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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Maira; Maire; Maire du palais; Mairenke; Mairet; Mairettich; Mairhofen; Mairie; Mairitt; Mairübe; Mais

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Maira - Mais

Maira. 1) 67 km langer rechter Nebenfluß des Po in der Provinz Cuneo. – 2) M. oder Mera, rechter Zufluß der Adda, entspringt im Hintergrunde des Val Marozzo, im Bezirk Maloja des schweiz. Kantons Graubünden, tritt bei Casaccia (1460 m) in das Hauptthal des Bergell (s. d.) ein, wendet sich bei Chiavenna in sein südl. Querthal und gelangt durch die kiesige und sumpfige Anschwemmungsebene Piano di Chiavenna nach einem 67 km langen Laufe, durch den von Splügen kommenden Liro verstärkt, in den Lago di Mezzola, welcher vom Comer See durch die Deltabildung der Adda geschieden wird.

Maira (mytholog.), s. Ikarios.

Maire (spr. mähr), in Frankreich der Vorsteher des Gemeindebezirks. Das Wort ist wie das deutsche Meier aus dem lat. major entstanden. Schon in der alten Gemeindeverfassung Frankreichs, von welcher beim Ausbruch der Revolution noch Spuren vorhanden waren, gab es M. Ein von der Nationalversammlung beratenes Gesetz vom 14. Dez. 1789 regelte das Gemeindewesen wieder auf Grund der kommunalen Selbständigkeit, und die Stellung des von den Gemeindebürgern zu wählenden M. entsprach ungefähr der unserer Bürgermeister und Ortsrichter oder dem Amte des engl. Mayor. Durch die Konstitution von 1799 ward jedoch die Ernennung des M. der Regierung zugesprochen.

In der weitern polit. Geschichte Frankreichs hat die Frage, ob die M. vom Gemeinderat zu wählen oder von der Regierung zu ernennen, und im letztern Falle, ob sie aus dem Gemeinderat zu nehmen seien oder nicht, stets eine hervorragende Rolle gespielt und ist noch in den ersten Jahren nach dem Sturz des zweiten Kaiserreichs wechselnd entschieden worden, bis das neue Municipalgesetz vom 5. April 1884 Bestimmung dahin traf, daß die Wahl (im Wege des Listenskrutiniums) durch den Gemeinderat geschieht, ebenso die des Adjoint (s. Adjunkt). Weniger sind dem Wechsel die Obliegenheiten des M. unterworfen gewesen. Derselbe ist sowohl Staats- als Gemeindebeamter und hat in seiner erstern Eigenschaft als Untergeordneter des Präfekten Gesetze und Verordnungen auszuführen; als Gemeindebeamten aber liegt ihm einerseits ob, im Gemeinderat den Vorsitz zu führen, die Beschlüsse desselben auszuführen, die Gemeindeeinkünfte zu verwalten, die Gemeindebeamten zu ernennen und die Gemeinde bei Rechtsgeschäften zu vertreten; andererseits ist er Inhaber der Ortspolizei und als solcher befugt, nach Maßgabe der Gesetze Verordnungen zu erlassen, deren Verletzung unter Strafe steht. Unter Aufsicht der Gerichtsbehörden liegt endlich dem M. die Führung der Standesregister ob. Die richterliche Thätigkeit der M., welche sich auf die Aburteilung von Polizeiübertretungen beschränkte, ist, nachdem sie bereits thatsächlich außer Übung geraten war, 1873 durch Gesetz beseitigt.

Maire du palais (frz., spr. mähr dü paläh), s. Major domus.

Mairenke (Aspius mento Agass.), ein bis 30 cm langer Fisch aus der Familie der Karpfen, bewohnt die bayr. Seen des Donaugebietes, findet sich aber auch stellenweise in Südrußland.

