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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lorette - Lorinser

Lorette, jetzt gewöhnlich Cocotte, ein zur Demimonde gehöriges Frauenzimmer.

Lorey, Karl Julius Tuisko, Forstmann, geb. 2. April 1845 zu Darmstadt, besuchte das Gymnasium daselbst, studierte in Gießen, trat dann in den hess. Forstdienst, wurde 1873 außerord. Professor der Forstwissenschaft an der Universität Gießen, 1876 Professor an der Land- und forstwissenschaftlichen Akademie Hohenheim, 1881 Professor in Tübingen. Er ist zugleich Vorstand der forstlichen Versuchsstation für das Königreich Württemberg. L. schrieb: "Über Probestämme. Ein Beitrag zur Theorie der Holzmassenaufnahme" (Frankf. a. M. 1877), "Über Stammanalysen" (Stuttg. 1880), "Über Baummassentafeln" (Tüb. 1882), "Ertragstafeln für die Weißtanne" (Frankf. a. M. 1884), "Handbuch der Forstwissenschaft" (hg. in Verbindung mit 16 Fachgenossen, 2 Bde., Tüb. 1887 u. 1888). Außerdem giebt L. mit J. Lehr seit 1878 die "Allgemeine Forst- und Jagdzeitung" (Frankfurt a. M.) heraus.

Lorgnette (frz., spr. lornjett), eine Brille ohne Spangen, die an einem Griffe mit der Hand vor die Augen gehalten wird.

Lorgnon (frz., spr.lornjóng), Monocle, Augenglas für ein Auge.

Lori (Stenops) oder Gespenstaffen, kleine, träge Halbaffen mit dünnem Leibe, spitzer, aber kurzer Schnauze, rundem Kopfe, großen Augen, langen, dünnen Gliedern und stummelhaftem Schwanze, die in Indien und auf Ceylon, Borneo und Sumatra in den dichtesten Urwäldern auf Bäumen leben. Der Zeigefinger der Hände ist sehr verkürzt, derjenige der Füße mit langer, scharfer Kralle versehen. Sie verbringen den Tag in Baumhöhlen schlafend und schleichen des Nachts geräuschlos und bedächtig mit weitgeöffneten leuchtenden Augen umher, ihrer Nahrung nach, die vorwiegend in animalischer Kost, vorzugsweise in Kerbtieren aller Art, kleinen Vögeln u. s. w. zu bestehen scheint, die sie im Sprunge überfallen und mit den Händen ergreifen. Doch verzehren sie gelegentlich auch süße Früchte gern. Das nächtliche Treiben und gespenstige Wesen dieser sonst harmlosen und leicht zu zähmenden Geschöpfe hat ihnen den Haß und die Verfolgung der Eingeborenen zugezogen, die sie bei ihren abergläubischen Gebräuchen langsam zu Tode martern. Man kennt namentlich zwei Arten: den Schlanklori (Stenops gracilis Kuhl, s. Tafel: Halbaffen I, Fig. 1) auf Ceylon und den Plumplori (Stenops tardigradus Bennett) mit dem Verbreitungsbezirk der Gattung. (S. Halbaffen.) In der Gefangenschaft trifft man nur selten einen L., der wegen seines tagschlafenden Wesens doch kein Interesse erwecken kann.

Lorica (lat.), der mit Metall beschlagene Lederpanzer des röm. Legionssoldaten.

Loricata (lat., d. i. Gepanzerte) heißen sowohl die Mitglieder einer Familie der langschwänzigen Krebse, die Panzerkrebse (s. d.), als auch gelegentlich die Käferschnecken (s. d.) und die Krokodile (s. d.).

Loriculus, s. Fledermauspapageien.

