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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maison de l'Empereur - Maisur

(Seine-et-Oise), trat 1792 in das Heer ein und nahm an den Französischen Revolutionskriegen mit Auszeichnung teil. 1799 wurde er Adjutant Bernadottes, zeichnete sich bei Austerlitz (2. Dez. 1805) und bei Jena (14. Okt. 1806) aus und wurde 1806 zum Brigadegeneral, 1812 zum Divisionsgeneral ernannt. Auf dem Rückzug der Großen Armee that er sich an der Beresina hervor, kämpfte mit bei Großgörschen, Bautzen, an der Katzbach und bei Leipzig und wurde 22. Dez. 1813 von Napoleon zum Grafen erhoben und mit dem Oberbefehl über die Nordarmee betraut. Nach der Abdanknng Napoleons unterwarf M. sich Ludwig XVIII., der ihn 1814 zum Pair und im März 1815 zum Gouverneur von Paris ernannte. Nach Napoleons Rückkehr folgte M. dem König nach Belgien, fiel aber, da er sich für nicht zuständig im Kriegsgericht über Ney erklärte, in Ungnade und wurde von Paris nach Marseille versetzt. 1817 wurde er jedoch zum Marquis erhoben und erhielt 1828 den Oberbefehl über das franz. Expeditionskorps, das znr Unterstützung Griechenlands nach Morea gesandt wurde. Er zwang Ibrahim Pascha zur Räumung der Halbinsel, wurde zum Marschall ernannt und kehrte im April 1829 nach Frankreich zurück. Während der Julirevolution schloß er sich Ludwig Philipp an, übernahm 2. Nov. auf einige Wochen das Ministerium des Auswärtigen, ging 1831 als Gesandter nach Wien, 1833 in gleicher Stellung nach Petersburg und war von April 1835 bis Sept. 1836 Kriegsminister. Er starb 13. Febr. 1840 zu Paris.

Maison de l'Empereur (spr. mäsóng dĕ langp'röhr), s. Maison du Roi.

Maison du Roi (spr. mäsóng dü rŏá), Maison militaire, die Haustruppen der franz. Krone, welche in ihren Bestandteilen zahlreiche, vielfach wechselnde Namen hatten. Seit 1661 unterschied man die Garde de dedans (du Louvre), die innere Wache: Mousquetaires, Gardes du Corps, Gentilhommes und Gensdarmes, welche Truppen ausschließlich aus Edelleuten bestanden, und die Garde de dehors (du Louvre), äußere Wache: die aus geworbenen Mannschaften bestehenden und in Kasernen wohnenden Schweizergarden und franz. Garden. Zur M. d. R. gehörten ferner zahlreiche Generale und höhere Offiziere, welche Sinekuren am Hofe innehatten. Infolge der Revolution wurden die M. d. R. aufgelöst und unter der Restauration nur vorübergehend wieder ins Leben gerufen. Später bedeutet M. d. R. oder Maison de l'Empereur nur noch die Gesamtheit des unmittelbaren gewohnheitsmäßigen militär. Gefolges des Monarchen, wozu unter Napoleon III. auch die Centgardes (s. d.) gehörten. Die Maison militaire des Präsidenten der franz. Republik besteht aus einem General und fünf Stabsoffizieren der verschiedenen Waffen, von denen einer die Geschäfte eines Militärkommandanten im Palais de l'Elysée führt.

Maison garnie (frz., spr. mäsóng garnih), Haus mit zu vermietenden Chambres garnies (s. d.).

Maison militaire (frz., spr. mäsóng militähr), s. Maison du Roi.

Maisons-Alfort (spr. mäsóng alfohr), Dorf im Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, links an der Marne, gegenüber von Charenton, 7 km von Paris, hat (1891) 6845, als Gemeinde 7853 E., eine 1766 gegründete Tierarzneischule (École vetérinaire); Wirkerei, Papierfabrikation, Eisengießerei und Getreidehandel.

