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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lully – Lunaria

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lullus'

illuminatissimus die höchste Autorität. Seine Schreibweise ist im höchsten Grade schwülstig, dunkel und bilderreich. Seine Anhänger bildeten nach seinem Tode die Sekte der Lullisten, gegen deren Irrlehren die Inquisition einschritt und Papst Gregor XI. den Bann aussprach. Bei dieser excentrischen Überschwenglichkeit rühren von L. doch einige wichtige chem. Entdeckungen und Erfindungen her, wie z.B. die Darstellung des fast wasserfreien Weingeistes, des kohlensauren Ammoniums, die Verbesserung der Destillationsvorrichtungen u.a.m. Seine wichtigsten alchimist. Werke sind das «Testamentum», der «Codicillus» und die «Experimenta».

Lully (spr. lüllih), Giovanni Battista, franz. Komponist, geb. 1633 zu Florenz, kam mit 13 Jahren nach Paris in den Haushalt der Prinzessin von Montpensier als Küchenjunge. Durch Geigenspiel offenbarte er zuerst seine musikalischen Anlagen und erhielt eine Stelle bei den Vingt-quatre Violons, der Hofkapelle. Hier erwarb er sich die Gunst Ludwigs XIV. durch verschiedene Kompositionen, und 1652 wurde ihm die Leitung einer neuen Musiktruppe, der Petits Violons, übertragen, mit welcher er als Dirigent und Komponist bald den Ruhm der alten Vierundzwanziger verdunkelte. Besonders wandte er seine Thätigkeit den sog. Balletts oder Mascarades bei Hofe zu, die aus Tänzen mit eingestreuten Versen bestanden. L. verband sich 1664 mit Moliere und schrieb zu mehrern von dessen Stücken die Musik. Ludwig XIV. übertrug ihm endlich die Oberleitung des Hofmusikwesens. 1672 erhielt er das Privilegium zur Errichtung eines Operntheaters (einer sog. Académie royale de musique). L. starb 22. März 1687. Er hat die nationale Oper der Franzosen geschaffen. Die berühmtesten seiner Werke waren: «Les fêtes de l’Amour et de Bacchus» (1672), «Cadmus», «Alceste», «Thésée» (1675), «Atys», «Bellérophon», «Psyché», «Phaëton» (1683), «Armide» (1686). Diese Opern, mit ihren meist von Quinault verfaßten trefflichen Textbüchern, behaupteten ein Jahrhundert hindurch, bis auf Gluck, in Frankreich den ersten Rang und fanden nur in denen Rameaus gewichtige Nebenbuhler. L. war so fruchtbar, daß er fast 20 Jahre lang allein das Pariser Operntheater versorgte. Seine Opernmusik ist reich an hübschen Tänzen, bedeutend in der Deklamation und vollkommen bühnengemäß. – Vgl. Le Cerf in «La comparaison de la musique italienne et de la musique française» (Brüss. 1704); Titon du Tillet in «Le parnasse français» (Par. 1732); Lulli musicien (1779, anonym); Clément Marot, Lettre touchant ce qui s’est passé à l’arrivée de Jean Baptiste de L. aux Champs-Èlysées (Köln 1688): Nuitter und Thoinan, Les origines de l’opéra français (Par. 1886).

Lulongo, Nebenfluß des Kongo (s. d.).

Lulua, Nebenfluß des Kassai (s. d.), entspringt im S. des Kongostaates, ungefähr 11° südl. Br. und 24° östl. L., strömt nach N. durch das Land der Baschilange, nimmt bei der von Wißmann 1881 gegründeten, 1886 erweiterten Station Luluaburg (6°nördl. Br., 22°30‘ östl. L., in 533 m Höhe) als schiffbarer Fluß eine nordwestl. Richtung und mündet (400 m ü.d.M.) unter 5° südl. Br. Seine wichtigsten Nebenflüsse sind im Oberlauf Luischi und Luisa von rechts, im Unterlauf der Luebo von links, an dessen Mündung die Dampfschifffahrt beginnt. ↔

Luluaburg, Station am Lulua (s. d.).

