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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Manytsch - Manzoni

Manytsch, die einem Flußbett ähnliche Bodenvertiefung, welche sich vom Unterlaufe des Don in südöstl. Richtung auf eine Strecke von 680 km bis zu dem Steppensee Keke-usun, 80 km vom Kaspischen Meer, hinzieht. Sie erweitert sich häufig und hat dann langgestreckte flache, meist salzhaltige Seen (Ilmene oder Limane genannt: der Sargamysch, der Bolschoj Liman u. a.), die in der trocknen Jahreszeit keine Verbindung miteinander haben. Im Frühjahr füllt sich aber die Niederung mit Wasser, das durch eine unbedeutende Wasserscheide getrennt, in zwei Richtnngen abfließt: 1) nach NW. als Westlicher M. (405 km lang; Flußgebiet 37 820 qkm), mit dem Großen und dem Mittlern Jegorlyk (zusammen 414 km lang) in den Don; 2) nach SO. als Östlicher M. (275 km lang; Flußgebiet 25 804 qkm), mit dem Kalaus (370 km lang) in die Kumaniederung, wo er sich im Sande verliert und nur in manchen Jahren den Kumaarm Hajouk erreicht. Die beiden M. sind Überreste des ehemaligen Zusammenhangs zwischen dem Kaspischen Meer und dem Asowschen und Schwarzen Meer. (S. Kaspisches Meer.)

Manz, Georg Jos., Verlagsbuchhändler, geb. 1. Febr. 1808 in Würzburg, kaufte 1830 die Krüllsche Universitätsbuchhandlung in Landshut und siedelte mit deren Verlag 1835 nach Regensburg über, nach Erwerbung der Buchhandlung von Montag & Weiß daselbst. Der Verlag wurde bedeutend für die kath. Litteratur durch Werke von Döllinger, Görres, Lorinser, W. Menzel, Pütz, Reisch, Chr. von Schmid (Jugendschriften), Sepp, Theiner, Wiseman u. a.; ferner durch die "Allgemeine Realencyklopädie oder Konversations-Lexikon für das kath. Deutschland" (12 Bde., 1840-50-, 4. Aufl., 13 Bde., 1880-90). 1855 wurde das Sortiment und Antiquariat an Alfred Coppenrath verkauft, 1856 eine Buchdruckerei erworben, mit der 1862 eine Kupferdruckerei verbunden wurde. M. war bayr. Kommerzienrat und starb 11. Dez. 1894 in Regensburg. Am 1. Juli 1886 ging die Firma G. J. Manz an eine Aktiengesellschaft über, die 1893 die Dr. M. Hutlersche Kunstdruckerei in München dazukaufte und für beide Geschäfte "Nationale Verlagsanstalt, Buch- und Kunstdruckerei Akt.-Ges. München-Regensburg" firmiert. Die technischen Zweige haben 24 Pressen und beschäftigen 155 Personen.

Sein Bruder, Friedrich M. (gest. 1866), gründete 1849 eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung in Wien, die 1866 an den Regensburger M., 1871 an dessen Sohn Hermann M. (seit 1885 Teilhaber der Firma Carl Gerolds Sohn, s. Gerold), 1883 an die Firma Julius Klinkhardt (s. d.) und M. Stein überging (Firma: "Manzsche k. k. Hof-, Verlags- und Universitätsbuchhandlung [Julius Klinkhardt & Co.]". Der Verlag umfaßt Rechtswissenschaft, namentlich Werke österr. Juristen, wie Glaser, Unger, Exner, Pfaff, Hofmann, Steinbach, Groß, Burckhard u. a., die "Manzsche Taschenausgabe österr. Gesetze" (27 Bde.), mehrere jurist. und zwei bergmännische Zeitungen.

Manzanares, zwei Flüsse Castiliens; der eine, linker Nebenfluß des obern Duero, entsteht am Nordabhang der Sierra de Atienza; der andere, rechter Zufluß des Jarama, ein wasserarmes Flüßchen, zu Zeiten ein reißender Bergstrom, kommt vom südl. Abhang des Cerro de los siete Picos und berührt Madrid.

