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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Manduktion - Manetho

Manduktion (lat.), das Kauen.

Manduria, Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Tarent, 35 km östlich von Tarent, hat (1881) 9373, mit Uggiano Montefusco 10 308 E., einen Palast der Familie Francavilla und eine schone alte Kirche, Getreide- und Weinbau. M. ist altgriech. Kolonie; von der Stadtmauer sind noch Reste vorhanden; uralte, in Felsen gehauene Gräben dienten wahrscheinlich künstlicher Bewässerung. M. ist Fundort von griech. Vasen.

Manebach, Dorf im Landratsamt Ohrdruf des Herzogtums Coburg-Gotha, an der Ilm, in einem Thale des Thüringer Waldes, hat (1895) 1324 (1890: 1139) evang. E.; Fabrikation von Glasinstrumenten, Porzellan und Kisten, Sägewerke, Steinkohlengruben, Holzhandel und wird als Sommerfrische besucht.

Manège (frz., spr. -nähsch), Reitkunst, Reitbahn (s. d.), Reitschule. Parti du manège, société du manège, Manegepartei, bildete sich in Frankreich unter dem Direktorium aus den Resten der Jakobiner und wurde benannt nach ihrem Sitzungssaal in einer Reitbahn bei den Tuilerien.

Manègebewegung, s. Zwangsbewegungen.

Manen (lat. manes, d. i. euphemistisch "die Guten"), bei den alten Römern die Seelen oder Geister der Verstorbenen, denen man eine schädliche Einwirkung auf die Welt der Lebenden zutraute und die man daher durch Totenfeier und Opfer zu versöhnen suchte.

Manes oder Mani (lat. Manichaeus), Stifter eines orient. Religionssystems. Über M.' Leben widersprechen sich die Nachrichten. Nach den orient. Quellen war M. um 215 zu Mardinu in Babylonien geboren als Sohn eines nach Babylonien ausgewanderten Persers Fatak (grch. Patekios) und faßte infolge einer Offenbarung bereits zwölfjährig den Entschluß, eine Weltreligion zu begründen. (S. Manichäer.) Am 20. März 242 trat er zuerst in der pers. Hauptstadt Ahwas als "Gesandter des wahren Gottes" auf, hatte aber anfangs wenig Erfolg und sah sich zu längern Reisen nach Indien und Turkestan genötigt, während seine Schüler im Norden und Osten des Persischen Reichs seine Lehre ausbreiteten. Zurückgekehrt, wußte er dem König Schapur (Sapores) I. (239-270) solche Achtung einzuflößen, daß dieser seinen Anhängern Religionsfreiheit gewährte. Später wurde er jedoch auf Betreiben der Feuerpriester gefangen gesetzt, unter Hormizd I., dem Nachfolger Schapurs, wieder befreit, aber von dessen Nachfolger, Bahram I., gekreuzigt und geschunden (276 oder 277). Von diesen Angaben weichen die der abendländ.-griech. Quellen, besonders der "Acta disputationis Manetis et Archelai" wesentlich ab, sind aber unzuverlässig. - Vgl. Flügel, Mani, seine Lehren und seine Schriften (Lpz. 1862); Kehler, Mani. Forschungen über die manichäische Religion. Ein Beitrag zur vergleichenden Religionsgeschichte des Orients, Bd. 1 (Berl. 1889).