Lorient (spr. riáng). 1) Arrondissement des franz. Depart. Morbihan, hat 1517,25 qkm, (1891) 194 198 E., 51 Gemeinden und zerfällt in 11 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements L., an der Südküste der Bretagne, an der Mündung des Scorff in die Bai von L. oder dem Mündungsbusen des Blavet gelegen, an der Linie Nantes-Brest der Orléansbahn, Kriegshafen und Flottenstation, Festung zweiter Klasse, Sitz einer Seepräfektur, eines Gerichtshofs erster Instanz, Handels-, Seegerichts, Zollbehörde sowie zweier Friedensgerichte, hat (1891) 34 620, als Gemeinde 42 116 E., in Garnison das 62. Infanterieregiment, breite gerade Straßen, schöne Plätze, eine herrliche sichere Reede und einen guten Hafen, welchen prächtige Quais und das schönste Stadtviertel umgeben, ein Lyceum, eine Marineartillerie-, eine hydrogr. Schule, Observatorium, große Werfte und Docks für Kriegs- und Handelsschiffe. Außerdem bestehen ein Marinearsenal, ein Artilleriepark, Seehospital, Gefängnis, Handelsbörse, Filiale der Bank von Frankreich, eine landwirtschaftliche und eine Handelskammer, ein Theater, wissenschaftliche Gesellschaften und drei Zeitungen. L. besitzt Maschinenbau, Eisengießerei, Hammerwerke und Schmieden, Leder- und Konservenfabriken für die Marine und große Warenlager. Man rüstet Schiffe für Hochseefischerei aus, treibt Sardinenfang sowie lebhaften Handel, welcher Getreide, Wein, Branntwein, Vieh, Wachs, Honig, Butter, Fische, Tuch und Krämerwaren zur Ausfuhr bringt, dagegen Baumaterialien für die Marine und Kolonialwaren importiert. - L. verdankt seinen Ursprung der Ostindischen Handelscompagnie, die hier 1664 ein Etablissement ("L'Orient") errichtete. Nach Auflösung der Compagnie kaufte es 1782 Ludwig XVI. Am 23. Juni 1795 trugen bei der Insel Groix die franz. Emigranten über die franz. Flotte von Brest einen Sieg davon. Seit Napoleon I. wurden Hafenarbeiten ausgeführt.

Lorinser, Franz, kath. Theolog, Sohn des folgenden, geb. 12. März 1821 zu Berlin, studierte in Breslau, München und Rom, wurde vom Fürstbischof Diepenbrock als Spiritual an das Priesterseminar in Breslau berufen, 1858 Pfarrer zu St. Matthias und Rat der fürstbischöfl. Geheimen Kanzlei daselbst, 1869 Domkapitular; 1852-64 gab er das "Schles. Kirchenblatt" heraus; er starb 12. Nov. 1893 zu Breslau. Von seinen theol. Schriften sind außer "Predigten" (3 Bde., Schaffh. 1800-07) zu nennen: "Entwicklung und Fortschritt in der Kirchenlehre" (Bresl. 1847), "Geist und Beruf des kath. Priestertums" (Regensb. 1858), "Die Lehre von der Verwaltung des heiligen Bußsakraments" (Bresl. 1860; 2. Aufl. 1883), "Das Buch der Natur" (7 Bde., Regensb. 1876-81; 2. Aufl. 1882). L. ist namentlich als gründlicher Kenner der span. Sprache und Litteratur bekannt; er übersetzte die sämtlichen 73 "Geistlichen Festspiele" des Calderon (18 Bde., Regensb. 1856-72; 2. Aufl. 1882-87), "Calderons größte Dramen religiösen Inhalts" (7 Bde., Freib. i. Br. 1875-76), und u. d. T. "Aus Spaniens Vergangenheit" (Regensb. 1877) zwei histor. Schauspiele von Lope de Vega. Ferner schrieb er "Reiseskizzen aus Spanien" (Regensb. 1855), "Neue Reiseskizzen aus Spanien" (ebd. 1858) und "Aus meinem Leben" (2 Bde., ebd. 1892).

Lorinser, Karl Ignaz, Arzt, geb. 24. Juli 1796 zu Niemes im böhm. Mittelgebirge, studierte in Prag und Berlin und erhielt 1818 die Stelle eines Repetenten an der Tierarzneischule zu Berlin. Bald darauf habilitierte er sich an der Universität daselbst, wurde 1822 Mitglied des Medizinalkollegiums in Stettin, 1824 Regierungs- und Medizinalrat in Köslin, 1825 in Oppeln. Seit 1841 Geh. Medizinalrat, nahm er 1850 seine Entlassung aus dem Staatsdienst. Er starb 2. Okt. 1853 zu Patschkau