Manzanares, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Ciudad Real (Neucastilien), rechts am Guadianazufluß Azuel, Station der Eisenbahnen Madrid-Cordoba und M.-Ciudad-Real, einer der wohlhabendsten Orte in der Mancha (s. d.), wird von einem alten Kastell beherrscht, hat (1887) 9699 E., einen schönen Marktplatz, got. Kirche; Wein- und Safranbau, Wollzeugweberei und Handel.

Manzanilla, Wein, s. Sherry.

Manzanillabaum (spr. -nillja-), s. Hippomane.

Manzanillo (spr. -nilljo), Hafen im mexik. Staat Colima (s. d.).

Manzanillo (spr. -nilljo), Stadt an der Südküste von Cuba, an der Bahia de Buena Esperanza, nordwestlich der Sierra Maestra, hat (1887) 34 220 E.; bedeutende Ausfuhr von Hölzern und Tabak.

Manzanita, eine in Kalifornien einheimische Art von Arctostaphylos (s. d.), Arctostaphylos glauca Lindl. Die Blätter wirken als Diuretikum.

Manzoni, Alessandro, ital. Dichter, Begründe und Haupt der romantischen Schule Italiens, geb. 7. März 1785 zu Mailand, war durch seine Mutter Enkel des berühmten Ces. Beccaria. Nachdem er die erste Bildung in den von Priestern geleiteten Kollegien in Merate und Lugano erhalten hatte, ging er 1805 nach Paris, wo seine Mutter, nach dem frühen Tode seines Vaters, in den ersten Kreisen der Gesellschaft lebte. Zunächst machte er sich durch eine Elegie auf den Tod seines Lehrers Carlo Imbonati ("Versi sciolti", Par. 1806) sowie durch ein allegorisches Gedicht: "Urania" (1807), eine Verherrlichung der Poesie, bekannt. Damals huldigte er einer freien Richtung, politisch und religiös; litterarisch war Monti sein Vorbild. Hierauf ging in ihm eine Bekehrung zum strengen Katholicismus vor sich. Die Frucht dieser Bekehrung waren "Inni sacri", gedichtet seit 1812 (Mail. 1816), und seine neuen Überzeugungen legte er nieder in "Sulla morale cattolica" (1819 u. ö.; deutsch von Orsbach, Köln 1835). Seine Tragödien "Il conte di Carmagnola" (Mail. 1820; deutsch von Arnold, Gotha 1824), worin er das Söldnertum des 15. Jahrh. schildert, und "Adelchi" (Mail. 1822; deutsch von Schlosser, 2. Aufl., Heidelb. 1856), eine Schilderung des Sturzes der Langobardenherrschaft durch Karl d. Gr., fanden den Beifall Goethes, sind aber dramatisch unwirksam, wogegen die lyrischen Stücke, die Chöre, in den Zeiten, wo die polit. Wiedergeburt Italiens erstrebt ward, tiefen Eindruck machten. So wirkte zündend neben seinen lyrischen Gedichten namentlich auch die Ode auf Napoleons Tod: "Il cinque Maggio" (1823; deutsch von Goethe, Berl. 1828 u. ö.). Das größte Aufsehen erregte aber der histor. Roman: "I promessi sposi. Storia milanese del secolo XVII" (3 Bde., Mail. 1825-26; seitdem über 200mal gedruckt; deutsch als "Die Verlobten" von Bülow, 3. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1856; von Leßmann, 3 Bde., Berl. 1827; neue Ausg., 2 Tle., Lpz. 1873, und mit Einleitung über M. von Clarus, 2. Aufl., Schaffh. 1867). Dieser Roman, die Geschichte zweier Liebenden niedern Standes in einem Flecken am Comer See, Renzo und Lucia, bezeichnete in der ital. Litteratur die Rückkehr zur Einfachheit der Natur. Die längst vergangenen Ereignisse der Geschichte weiß der Verfasser mit lebendiger Anschaulichkeit gegenwärtig zu machen, wie in der berühmten Schilderung der Pest in Mailand von 1630. Der Gesamteindruck leidet nur durch den zu breiten Raum, der der gelehrten histor. Forschung gewährt ist. Manche nahmen auch an dem stark hervortretenden kath. Standpunkt Anstoß. Die äußere Form des