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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maïs - Maison

weißen, braunroten, violetten und glasartigen, durchscheinenden Körnern, mit zusammengedrücktrundlichen, kleinen oder großen, seltener mit länglichen oder zugespitzten Körnern. In Nordamerika, wo die Produktion weitaus am,größten ist, unterscheidet man vier Gruppen: Steinmais mit dreischichtigen, von innen nach außen reifenden gelben Körnern; Zahnmais, weiß, wie voriger, nur mit weichen Kanten und von außen nach innen reifend; Tuscarora oder weicher M., nur zweischichtig (ohne Hornumhüllung); Zuckermais, ebenfalls zweischichtig, aber es fehlt die Stärke, weshalb sie fast nur als Grünfutter gebaut wird.

In Europa wird am gewöhnlichsten der großkörnige M. in verschiedenen Abarten kultiviert. Der M. verlangt einen sonnigen, warmen Sommer, Feuchtigkeit der Luft, regelmäßigen Regen in seiner Entwicklungsperiode sowie viel Licht; er ist in seinen Ansprüchen an den Boden nicht sehr wählerisch, erfordert jedoch einen großen Vorrat an Pflanzennährstoffen, besonders Kali und Phosphorsäure und verträgt stärkste Stallmistdüngung. Die Saatzeit ist Ende April oder Anfang Mai, die Saat geschieht durch Drillen in 1‒1,20 m voneinander entfernten Reihen, am besten durch Maissäemaschinen mit nachfolgender schräger Egge. Das Saatquantum beträgt 60‒100 kg pro Hektar, der Ernteertrag bei Körnergewinnung 1500‒4500 kg und bei Grünfutterverwertung 50‒75000 kg pro Hektar. Häufig wird das Wachstum des M. durch den Maisbrand (s. Brand [des Getreides]) geschädigt. Andere Pilze sollen die Pellagra (s. d.) bervorrufen. Zum Ausbringen der Körner aus den Kolben bedient man sich jetzt der Maisentkörnungsmaschine, Maisschäler oder Maisrebbler (s. d.). Will man die Körner länger aufbewahren, so müssen sie gedörrt werden.

Der M. gewährt in allen seinen Teilen Nutzen. Die Körner liefern eine schmackhafte Grütze und ein vortreffliches Mehl zu Backwerk, in Italien und den Südostländern namentlich zu Mamaliga und Polenta. Zu Brot ist das Maismehl an und für sich nicht geeignet; für diesen Zweck muß es erst mit Roggen- oder Weizenmehl gemengt werden. Die reifen Körner und die unreifen milchigen Kolben werden in Butter geröstet oder gebraten und warm gegessen. Am besten eignet sich hierzu der Zuckermais sowie eine andere, seltener gebaute Abart, der Knall- oder Puffmais (Popcorn der Amerikaner), dessen Körner auf den warmen Herd gelegt mit lautem Knall ihre Schale sprengen; der Kern ist weißer und zarter als der aller andern Sorten. Die unreifen Kolben des M. werden häufig als Pickles eingemacht. Der Schaft der Pflanze enthält vor der Blütezeit eine große Menge süßen, zur Sirup- und Zuckerbereitung tauglichen Saftes. Der große Fettgehalt in den Keimen der Samen wird zuweilen, z. B. in Südfrankreich, zur Gewinnung eines geschätzten Öls benutzt und der Rückstand als Maiskeimenölkuchen verfüttert; außerdem bieten sie ein gesuchtes Material zur Spiritus- und Stärkefabrikation. Allen Haustieren gewähren nicht nur die Körner (neuerdings zu Maiskuchen präserviert) ein angenehmes, gedeihliches Futter, sondern auch in hohem Grade die Stengel und Blätter in grünem Zustande (Grünmais, s. Tafel: Futterpflanzen Ⅱ, Fig. 2). Diese sind auch das vorzüglichste Material zur Ensilage (s. d.); überhaupt liefert der M. auch auf leichtern Bodenarten bei richtiger Kultur höhere Erträge als irgend eine andere Pflanze. Die Maisstengel lassen sich zum Dachdecken, als Brennmaterial und zu Korbflechtereien benutzen. Die Fasern der Stengel sowie die Blätter geben ein haltbares Bindematerial, die elastischen Deckblätter der Kolben lassen sich zum Auspolstern verwenden. Neuerdings wird in Österreich auch Papier daraus verfertigt. Das alkoholische Extrakt der Blütennarben (Stigmata Maidis) wird medizinisch bei Nieren- und Blasenleiden gebraucht. Aus folgender Tabelle ist der Nährwert der wichtigsten Verwendungsarten des M. ersichtlich:

Verwendungsarten Wasser Rohprotein Rohfaser Fett

Körner 12,7 10,1 2,3 68,0 4,7

Grünmais 82,8 1,4 5,0 8,9 0,4

Sauerfutter 83,0 1,3 5,4 8,0 0,9

Maiskeimenölkuchen 10,8 13,5 8,6 50,1 10,8

Die durchschnittliche Ernte an M. beträgt in Nordamerika 550, europ. Türkei 38, Österreich-Ungarn 33, Italien 32, Frankreich 14, Australien 8, Spanien 8, Argentinien 6, Portugal 6, Rußland 6, Ägypten 5, Canada 4, Serbien 4, Rumänien 4 und Bulgarien 3 Mill. hl. Deutschlands Produktion ist gering; die Einfuhr betrug (1895) 323828 t im Werte von 29,2 Mill. M. (etwas Dari eingeschlossen). Mehrere Varietäten des M. sind Zierpflanzen, besonders der japanische Bandmais (Zea Mais L. var. japonica fol. var., s. Tafel: Gramineen Ⅵ, Ziergräser, Fig. 8) sowie eine bis 5 m hohe Abart des Zahnmais (Pferdezahnmais), der Riesenmais. – Vgl. Langethal, Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenkunde (5. Aufl., Berl. 1874‒76); Semler, Die tropische Agrikultur, Bd. 3 (Wismar 1888), S. 39‒115; Werner, Handbuch des Futterbaues (2. Aufl., Berl. 1889).

Maïs, Farbstoff, s. Sonnengelb.

Maisbrand, s. Brand (des Getreides).

Maischapparate, s. Spiritusfabrikation.

Maischbottichsteuer oder Maischbüttensteuer, besondere Erhebungsformen der Biersteuer (s. d.) und der Branntweinsteuer (s. d.).

Maische, s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2, S. 995 fg.) und Spiritusfabrikation.

Maischellchen, Pflanze, s. Convallaria.

Maischen, s. Einmaischen.

Maischraumsteuer, Maischsteuer, soviel wie Maischbottichsteuer.

Maischwamm, verschiedene Pilze aus der Gattung Agaricus. Sie wachsen meist im Frühjahr, besonders im Mai, auf Grasplätzen und in lichten Wäldern in Ringen, die durch eine lebhaftere grüne Färbung des Graswuchses ausgezeichnet sind. Beliebte Speisepilze sind Agaricus graveolens Pers. und Agaricus pomonae Leur. Beide haben fleischige, meist weißlichgelbe gewölbte Hüte und weiße Lamellen, der Stiel ist ziemlich dick und nicht hohl.

Maishacke, soviel wie Fällaxt (s. d.).

Maiskrankheit, s. Pelade.

Maiskuchen, s. Mais.

Maison (frz., spr. mäsóng), Haus, Wohnung; M. de santé (spr. sangteh), Krankenhaus.

Maison (spr. mäsóng), Nicolas Joseph, Marquis, franz. Marschall, geb. 19. Dez. 1771 zu Epinay