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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lungenspitzenkatarrh – Lunzenau

herbeigeführt werden kann. Bei der Schwanzimpfung wird bei diesem ungünstigen Ereignis der Schwanz abgeschlagen, um dem Brand Einhalt zu thun. – Vgl. Friedberger und Fröhner, Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der Haustiere (3. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1892); Schütz und Steffen, Die L. und ihre Antiseptik (Berl. 1891); Pütz, Die Hauptdaten der L. seit 1819 (Lpz. 1891).

Lungenspitzenkatarrh, s. Lungenschwindsucht.

Lungensteine, kleine Konkremente in erweiterten Bronchien (Bronchialsteine) oder im eigentlichen Lungengewebe, welche im Verlauf von chronischen Entzündungen durch Eindickung oder Verkäsung des Sekrets und spätere Ablagerung von Kalksalzen in solchen Käsepfröpfen entstanden sind.

Lungensucht der Rinder, soviel wie Lungentuberkulose (s. Tuberkulose).

Lungentuberkulose, s. Lungenschwindsucht; L. der Rinder, s. Tuberkulose.

Lungenventilation, s. Lunge.

Lungenverhärtung, soviel wie Lungenschrumpfung (s. d.).

Lungenwürmer, häufige parasitische Haarwürmer (s. d.) gewisser Haus- und Jagdtiere (Rind, Schaf, zahmes Schwein, Hirsch, Reh, Wildschwein). Namentlich das Schwein und das Schaf sind nicht selten Träger von L. Die L. bewohnen in der Regel die feinern Luftröhrenverzweigungen, seltener das Lungengewebe selbst. Das Schaf und die Ziege beherbergen den fadenförmigen (Strongylus filaria Rud.), das Schwein den seltsamen (Strongylus paradoxus Mehlis), das Rind und das Reh den kleinschwänzigen Palissadenwurm (Strongylus micrurus Mehlis). Bei dem Schafe kommt außerdem ein im Lungengewebe wohnender Parasit Pseudalius ovis pulmonalis s. capillaris vor. Sind die L. nur vereinzelt in der Lunge zu sehen, dann erzeugen sie keine wahrnehmbaren Erscheinungen, in größerer Anzahl aber rufen sie Atemnot, Husten und eine förmliche Lungenentzündung hervor. Bei Rindern sowohl wie bei Rehen tritt die Krankheit oft seuchenartig auf (Lungenwurmseuche). Behandlung ziemlich aussichtslos. Wichtiger ist die Vermeidung sumpfiger Fluren, weil auf diesen die Lungenwurmbrut haust. Die L. sind in den ausgehusteten Schleimpfröpfen der kranken Tiere nachzuweisen.

Lungenwurmseuche, eine durch die Gegenwart von Lungenwürmern (s. d.) bei Wiederkäuern hervorgerufene Krankheit.

Lungenzellen, Lungenbläschen, s. Lunge.

Lungern, s. Schwindung.

Lungern, Pfarrdorf und Luftkurort im schweiz. Kanton Unterwalden ob dem Wald, in 755 m Höhe, an der Brünigstraße und ‑Bahn, hat (1888) 1758 E., darunter 20 Evangelische, frühgot. Kirche (1893); Land- und Alpenwirtschaft. Etwa 1 km nördlich (659 m) der 2 km, lange, 200‒800 m breite, 0,9 km große Lungernsee, ein Wiesensee, der früher, durch den Querriegel des Kaiserstuhls aufgestaut, den größten Teil der Thalsohle einnahm, bis 1836 durch einen 380 m langen Stollen ein Abfluß geöffnet und der Wasserspiegel um 36 m tiefer gelegt wurde.

Lungro, Flecken im Kreis Castrovillari der ital. Provinz Cosenza, hat (1881) 5348 E. und Steinsalzbergbau.

Lüning, niederdeutscher Name des Sperlings (s. d.)

L’union fait la force (frz., spr. lünĭóng fä la forß, d. h. Eintracht macht stark), Wahlspruch der belg. Krone und Devise des belg. Wappens.

