-prot. Dogmatik" (Braunschw. 1876; 3. Aufl. 1893). Außerdem sind zu nennen: "Die Hauptpunkte der christl. Glaubenslehre" (2. Aufl., Braunschw. 1891), "Luthers Lehre von der Buße" (in den "Jahrbüchern für prot. Theologie", ebd. 1892). Seit 1875 gab er mit Hase, Pfleiderer und Schrader die "Jahrbücher für prot. Theologie" heraus. - Vgl. Richard Adelbert L. Zwei Gedächtnisreden (Jena 1893); Neumann, Grundlage und Grundzüge der Weltanschauung von Rich. Ad. L. (Braunschw. 1896).

Liptau, ungar. Liptó, Komitat im Königreich Ungarn, grenzt im N. an Galizien und das Arvaer, im O. an das Zipser, im S. an das Gömörer und Sohler, im W. an das Turóczer Komitat und hat 2257,54 qkm und (1890) 76850 meist slowak. kath. E. (1771 Ungarn, 2568 Deutsche), darunter 33460 Evangelische und 3137 Israeliten. Der Waagfluß, der hier entspringt, durchströmt das Komitat. Außer dem Waagthal ist das Land gebirgig, besonders in der Hohen und Niedern Tatra. Die gebirgige und waldige Beschaffenheit und das sehr kalte Klima lassen den Feldbau nicht gedeihen, hingegen ist die Weide ausgezeichnet, und der Liptauer Schafkäse bildet einen bedeutenden Handelsartikel. In den Bóczaer und Magurkaer Gruben wird gediegenes Gold gefunden. Der Handel mit Holz und Holzwaren ist die Hauptbeschäftigung für die Bevölkerung, welche außerdem noch viel Leinwand, Kotzen, Thongefäße und Glas verfertigt und ausführt. Die fast ganz Europa durchwandernden Hornjaken gehören größtenteils dem Komitat an. Das Komitat umfaßt vier Stuhlbezirke, Hauptort ist Liptó-Szent-Miklós (s. d.).

Liptauer Alpen, s. Karpaten (Bd. 10, S. 185 a).

Liptó-Szent-Miklós (spr. sent micklohsch), Klein-Gemeinde und Hauptort des ungar. Komitats Liptau, in 576 m Höhe, an der Kaschau-Oderberger-Bahn, Sitz der Komitatsbehörden, hat (1890) 1854 E., Sparkasse; Branntweinbrennerei, Schiff-

fahrt und Handel. In der Nähe Demanova (s. d.). Schiffahrt ^[im Original: Schifffahrt]

Lipǔrie (grch.), die Ausscheidung von Fett durch den Harn.

Liq., auf Rezepten Abkürzung von Liquor (s.d.).

Liquefaktion (lat.), Schmelzung, Verflüssigung.

Liquescieren (lat), flüssig werden, schmelzen.

Liquet (lat.), es ist klar, leuchtet ein; non liquet, es ist nicht klar, läßt sich nicht entscheiden.

Liqueur (Likör, ein aus dem lat. liquor „Flüssigkeit", gebildetes Wort), feine, mit geläuterter Zuckerauflösung gesüßte Branntweine, die entweder über gewürzhaft riechende und schmeckende Substanzen abgezogen oder mit wohlriechenden flüchtigen Ölen kalt vermischt sind. Die L. kommen unter den verschiedensten Gattungsnamen in den Handel, so werden z. B. feinere L. von besonderm Wohlgeschmack und feinem Aroma je nach ihrem größern oder geringern Zuckergehalt als Crêmes oder Huiles (Öle); L., die hauptsächlich aus Fruchtextrakten und einigen nötigen Zusatzstoffen bereitet werden, heißen Ratafias; andere L. kommen unter dem Namen Rosoglios, Aquavite, Elixire in den Verkehr. - Vgl. Gaber, Die Liqueurfabrikation (5. Aufl., Wien 1889); J. de Brevans, La fabrication des liqueurs et des conserves (Par. 1890); Moewes, Destillierkunst (9. Aufl., Berl. 1892).

L. heißt auch der aus Cognac und Kandis bereitete Zusatz, den jeder Champagner erhält.