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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Madrasbahn - Madrid

und Haidar Alis Sohn Tippu Sahib den Tod fand. – Vgl. J. T. Wheeler, M. in the olden time (3 Bde., Madras 1861‒62).

Madrasbahn, s. Ostindien.

Madrashanf, soviel wie Sunn (s. Crotolaria).

Madrasräder, ähnlich den Thonetschen Rädern (s. d.), werden in der engl. Feldartillerie benutzt. Die Engländer fanden sie bei der Eroberung von Madras in der Armee Tippu Sahibs vor.

Madre austrāl, Laguna de la, Haff an der Ostküste von Mexiko vor dem Staate Tamaulipas, 180 km lang, bis 30 km breit, wird durch vier langgestreckte Inseln von dem Meere getrennt.

Madre de Dios oder Amaru-mayu, linker Nebenfluß des Beni (s. d.) in Südamerika, entspringt als Rio Tono auf dem Ostabhang der Anden von Cuzco und mündet unter 11° südl. Br.

Madrareporarĭa, Steinkorallen, s. Hexaktinien.

Madrepōrenkalk, ein Korallenkalk, der wesentlich aus den Stöcken des Korallengeschlechts Madrepora besteht und einen Hauptanteil an dem Aufbau der Koralleninseln und -Riffe nimmt.

Madrid. 1) Span. Provinz, die kleinste der fünf Provinzen Neucastiliens, zählte (1887) auf 7989 qkm 682644 E., d. i. 86 auf 1 qkm, darunter 303657 Analphabeten. Die starke Zunahme seit 1878 (88450) kommt vornehmlich ans Rechnung der Hauptstadt. Das Land gehört zum Flußgebiet des Tajo, der eine Strecke lang die Südgrenze bildet und hier den Jarama erhält. Die Nord- und Nordwestgrenze gegen Segovia und Avila wird durch die Sierra de Guadarrama gebildet, deren Verzweigungen sich über die Nordwesthälfte erstrecken, während der übrige Teil eine baumarme Hochebene bildet mit tertiärem Kalkstein, Mergel und Gips, überlagert von fruchtbarem Lehm oder strichweise von Sand. Das Gebirge zeigt nur an den Abhängen Wald. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen, Industrie und Handel unbedeutend. Das Klima hat kontinentalen Charakter, die Regenmenge ist ungenügend. Die Provinz hat 18 Gerichtsbezirke, wovon 10 auf die Stadt M. kommen. – 2) Hauptstadt Spaniens, am linken Ufer des Manzanares, liegt in einer öden Hochebene tertiären Ursprungs und auf mehrern Sandhügeln, im Mittel in 655 m Höhe unter 40° 24’ nördl. Br. und 3° 41’ westl. L. von Greenwich, fast im Mittelpunkte des Reichs. M. hat (1887) 470283 (223061 männl., 247222 weibl.) E., darunter 5144 Ausländer. 173032 Personen konnten nicht lesen. Die Zunahme der Bevölkerung seit 1878 beträgt 18 Proz. Die Stadt wird durch eine Wasserleitung von dem etwa 70 km nordwärts am Fuße der Sierra de Guadarrama gelegenen Orte Lozoya her mit gutem Trinkwasser versehen, leidet aber unter den großen Gegensätzen ihres kontinentalen Klimas und insbesondere unter den rauhen kalten Winden, welche während der einen Hälfte des Jahres von den schneebedeckten Gipfeln im N. und NW., zumal nachts, durch ihre Straßen wehen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14,1° C., aber die Winterkälte steigt ausnahmsweise aus -13° C. und die Sommerhitze auf 44° C. Temperaturdifferenzen von 20 und mehr Grad zwischen Tag und Nacht sind nicht selten. Die Menge des jährlichen Niederschlags schwankt zwischen 230 und 600 mm und ist im Mittel 390 mm. (Hierzu ein Stadtplan.)