Manessische Handschrift nannte Bodmer eine jetzt in Heidelberg aufbewahrte Minnesängerhandschrift (im kritischen Gebrauch mit C bezeichnet) auf Grund eines in ihr enthaltenen Liedes des Züricher Dichters Johs. Hadlaub, worin dieser die beiden Manessen (Rüdiger Manesse, Ritter und Ratsherr zu Zürich, bezeugt 1252-1304, und dessen Sohn, Johannes den Kustos, gest. 1297) wegen ihrer Liebe zur einheimischen Poesie und insbesondere ihres Eifers im Sammeln von Liederbüchern preist. Doch ist dieser unsichern Vermutung die Benennung "Große Heidelberger Liederhandschrift" vorzuziehen. Die M. H. wurde im Anfang des 14. Jahrh. von verschiedenen Händen in der Schweiz geschrieben und umfaßt vorzugsweise süddeutsche adlige Lyriker; unter den erhaltenen mittelhochdeutschen Liederhandschriften die weitaus reichste, wenn auch nicht die älteste oder zuverlässigste, enthält sie auf 428 pergamentenen Folioblättern über 7000 Strophen von 141 Dichtern und 137 vortreffliche, je eine ganze Seite einnehmende Bilder, eine unerschöpfliche Quelle für die höfische Sittengeschichte. 1596 noch in Händen des Freiherrn Joh. Phil. von Hohen-Sar auf Forsteck bei St. Gallen, ward sie 1607 durch Marquard Freher an die kurfürstl. Bibliothek zu Heidelberg gebracht und kam während des Dreißigjährigen Krieges auf unbekannte Weise nach Paris in Privatbesitz und durch Vermächtnis 1657 an die dortige Bibliothek; 1888 kam sie, nachdem sie der Buchhändler Trübner in Straßburg durch Tausch zurückgewonnen, nach Heidelberg, wo auch eine Photographie der ganzen Handschrift liegt. Nachdem schon Bodmer den größten Teil in seiner "Sammlung von Minnesingern aus dem schwäb. Zeitpunkte" (2 Bde., Zür. 1758-59) veröffentlicht hatte, gab sie von der Hagen vollständig heraus in den ersten beiden Teilen seiner "Minnesinger" (Lpz. 1838). Die Miniaturen veröffentlichte Fr. X. Kraus (Straßb. 1887), die Wappen, Helmzierden und Standarten Zangemeister (Görlitz und Heidelb. 1892), das Faksimile einiger Seiten Mathieu, "Minnesänger aus der Zeit der Hohenstaufen" (Par. 1850); ein wörtlicher Abdruck von Pfaff steht bevor.

Manet (spr. -neh), Edouard, franz. Maler, geb. 1833 zu Paris, ging, um Seemann zu werden, mit 17 Jahren auf einem Segelschiffe nach Brasilien. Nach Paris zurückgekehrt, trat er in das Atelier Coutures. Sechs Jahre bildete er sich dort, bereiste dann Spanien, wo er insbesondere die Werke von Velazquez und Goya studierte. 1860 stellte er den Knaben mit dem Degen aus; die in den folgenden Jahren vollendeten Bilder: Absinthtrinker, Frühstück im Grünen, Olympia, Christus und die Engel, Christi Verspottung, wurden, zum Teil als anstößig, vom Salon ausgeschlossen. Der Künstler entschloß sich daher, während der Pariser Weltausstellung 1867 seine Werke in einer Sonderausstellung vorzuführen; eine Anzahl gleichgesinnter Naturalisten schlossen sich an, und so entstand die Schule der Impressionisten (s. d.), deren Haupt M. wurde. Erst 1877 wurde ihm der Salon wieder geöffnet. Zu nennen sind noch von seinen Bildern: Porträt Zolas (1868), Bildnis des Sängers Faure als Hamlet, Musikstunde (1877), Biertrinkender Handwerker, Büffett in den Folies-Bergères (1882). Seine Radierungen geben die Malweise der Originale mit großem Geschick wieder. Er starb 30. April 1883 in Paris. - Vgl. M.s Biographie von Bazire (Par. 1884).

Manetho, ägypt. Priester, zu Sebennytos im Delta geboren, Oberpriester und Tempelschreiber zu Heliopolis, lebte unter den beiden ersten Ptolemäern Soter I. und Philadelphus. Er besaß griech. Bildung und schrieb mehrere Werke, welche bestimmt waren, das Ägyptertum der neuen herrschenden Bevölkerung aufzuschließen, und eine Schrift gegen Herodots Angaben über die ägypt. Geschichte. Von weit größerer Wichtigkeit noch war sein histor. Werk, das er in drei Büchern über die "Ägypt. Geschichte" von den mythischen Götterregierungen und dem ersten geschichtlichen König Menes an bis zur zwei-^[folgende Seite]