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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malojaroslawez - Malpighi

Von der Höhe, die ein großes Kurhaus trägt, windet sich die Straße nach Casaccia (1460 m) und zieht durch das Bergell bis Chiavenna. - 2) Bezirk im schweiz. Kanton Graubünden, hat 932,9 qkm, (1888) 6103 E., darunter 1132 Katholiken, in 17 Gemeinden und zerfällt in die beiden Kreise Bregaglia (1889 E.) und Oberengadin (4214 E.). Hauptort ist Silvaplana.

Malojaroslawez. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Kaluga, im Flußgebiet der Oka, hat 1319,7 qkm, 46870 E., Acker-, Gemüse-, Obstbau, etwas Industrie. - 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Lusha, hat (1893) 5499 E., Post, Telegraph, 4 Kirchen, 1 Mönchskloster, Stadtbank, Baumwollwirkerei, bedeutenden Obstbau, namentlich von Kirschen; ein gußeisernes Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei M. 24. Okt. 1812, die Napoleon I. zwang, auf der Straße nach Smolensk seinen Rückzug anzutreten.

Maloncillo (spr.-cilljo), Raubtier, s. Herpestes.

Malonsäure, eine zweibasische organische Säure, das nächsthöhere Homologe der Oxalsäure,

C2H4O4 = COOH.CH2.COOH.

Sie findet sich in der Runkelrübe, bildet sich bei der Oxydation der Apfelsäure (daher der Name) und wird am besten dargestellt durch Verseifung der Cyanessigsäure mit Salzsäure, die man durch Einwirkung von Cyankalium auf Monochloressigsäure erhält. Die Entstehung der M. erfolgt nach folgenden Gleichungen:

CN.CH2.COOH + KCN = CN.CH2.COOH (Cyanessigsäure) + KCl,

CN.CH2.COOH + HCl + 2 H2O = COOH.CH2.COOH (Malonsäure) + NH4Cl (Salmiak).

Die M. krystallisiert gut, schmilzt bei 132° und spaltet beim Erhitzen Kohlensäure ab, dabei in Essigsäure übergehend:

COOH.CH2.COOH = CO2 + CH3.COOH.

Sie ist in Wasser, Alkohol und Äther leicht löslich. Von Wichtigkeit für die wissenschaftliche Chemie ist der Ester der M., COOC2H5.CH2.COOC2H5, eine Flüssigkeit, die bei 198° siedet und einen angenehmen Geruch besitzt. Dieser Ester verhält sich ganz ähnlich wie der Acetessigester (s. d.). Durch den Einfluß der beiden Carbäthoxylgruppen (CO.OC2H5) erhält die dazwischen befindliche Methengruppe, CH2, die Eigenschaft, ihre beiden Wasserstoffatome gegen metallisches Natrium auszutauschen. Wirken auf diese Natriumverbindungen Jodalkyle ein, so tritt die Alkylgruppe an die Stelle des Natriums, das sich mit Jod verbindet, im Sinne folgender Gleichung:

CHNa(COOC2H5)2 + C2H5J = CH(C2H5)(COOC2H5)2 + NaJ

Natriummalonester + Jodäthyl = Äthylmalonester + Jodnatrium.

Durch Verseifung der entstandenen Ester können beliebige Homologe der M. dargestellt werden, z. B. Äthylmalonsäure, und da diese Säuren mit der M. die Eigenschaft teilen, beim Erhitzen Kohlensäure abzugeben und in Säuren der Fettsäurereihe überzugehen (im angeführten Falle würde Äthylessigsäure, d. i. Buttersäure, entstehen), so sind auch diese auf dem beschriebenen Wege beliebig darstellbar. Man nennt diese Synthesen Malonsäureestersynthesen. Eine Verbindung des Radikals der M., des Malonyls (-CO.CH2.CO-), mit Harnstoff ist der Malonylharnstoff (s. Barbitursäure).

Malonyl, s. Malonsäure.

Malonylharnstoff, s. Barbitursäure.