Lumachellmarmor, s. Marmor.

Lumbāgo (lat.), Lendenschmerz, Hexenschuß; Lumbālneuralgie, ein Nervenschmerz im Gebiete der Lendennerven.

Lumbricĭdae, Lumbrīcus (lat), s. Regenwürmer.

Lumen (lat.), Licht; heller Kopf, großer Geist; L. internum, Inneres Licht (s. d.); L. mundi, ein Weltlicht, Welterleuchter; L. philosophĭcum, im 18. Jahrh. die Flamme des Wasserstoffgases. – L. bedeutet auch soviel wie lichte Weite (s. Im Lichten).

Lumen, der 141. Planetoid.

Lumĭenbaum, s. Citrus (Bd. 4, S. 339b).

Luminais (spr. lüminäh), Evariste Vital, franz. Maler, geb. 18. Okt. 1821 zu Nantes, wurde in Paris Schüler von Troyon und Cogniet. Er schildert in flotter, energischer Behandlung auf großen Leinwandflächen mit Vorliebe die erregtern Vorgänge des bretonischen Volkslebens. Zu seinen Hauptbildern gehören: Die Meerplünderer (1851), Die Testamentseröffnung (1853), Die Wallfahrer (1857), Die Seegrassammler, Der Viehmarkt (1861). Später wandte er sich der Historie, besonders den Darstellungen aus der Greuelgeschichte der Merowinger zu; so: Die Gallier beim Anblick Roms (1870), Jagd unter König Dagobert (1878), Die Entnervten von Jumièges (1880), Der letzte Merowinger (1883), Tod Chilperichs I. (1885). Neuerdings malte er: Bei einer Choristin (1889), Ende eines Romans (1891), Normannische Piraten ein Weib raubend (1894). Er starb 14. Mai 1896 in Paris.

Lumme (Uria), Gattung nordischer Vögel aus der Familie der Alke (s. d.) mit geradem, glattem, scharfem und spitzem Schnabel, dreizehigen, scharfbekrallten Schwimmfüßen, weißem Bauche, schwarzem Rücken und einem weißen Fleck auf den Flügeln. Sie hausen zu Millionen auf den Vogelbergen der nordischen Küsten und leben nur von Meertieren. Das Weibchen legt nur ein Ei, das es auf dem Felsen ohne Nest bebrütet. Die Eier und die fetten Jungen werden im ganzen Norden gern gegessen; die alten Vögel liefern Federn und Dunen geringer Sorte. Die bekannteste Art ist der Krabbentaucher, auch Trottellumme genannt (Uria troile L., s. Tafel: Schwimmvögel I, Fig. 5).

Lump, Fisch, s. Seehase.

Lumpacĭus, scherzhafte deutsch-lat. Wortbildung für Lump; Lumpacivagabundus, fahrender Lump, Vagabund.

Lumpen (vom engl. Iump [spr. lömp], d. i. Klumpen), Lumpenzucker, s. Bastern.

Lumpen, Lumpendrescher, Lumpenkocher, Lumpenschneider, s. Papier (Fabrikation).

Lumpenschulen, s. Armenschulen.

Lumpenwolf, s. Papier (Fabrikation).

Lumpenwolle, s. Kunstwolle.

Lumpfisch, s. Seehase.

Luna oder Diana, ältere chem. Bezeichnung für Silber.

Luna, alte Stadt in Italien, s. Spezia.

Luna, die Mondgöttin, die in Rom seit alter Zeit teils allein, teils in Verbindung mit dem Sonnengott verehrt wurde (s. Selene).

Lunae dies (lat.), der Montag.

Lunār, lunārisch (lat.), den Mond betreffend, zu ihm gehörig, Mond....

Lunarĭa L., Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.) mit nur zwei Arten in Europa und im westl. Asien, beide auch in Deutschland. Es sind zweijährige oder ausdauernde krautartige Ge-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 375.