Maisrebbler, Maschine zum Entkörnen der Maiskolben. Handrebbler haben eine mit Zähnen besetzte, vertikale rotierende Scheibe, die Maiskolben werden durch eine Feder dagegen gepreßt. (S. Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen II, Fig. 7.) Bei M. für Kraftbetrieb entkörnt die Maiskolben eine mit Stiften besetzte cylindrische Trommel, welche oberhalb mit einem Mantel umgeben ist. Zugleich werden die Körner durch Reinigungsvorrichtungen von Spreu und Unreinigkeiten gesondert.

Maisstärke, s. Stärkemehl.

Maistre, C., franz. Reisender, geb. 24. Sept. 1867 zu Villeneuvette, bereiste Französisch-Kongo (s. d., Bd. 7, S. 209 b).

Maistre (spr. mästr oder mähtr), Joseph, Graf von, franz. Schriftsteller, geb. 1. April 1754 zu Chambéry, war seit 1788 piemont. Senator, lebte nach der Vereinigung Savoyens mit Frankreich (1792) in Lausanne, wurde später von Karl Emanuel IV. nach Turin berufen, 1799 Großkanzler von Sardinien, 1802 Gesandter Sardiniens in Petersburg, 1817 Vorsteher der Großkanzlei und Staatsminister in Turin, wo er 26. Febr. 1821 starb. Als Schriftsteller trat M. zuerst mit den "Considérations sur la France" (Par. 1796 u. ö.) auf. Seine strenge Lehre vom theokratischen Despotismus entwickelte er in dem "Essai sur le principe générateur des constitutions politiques" (Petersb. 1810; neue Ausg., Par. 1814) und vorzüglich in ""Du pape" (2 Bde., Lyon 1819; neue Ausg., Lille 1885). Außerdem sind zu erwähnen: "Les soirées de St. Pétersbourg" (2 Bde., Par. 1821 u. ö.), "De l'Église gallicane" (ebd. 1821 u. ö.) und sein nachgelassenes Werk "Examen de la philosophie de Bacon" (2 Bde., ebd. 1836; neue Ausg., 2 Bde., 1864). Nach seinem Tode erschienen die "Lettres et opuscules inédits" (2 Bde., Par. 1851; neue Ausg., 2 Bde., 1861). M.s "Correspondance diplomatique" gab Blanc heraus (2 Bde., Par. 1860). Seine "Œvres" erschienen in 4 Bänden (Lyon 1864), ebenso seine "Œvres posthumes" (4 Bde., ebd. 1864). - Vgl. L. Binaut, Les idées politiques de Joseph de M. (in der "Revue des Deux Mondes", 1. Dez. 1858); E. Faguet, Joseph de M. (ebd., 15. Dez. 1888); Glaser, Graf Joseph de M. (Berl. 1865); Margerie, Le compe Jos. de M. (Par. 1890).

Maistre (spr. mästr oder mähtr), Xavier de, franz. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. im Okt. 1763 zu Chambéry, diente anfangs in dem sardin. Heere und folgte dann nach dem Feldzuge 1799 dem Feldmarschall Suworow nach Rußland, trat in russ. Dienste und lebte, nachdem er diese aufgegeben, seit 1817 abwechselnd in Frankreich und Petersburg, wo er 12. Juni 1852 starb. Noch immer beliebt ist seine liebenswürdige Schrift "Voyage autour de ma chambre" (Turin 1794 u. ö.), ebenso seine Erzählungen "Le lépreux de la cité d'Aoste" (Par. 1817) und "Prascovie, ou la jeune Sibérienne" (ebd. 1815), eine einfache und rührende Geschichte kindlicher Ergebenheit. Außerdem verdienen noch erwähnt zu werden "Expédition nocturne autour de ma chambre" (1825) und die "Prisonniers de Caucase" (1815). Seine Werke erschienen seit 1825 in vielen Ausgaben. - Vgl. W. Ungewitter, Xavier de M. Sein Leben und seine Werke (Berl. 1892).

Maisur ("Stadt der Göttin Maisi"), engl. Mysore, indobrit. Vasallenstaat, im Innern des südl. Vorderindiens, zwischen den östl. und westl. Ghats,