Maloo, Bast, s. Apta.

Malopolska (poln.), s. Kleinpolen.

Malorossija (russ.), s. Kleinrußland; Malorússy, auch Maloróssijane, Kleinrussen.

Malosemelnaja Tundra, s. Timansche Tundra.

Malot (spr. -lóh), Hector, franz. Romanschriftsteller, geb. 20. Mai 1830 zu La Bouille (Seine-Inférieure), studierte in Paris die Rechte, verließ aber bald die jurist. Laufbahn und beteiligte sich an verschiedenen litterar. Unternehmungen, hauptsächlich an Didots "Biographie génerale". Nachdem er einige Dramen geschrieben, machte sein Roman "Les victimes d'amour. Les amants" (1859) Aufsehen, dem eine Reihe anderer Romane folgten, in denen M. Fragen der Zeit behandelt, wie "Les amours de Jacques" (1860), "Les victimes d'amour. Les époux" (1865), "Les victimes d'amour. Les enfants" (1866), "Un beau-frère" (1869), "Madame Obernin" (1870), "Un curé de province" (1872), "Un mariage sous le second Empire" (1873), "L'auberge du monde" (4 Bde., 1875-76), "Les batailes du mariage" (3 Bde., 1877), "Cara" (1878; deutsch Bas. 1883 und in Reclams "Universalbibliothek"), "Sans famille" (2 Bde., 1878, von der Akademie preisgekrönt; deutsch Hamb. 1880; 2. Aufl., Stuttg. 1889), "Le Docteur Claude" (2 Bde., 1879), "La Bohéme tapageuse" (3 Bde., 1880), "Les Besogneux" (2 Bde., 1883", "Micheline" (1884), "Le Lieutenant Bonnet" (1885), "Zyte" (1886), "Baccara" (1886), "Ghislaine" (1887), "Mondaine" (1888), "Justice" (1889), "Mère" (1890; deutsch Grünberg in Schl. 1891), "Madame Prétavoine" (1891), "Complices" (1892), "En famille" (1893) u. a.

Malouins (spr. -lŭäng), die Bewohner von Saint Malo (s. d.).

Malp., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Marcello Malpighi (s. d.).

Mal perforant du pied (frz., spr. ráng dü pĭeh), s. Brand (in der Medizin).

Malpighi, Marcello, ital. Anatom, Physiolog, Botaniker und Physiker, geb. 10. März 1628 zu Crevalcore bei Bologna, studierte auf der Universität zu Bologna, wo er auch Professor der Arzneikunde wurde. 1657 ging er in gleicher Eigenschaft nach Pisa, kehrte aber nach drei Jahren nach Bologna zurück. Hierauf wurde er 1662 Professor der Medizin in Messina, geriet aber sehr bald mit den Galenisten und Arabern in Streitigkeiten, die ihn abermals zur Rückkehr nach Bologna bewogen. Endlich berief Papst Innocenz XII. ihn 1691 nach Rom und ernannte ihn zu seinem Arzt und Kammerherrn. Hier starb er 29. Nov. 1694.

M. war der erste, der sich zur Untersuchung des Blutumlaufs des Mikroskops bediente. Seine Abhandlungen über Gehirn, Zunge, Netzhaut, Tastorgane, Bau der Eingeweide, Nerven, Milz, Gebärmutter u. s. w., sowie über den Seidenwurm, die Bildung des Hühnchens im Ei, über die Drüsen und besonders über die Anatomie der Pflanzen enthalten wichtige Beobachtungen. Mehrere seiner Entdeckungen sind durch M.s Namen bezeichnet, z. B. die Malpighischen Körperchen der Milz (s. d.), das Malpighische Schleimnetz (Rete Malphigii) der Haut (s. d.) u. s. w. Seine "Opera onmia" erschienen zu London 1686 (2 Bde.; vermehrt, 2 Bde., Leid. 1687), "Opera posthuma" zu London 1697 "Opera medica et anatomica varia" zu Venedig,