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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ludovica - Ludwig (der Deutsche, König der Deutschen)

10 Decimalen hat sie den Wert 3,1415926536. Ihre Berechnung geschieht geometrisch dadurch, daß man den Umfang des Kreises angenähert durch die Umfänge eingeschriebener oder umschriebener Polygone mit wachsender Seitenzahl ausdrückt (s. Kreis). Rascher zum Ziele führt der analytische Weg mittels der Cyklometrischen Funktionen (s. d.). Aus der allgemeinen Reihe

arc tan x = ^[img]

erhält man für x = +1 die Formel (Leibnizsche Reihe):

π/4 = 1 - 1/3 + 1/5 -1/7 + 1/9 -..., oder aus

arc sin x = ^[img]

für x = 1/2 den Wert:

π/3 = ^[img]

Durch gewisse Methoden können diese Reihen für den praktischen Gebrauch rascher konvergent gemacht werden. - Vgl. Kummer, Eine neue Methode, die numerischen Summen langsam konvergierender Reihen zu finden (in Crelles "Journal", Bd. 16 [1837], S. 206.

Ludovica, der 292. Planetoid.

Ludovika-Akademie, Honvéd-Akademie, militär. Bildungsanstalt in Budapest, die eine Sicherstellung des Bedarfs an Offizieren für die ungar. Landwehr bezweckt; sie besteht aus drei lehrplanmäßig getrennten Abteilungen (Kursen). Die erste Abteilung ist eine vierklassige Kadettenschule, die nach dem Lehrplan der Kadettenschulen des Heers eingerichtet ist und Berufsoffiziere für die Stämme der ungar. Landwehr (Honvéd) heranbilden soll. Aus der obersten Klasse treten jährlich etwa 85-90 Zöglinge als Kadetten zu den Landwehrstämmen. Die zweite Abteilung, Stabsoffizierkurs, bereitet von November bis Juli 25-30 Hauptleute der Infanterie und Rittmeister der Kavallerie zu Stabsoffizieren vor. Die dritte Abteilung bildet der höhere Offizierkursus, welcher von etwa 20 besonders brauchbaren Subalternoffizieren der Landwehr zur weitern Ausbildung besucht wird; er dauert zehn Monate. Von diesen Offizieren kommen die fünf besten in die Kriegsschule nach Wien, die übrigen zur Truppe oder als Adjutanten zu den Honvédbrigaden. Eine vierte Abteilung bildet die Centralkavallerieschule in Wien, die in zehnmonatigem Kurs etwa 25 Offiziere und Kadettoffizierstellvertreter im Kavalleriedienste ausbildet.

Ludovisi, Villa in Rom (s.d.); Juno L.,s. Hera und die Tafel: Jupiter Otricoli - Juno Ludovisi, beim Artikel Jupiter.

Ludus de Antichristo, s. Antichrist.

Ludw., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Christian Gottlieb Ludwig, Professor der Medizin in Leipzig, geb. 30. April 1709 zu Brieg, gest. 7. Mai 1773; er schrieb mehrere botan. Werke.

Ludwig, Sankt, Dorf, s. Sankt Ludwig.

Ludwig I., der Fromme (frz. Débonnaire, d. h. der gutherzig Schwache), römisch-deutscher Kaiser (814-840), der dritte Sohn Karls d. Gr., geb. 778 von dessen zweiter Gemahlin Hildegard, einer alamann. Fürstin, wurde schon frühzeitig von seinem Vater zum König von Aquitanien und 813 nach dem Tode seiner ältern Brüder, Karl und Pippin, auf einer Reichsversammlung zu Aachen zum Kaiser (imperator) und Mitregenten des Frankenreichs ernannt, das er als Alleinherrscher 28. Jan. 814 erbte. Zunächst verbannte er die am Hofe eingerissene Zügellosigkeit, steuerte dem Gewaltmißbrauche der Grafen in den Provinzen, drang auf eine Reformation der Weltgeistlichen und der Mönche und verpflichtete sich die sächs. und fries. Freien, indem er diesen die Erbgüter wiedergab oder ihnen aus den Pflanzorten die Rückkehr in ihr Vaterland gestattete. Im Okt. 816 wurde er von Papst Stephan V. (IV.) in Reims zum Kaiser gekrönt. 817 erließ er eine Nachfolgeordnung, kraft deren sein ältester Sohn Lothar Austrasien und Deutschland und die Mitregentschaft des Kaisertums nebst dem kaiserl. Titel erhielt; sein zweiter Sohn, Pippin, wurde in Aquitanien bestätigt; der dritte, Ludwig, erhielt Bayern, Böhmen, Kärnten und die dazu gehörigen avarischen und wend. Länder. L.s Neffe, König Bernhard von Italien, der sich durch diese Teilung bedroht sah, unterlag ohne Kampf, wurde gefangen und geblendet, so daß er starb. Infolge der Reue darüber und des Todes seiner Gemahlin wollte L. ins Kloster gehen. Seine geistlichen Räte aber beredeten ihn, sein Gewissen durch eine öffentliche Kirchenbuße zu beruhigen und zu einer zweiten Ehe mit Judith (s. d.), der Tochter des Grafen Welf, zu schreiten (819). Als Judith 823 einen Sohn, Karl, gebar und L. 829 für ihn die 817 beschlossene Reichsteilung änderte, zwangen ihn die drei ältern Söhne auf dem Reichstag zu Compiègne zu einem Schuldbekenntnis und zur Verbannung der Judith in ein Kloster. Da dann Ludwig und Pippin mit ihrem Bruder Lothar in Streit gerieten, gewann die Partei Judiths wieder die Oberhand; aber nach der Einigung der Brüder unterlag L. zum zweitenmal, indem die Söhne 30. Juni 833 auf dem Lügenfelde bei Colmar sein Heer zum Abfall bewogen. Judith wurde nach Tortona in Italien, ihr Sohn Karl nach Prüm, L. nach Soissons ins Kloster gebracht, wo er auf Lothars Betrieb Kirchenbuße thun mußte.

Die andern Brüder, durch die Herrschsucht Lothars beleidigt, nahmen die ihrem Vater widerfahrene Mißhandlung zum Vorwande, Lothar zu verjagen, und erhoben L. wieder auf den Thron. Judith und Karl kehrten zurück, und Lothar wurde nach Italien verwiesen. 837 machte L. zu Gunsten Karls eine neue Teilung, wodurch dieser außer Aquitanien auch Neustrien erhielt. 838 glaubte sich sein Sohn Ludwig (der Deutsche) durch Judiths Partei gefährdet und erhob sich gegen den Vater. L. drängte ihn nach Bayern, starb aber inmitten dieser Kämpfe auf einer Rheininsel unterhalb Mainz 20. Juni 840 und wurde zu Metz beerdigt. Drei Jahre nach seinem Tode teilten seine drei Söhne, Lothar, Ludwig und Karl, das väterliche Reich aufs neue unter sich in dem Vertrag zu Verdun (s. Deutschland und Deutsches Reich, Geschichte). Als Kaiser folgte ihm Lothar I. (s. d.). - Vgl. Funck, L. der Fromme (Frankf. 1832); Simson, Jahrbücher des Fränkischen Reichs unter L. dem Frommen (2 Bde., Lpz. 1874-76).

Ludwig der Deutsche, König der Deutschen (843-876), Sohn Ludwigs des Frommen, geb. um 804, war der Gründer eines selbständigen Deutschen Reichs, erhielt in der ersten Teilung seines Vaters 817 Bayern und die östl. Länder. Er kämpfte wegen der spätern Teilungen des Reichs (s. Ludwig I.)