Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

245

Lobstein - Lochen

Lobstein, Paul, prot. Theolog, geb. 28. Juli 1850 zu Epinal, studierte zu Straßburg, Tübingen und Göttingen, habilitierte sich 1876 in Straßburg und wurde daselbst 1877 außerord., 1884 ord. Professor der Theologie. L. gehört zur Ritschlschen Schule. Er schrieb: "Die Ethik Calvins in ihren Grundzügen entworfen" (Straßb. 1877), "Petrus Ramus als Theolog" (ebd. 1878), "La notion de la préexistence du Fils de Dieu (Par. 1883), "La Doctrine de la Sainte Cène" (Lausanne 1889), "Études christologiques" (4 Hefte, Par. 1890-94), "Réflexions sur le baptême des enfants" (ebd. 1892); ferner Artikel in Lichtenbergers "Encylopédie des sciences religieuses", in der Lausanner "Revue de théologie et de philosophie" und in der "Revue chretienne".

Löbtau, Dorf in der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, westlich an Dresden anstoßend, mit dem es durch Pferdebahn verbunden ist, und von der Weißeritz durchflossen (s. Dresden, Stadtplan), hat (1890) 12 908, 1895: 19 106 (9733 männl., 9373 weibl.) E., darunter 2106 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Fernsprechverbindung, Wasserleitung; Eisen- und Metallgießereien, Kesselschmieden, Turbinen- und Maschinenbauanstalten, eine Aktiengesellschaft für Glasindustrie, Fabrikation von Treibriemen, Strickmaschinen, Eisenmöbeln, Gummiwaren, Schokolade, Lack, Cementwaren und Kunststeinen, künstlichen Blumen, Sprit, Preßhefe, Fahrrädern, Lithoidwaren, Buchdruckerpressen, Gasmotoren, Wagen, Brauereien und Sägewerke.

Loburg, Stadt im Kreis Jerichow I des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Ehle und der Nebenlinie Magdeburg-L. (34,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Magdeburg), hat (1895) 2196 (1890: 1973) meist evang. E., Post, Telegraph; Dampfmolkerei und Stärkefabrik. Nahebei großer Truppenübungsplatz mit Baracken.

Local Boards (spr. lohkĕl bohrds), in England die durch die Public Health Act von 1875 (s. Health Acts) reorganisierten Behörden für öffentliche Gesundheitspflege, die in den meisten Städten ohne eigentliche Municipalität bestehen. Ein Local Board ist in einem Gebiet zuständig, welches als Local Government District bezeichnet wird. Es giebt 683 derartige Local Government Districts in England und Wales, und ihre Abgrenzung nimmt auf die sonstigen Einteilungen des Landes keine Rücksicht. Die Mitglieder eines Local Board werden durch die im Gebiete des Distrikts wohnenden Steuerzahler auf drei Jahre gewählt. Neben den Local Government Districts giebt es auch sog. Improvement Act Districts, welche in jedem Falle auf Grund eines Specialgesetzes errichtet werden und unter Commissioners oder Trustees stehen, die ähnliche Funktionen haben wie die L. B.

Local Government Board (spr- lohkĕl gówno), s. Board und Armengesetzgedung.

Locanda (ital.), Gasthaus, Schenke.

Locarno, deutsch Luggarus. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Tessin, hat 549,4 qkm und (1888) 23 240 E., darunter 84 Evangelische, in 47 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks L., in 208 m Höhe, bei der Mündung der Maggia am obern Ende des Lago Maggiore, an der Linie L.-Caddenazzo der Gotthardbahn und Dampferstation, ist amphitheatralisch zwischen Berg und See eingezwängt, mit engen Gassen von durchaus ital. Gepräge und hat (1888) 3142 meist kath. E., Post, Telegraph, einen neuen Hafen, eine Hauptkirche San Antonio im Barockstil (1674), eine Kirche San Franceseo, ein Kapuziner- und Ursulinerinnenkloster, einen ehemaligen Regierungspalast, altes Schloß der Langobarden, im 7. Jahrh. im Besitz des Bischofs von Genua und später von den Landvögten bewohnt; auf bewaldetem Felsen (356 m) die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, in der Nähe die Kapelle Trinita del Monte. Historisch merkwürdig ist die ehemalige Pfarr- und Kollegiatkirche zu Muralto San Vittore. Das Klima ist sehr mild und die Umgebung ausgezeichnet durch südl. Vegetation. - Schon 789 urkundlich erwähnt, kam L. 1340 an Mailand und wurde 1512 an die Eidgenossenschaft abgetreten, deren Vögte Stadt und Grafschaft L. bis 1798 als "Gemeine Herrschaft" verwalteten. Bei dem Umsturz der alten Eidgenossenschaft kam L. an den Kanton Lugano der Helvetischen Republik, durch die Mediation von 1803 an den Kanton Tessin, als dessen Hauptstadt es bis 1881 mit Bellinzona und Lugano abwechselte.

Locatarius (lat.), Abmieter, Pächter.

Locatio conductio operis (lat), s. Werkverdingung.

Locativ (lat.), Casus des Ortes (s. Casus).

Loccum, ehemals prot. Stift, im Kreis Nienburg des preuß. Reg.-Bez. Hannover, 5 km nordwestlich von Bad Rehburg, besteht aus dem Marktflecken Wiedensahl (865 E.) und den Dörfern L. (1671 E.), Münchehagen (1540 E.) und Winzlar (767 E.). Die ehemalige, 1163 gegründete Cistercienserabtei, seit 1593 protestantisch, enthält eine roman. Klosterkirche, 1240-77 erbaut, 1854 restauriert, ein wertvolles Archiv, luth. Priesterseminar, das Hospiz des Klosters L. für Geistliche und Lehrer mit guter Bibliothek. Der Abt von L., Prälat der hannov. Landeskirche, residiert in Hannover, ist zugleich Landschaftsrat und Präsident der calenbergischen Landschaft, auch Mitglied des hannov. Landeskonsistoriums. - Vgl. Weidemann, Geschichte des Klosters L. (bg. von Köster, Gött. 1822); Hase, Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersachsens (Hannov. 1865); Schuster, Das Kloster L. (ebd. 1876).

Loch (spr. lock, entsprechend dem irischen Lough), in Schottland soviel wie See, Meerbusen, Fjord.

Lochau, Lochauer Heide, s. Annaburg.

Loch Awe, Bergsee, s. Awe.

Lochbachbad, s. Burgdorf (im Kanton Bern).

Lochbeutel, ein zum Ausstemmen von Zapfenlöchern dienender Beutel (s. d.), dessen Schneide zwei- oder einseitig zugeschärft ist; letztere Art (der englische L.) ist für senkrechte Wände besser geeignet als der zweiseitig zugeschärfte L.

Lochbrille, stenopäische, s. Brille.

Loch Earn (spr. lock örn), See, s. Earn.

Lochechsen, s. Trematosaurier.

Locheisen, soviel wie Ausschlageisen (s. d.); auch die beim Lochen benutzte durchbrochene Unterlage zur Stützung des Arbeitsstückes (s. Lochmaschine).

Lochem, Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, links am Berkel, Station der Eisenbahn Arnheim-Salzbergen, hat 3640 E. und Gerberei.

Lochen, das Verfahren, aus einem nicht spröden Material (Metall, Leder, Papier u. s. w.) ein Stück von der Form und Größe des beabsichtigten Loches mittels eines Ausschlageisens (s. d.), eines Durchschlags (s. d.) oder einer Lochmaschine (s. d.) herauszudrücken oder herauszuschlagen.