^[Abb. Wappen von Madrid]

Anlage und Bauten. M. bildet ein Rechteck, dessen Längsseiten dem Flusse parallel ziehen, während sich im O. und N. die neuern Vorstädte angliedern. M. zählt über 600 Straßen, 76 freie Plätze und 25 Promenaden. Der ältere Stadtteil hat niedrige Häuser und enge, krumme Gassen. Der Platz, wo früher das östl. Thor, die Puerta del Sol, stand, ist jetzt Mittelpunkt des Verkehrs. Die neuern Stadtteile haben schöner gebaute Häuser und sind zum Teil nach Art der Pariser Boulevards auch mit Baumreihen bepflanzt. Die Hauptstraßen laufen von der Puerta del Sol oder der nahen Plaza Mayor aus, nämlich die Calle de Alcala und die Calle Mayor in entgegengesetzter Richtung und nach der Segoviabrücke hin, die Calle de Carretas gen S., die Calle de la Montera und ihre Fortsetzung, Calle de Fuencarral, nach N. Die Hauptgeschäftsstraßen sind: Calle de Carretas de San Geronimo und de la Montera. Von öffentlichen Plätzen mit zum Teil hübschen Anlagen sind hervorzuheben: die Plaza Mayor, umgeben von Arkaden, wo ehemals Turniere, Stiergefechte und Autos de Fé stattfanden; ferner die Plaza de Oriente vor dem großen Königspalast mit dem Reiterstandbilde Philipps Ⅳ., das von 44 Statuen span. Könige umgeben ist, die Plaza de las Cortes und de Murillo mit den Standbildern von Cervantes und Murillo, endlich die Plaza del Principe Alfonso mit dem Standbilde von Calderon und der Platz vor dem Hippodrom mit dem Standbild Isabellas der Katholischen. Die ehemalige Festungsmauer ist verschwunden; von ihren Thoren sind nur noch drei vorhanden, darunter die Puerta de Alcala, ein schöner Triumphbogen (s. Tafel: Thore Ⅱ, Fig. 1), im S. die Puerta de Toledo und im W. das Portillo de San Vicente. Von den Brücken sind die beiden ältesten steinernen Puente de Segovia und Puente de Toledo nennenswert, jede aus neun Bogen bestehend. Von Promenaden und öffentlichen Gärten sind zu nennen: El Prado, der große Boulevard längs der ganzen Ostseite von M., eine breite nordwärts ansteigende Anlage, ferner der Park von M. (s. Buen-Retiro) weiter ostwärts. In der Umgegend liegen einige königl. Lust- und Jagdschlösser, namentlich die Casa del Campo, mit schönem Park, El Pardo, mit Eichenwald und Wildpark, Villa Viciosa, wo Ferdinand Ⅵ. 1759 starb.

Unter den Kirchen und Kapellen, die reich sind an Meisterwerken berühmter span., ital. und niederländ. Maler, verdienen Erwähnung: die der Schutzheiligen von M., der Jungfrau der Einsamkeit (Virgen de la Soledad oder de la Paloma), in der Straße de la Paloma, die von Philipp Ⅳ. gegründete prächtige St. Isidorskirche mit Gemälden von Tizian und Mengs, die Kirche der Saleserinnen, die von San Francisco (die schönste unter allen), die Kirche San Geronimo (die einzige gotische), die Kirche von Atocha mit dem Bilde Mariä, angeblich vom Evangelisten Lukas gemalt, 6 prot. Kapellen. Das seit dem Brande von 1831 neu aufgeführte königl. Residenzschloß, auf einer Anhöhe der Westseite der Stadt, erhebt sich auf einem Quadrat von 132 m Seitenlänge, 30 m hoch, ist im Innern aufs kostbarste, namentlich auch mit Malereien von Tizian, Murillo, Mengs geschmückt (s. Tafel: Spanische Kunst Ⅱ, Fig. 2). Andere Gebäude sind die Paläste des Senats und des Kongresses, die neue Nationalbank am Prado, die Gemäldegalerie und namentlich das