Mairet (spr. märeh), Jean de, franz. Schauspieldichter, geb. 4. Jan. 1604 zu Besançon, studierte in Paris, erfreute sich der Gunst des Kardinals Richelieu und de la Valettes, der ihn auf die drei Einheiten des Dramas aufmerksam machte und zur Abfassung sog. regelmäßiger Stücke anregte. Er starb 31. Jan. 1686. M. bahnte das von P. Corneille, seinem Nacheiferer, vollendete akademische Drama an und wirkte vor ihm für die Versittlichung der franz. Bühne. Unter seinen (3) Pastoralen, (5) Tragödien und (3) Tragikomödien waren namentlich epochemachend die regelmäßige Pastorale «Silvanire» (1625) und die erste regelmäßige franz. Tragödie «Sophonisbe» (1629; hg. mit Bibliographie von K. Vollmöller in der «Sammlung franz. Neudrucke», 8. Bdchn., Heilbronn 1888), M.’s bestes Stück, dem die erste regelmäßige ital. Tragödie, die «Sofonisba» des Trissino (1514), zum Vorbild diente. – Vgl. G. Bizos, Étude sur la vie et les œuvres de Jean de M. (Par. 1877); Danheisser, Studien zu J. M.s Leben und Wirken (Ludwigshafen 1888).

Mairettich, s. Rettich.

Mairhofen, Mayrhofen, Ortschaft im Zillerthal (s. d.).

Mairie (frz., spr. märih, von Maire, s. d.), Bürgermeisterschaft, Bürgermeisteramt; Rathaus, Stadthaus, Gemeindehaus.

Mairitt, s. Maifest.

Mairübe, Weiß- oder Speiserübe, eine frühreifende Rübensorte, deren fleischige, weiße, gelbe oder rötliche Wurzel bereits mehrere Monate nach der Aussaat als Gemüse verwendet werden kann. Man sät den Samen in warmen, nahrhaften Boden breitwürfig vom März bis zum Mai in Zwischenräumen von 3 bis 4 Wochen aus, um längere Zeit junge gebrauchsfähige Rüben zu haben. Ältere Rüben verholzen leicht und erhalten einen scharfen Geschmack. Beliebte Sorten sind: Neue Münchener Treib-, frühe runde weiße, frühe runde gelbe, amerikanische glatte weiße und die Schneeballrübe (s. Tafel: Gemüse Ⅱ, Fig. 15). In der Rheinprovinz, besonders am Unterrhein und Westfalen, dienen die Blattstiele der M. im Frühjahr als Gemüse, das dort Rübstiel oder Stengel heißt.

Mais (Zea Mais L., s.Tafel: Gramineen Ⅲ, Fig. 1), auch Welschkorn, türkischer Weizen, Kukuruz, in Amerika als Hauptbrotfrucht auch gemeinhin Corn genannt, die einzige bekannte Art der Pflanzengattung Zea aus der Familie der Gramineen (s. d.). Seine Kultur in Amerika ist jedenfalls sehr alt und auch sehr verbreitet, denn sowohl in Peru wie in Mexiko sind Maiskörner in alten Gräbern gefunden worden. Nach der Entdeckung von Amerika ist er etwa um das J. 1500 nach Europa gebracht worden und wurde hier meist in Spanien, bald darauf aber auch im übrigen Südeuropa und in Kleinasien eingeführt. Betreffs der jetzigen Ausbreitung der Maiskultur vgl. die Karten: Pflanzengeographie Ⅰ und Ⅱ, beim Artikel Pflanzengeographie.

Der M. ist ein bis zu 2 m und darüber hohes Gras mit breiten Blättern und nicht hohlem Stengel, die Blüten sind getrenntgeschlechtig, die männlichen (a u.b in obengenannter Figur) stehen in einer endständigen Rispe, die weiblichen (c) sind dicht gedrängt zu cylindrischen, seitlich aus den Blattwinkeln hervorwachsenden Kolben vereinigt, sie besitzen lange fadenförmige Narben, welche aus der den Kolben bis zu seiner Reife umgebenden Hülle heraushängen (d), nach der Reife aber auseinander treten und den Fruchtkolben (e) heraustreten lassen, an dem dichtgedrängt die Körner (f) sitzen. Es giebt eine große Anzahl von Spielarten, hohen und niedrigen M. (Riesen- und Zwergmais) mit gelben,