Lunisolārpräcession, s. Präcession.

Lünstadt, der deutsche Name für Lunéville (s. d.).

Lunte, ein mit Bleizuckerlösung getränkter Hanfstrick, der langsam und mit fester spitzer Kohle fortglimmt, wurde zum Gebrauch um einen Stock gewickelt und das brennende Ende in einer oben am Stock, Luntenspieß (s. d.), angebrachten Klemme befestigt. Auf der L. beruhte das bis in das 17. Jahrh. gebräuchlich gewesene Luntenschloß der Feuergewehre. (S. Handfeuerwaffen, Bd. 8, S. 760 a.) Bei Geschützen ist sie durch die Einführung der Reibzündungen in Abgang gekommen.

In der Jägersprache ist L. stellenweise Bezeichnung für den Fuchsschwanz.

Luntenschlagröhre, s. Schlagröhre.

Luntenspieß, auch Feuerfahne genannt, ein langer Spieß, der unterhalb der Spitze zwei Arme zum Festklemmen der Lunte (s. d.) trug, welche meist künstlerisch als Schlangen oder Vogelhälse ausgebildet waren. Der L. war halb Werkzeug und halb Waffe der mittelalterlichen Büchsenmeister, während die Stückknechte gewöhnliche Piken trugen. – Vgl. Boeheim, Waffenkunde (Lpz. 1890).

Lunŭla (lat.), kleiner Mond; etwas Mondsichelförmiges; der weiße Fleck an der Wurzel der Fingernägel; an der Monstranz der halbmondförmige Halter für die geweihte Hostie.

Lunŭlae Hippocrătis (lat., die Möndchen des Hippokrates), mondsichelförmige geometr. Figuren, die Hippokrates aus Chios entdeckte und dem Inhalt nach bestimmte. Schlägt man nach beistehender Figur in einem rechtwinkligen Dreieck Halbkreise über alle drei Seiten und bezeichnet mit L₁ und L₂ den Inhalt der sichelförmigen Stücke, mit H den des Halbkreises über der Hypotenuse, mit h₁ und h₂ den Inhalt der Halbkreise über den Katheten, endlich mit D den Inhalt des Dreiecks, so ist L₁ + L₂ = h₁ + h₂ + D – H. Da aber nach dem erweiterten Pythagoreischen Lehrsatz H = h₁ + h₂, so ist L₁ + L₂ = D, oder es sind die Inhalte der Möndchen zusammen gleich dem des Dreiecks. Teilt man das Dreieck durch das eingezeichnete Lot, so erhält man auch den Inhalt jedes einzelnen Möndchens.

^[Abb.]

Lunz, Gemeinde im Gerichtsbezirk Gaming der österr. Bezirkshauptmannschaft Scheibbs in Niederösterreich, am rechten Ufer der Ois, in 595 m Höhe, hat (1890) 1814 E., Post, Telegraph. Südöstlich von L. der Lunzer See (617 m), der größte Bergsee der niederösterr. Voralpen (1644 m lang, 491 m breit, 94 m tief), in einer vom Hochgebirge eingeschlossenen Mulde. Er ist der unterste von drei Seen (Lunzer, Mitter- und Obersee), welche sein Zufluß, der Seebach, auf dem Laufe vom Dürenstein (1877 m) durchfließt; er mündet dann in die Ois.

Lunze, s. Geräusch.

Lunzenau, Stadt in der Amtshauptmannschaft Rochlitz der königl. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Zwickauer Mulde und an der Linie Glauchau-Großbothen der Sächs. Staatsbahnen, hat (1895) 3637 (1890: 3641) E., darunter 25 Katholiken, Post, Telegraph, Sparkasse, Wasserleitung; mechan. Weberei, Holzschleiferei und Papierfabrik, Fabrikation von Lederpantoffeln, Strümpfen, Handschuhen und Cigarren, Jahrmärkte. L. (Ludwigsau) erhielt 1333 vom Burggrafen von Leisnig Stadtrecht.