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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maria-Taferl - Mariazell

digung, Heimsuchung der Elisabeth, Geburt Jesu, Darstellung im Tempel, Wiederfindung des Knaben Jesu im Tempel, Wiedersehen Jesu nach seiner Auferstehung, Krönung der Maria im Himmel. Berühmt ist der Schnitzaltar mit den Freuden Maria in der Kirche zu Calcar und der Bildercyklus von Memling in der Alten Pinakothek zu München. Das Fest wird 23. Sept. gefeiert und entstand zuerst 1628 in Sitten. Im Gegensatz dazu steht das Fest Maria sieben Schmerzen (Festem septem dolorum, compassionis oder spasmi Mariae), auch Ohnmachtfeier genannt, zur Erinnerung an den Schmerz, den Maria bei den Leiden Jesu empfand. Die Zählung dieser Leiden ist verschieden. Gefeiert wird das Fest am Freitag vor Palmarum (Schmerzensfreitag) oder am dritten Sonntag im September. Es entstand um 1413 in der Diöcese Köln und wurde 1727 für die ganze kath. Kirche angeordnet.

Maria-Taferl, Wallfahrtsort im Gerichtsbezirk Persenbeug der österr. Bezirkshauptmannschaft Amstetten in Niederösterreich, bei Marbach, auf einem das linke Donauufer begleitenden Granithöhenzuge (443 m), hat (1890) 191, als Gemeinde 658 E. und eine 1661 erbaute Wallfahrtskirche, wohin jährlich 100 000 Wallfahrer pilgern.

Maria-Theresien-Orden, der höchste österreichische militär. Verdienstorden, 18. Juni 1757 von Maria Theresia zur Erinnerung an den Sieg bei Kolin gestiftet. Nach den Statuten soll der Orden an Offiziere, ohne Rücksicht auf Religion und Stand, für eine besonders mutige, aus selbsteigenem, freiwilligem innern Antrieb unternommene That verliehen werden. Großmeister des Ordens ist der Kaiser. Der Orden, welchen auch Offiziere fremder Heere erhalten können, zerfällt in drei Klassen: Großkreuze, Commandeure und Ritter, und gewährt Anspruch auf den erblichen Freiherrenstand. Auch ist mit ihm eine Anzahl von Pensionen verbunden; nach dem Tode eines Ritters genießt dessen Witwe lebenslang die Hälfte der Pension. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, weiß emailliertes sowie golden eingefaßtes Kreuz mit breiten Enden, dessen rundes rotes Mittelschild einen goldbordierten weißen Balken und die Umschrift "Fortitudini" ("der Tapferkeit") in goldenen Buchstaben zeigt. Auf der Kehrseite liegt der schwarz emaillierte, von einem Lorbeerkranz umgebene Namenszug M. T. F. (d. i. Maria Theresia und Franciscus) auf weißem Grunde. Das dreistreifige Ordensband ist in der Mitte weiß, an beiden Seiten ponceaurot. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 12.) - Vgl. Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresiaienorden (Wien 1857); Lukeś, Militärischer M. (2. Aufl., ebd. 1891).

Maria-Theresien-Thaler, Levantiner Thaler, eine größere Silbermünze, die seit 1765 in Österreich für den Handel mit Ostafrika und Westasien geprägt wird. Bis zum Sommer 1876 hatte sie auch auf den Ionischen Inseln gesetzlichen Umlauf. Hinsichtlich des Stoffs ist sie nichts anderes als der alte Konventionsthaler (Speciesthaler, das Stück von 2 Konventionsgulden), da 12 Stück aus der Wiener oder 10 Stück aus der Wiener-kölnischen Mark fein Silber geprägt werden, in einer Feinheit von 13½ Lot oder 833⅓ Tausendsteln oder 5 Sechsteln. Der M. ist demnach = 1 2/5 Thlr. des frühern norddeutschen 14-Thalerfußes. Sein Unterschied vom frühern österr. Konventionsthaler liegt im Gepräge, das noch heute das Bildnis der Kaiserin Maria Theresia und seit 1780 unverändert diese Jahreszahl zeigt. Bis zur Abtrennung Venetiens von Österreich wurde er in Venedig geprägt, seitdem in Wien. Die Ausprägung der M. erfolgt nur auf Bestellung, also gegen Einlieferung von Silber oder Silbermünzen; sie sind demnach jetzt eine sog. Fabrikationsmünze. Da die M. in ihrer Heimat keinen gesetzlichen Umlauf haben, so erscheinen sie zugleich als Handelsmünze. Der M. kommt dabei (ohne die 1½ Proz. betragenden Prägekosten) auf 2 Fl. 10½ Kr. Silberwährung im 45-Guldenfuße, demnach im ganzen auf 2 Fl. 13⅔ Kr. in letzterm Münzfuß zu stehen. 1874-76 wurden mehr als 10 Mill. Stück in der Wiener Münzstätte geprägt, und von 1765 bis Ende 1891 sind über 70 Mill. Stück hergestellt worden. Sie gehen meist (für Triester Rechnung) nach Ägypten, Abessinien und Arabien. Italien beabsichtigt durch seine Erythräischen Thaler (s. d.) den M. aus Abessinien, wo er Ber oder Gersch heißt, zu verdrängen; an der Somalküste wird der M. wie in Aden Real oder Kersch (Kirsch) genannt. Während er an ersterer 2 1/8 brit.-ostind. Rupien (s. d.) gilt, hat er in Aden und Makalla (Arabien) einen höhern Preis bis zu etwa 2 3/8 Rupien. Bei einem Silberpreise von 90 M. für 1 kg fein ist der M. = 2,105 M. (S. Speciesthaler.)

Maria-Theresiopel, Stadt in Ungarn, s. Theresiopel.

Maria-Victoria-Orden, span. Civilorden, von König Amadeus 7. Juli 1871 zur Belohnung der Verdienste auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kunst und der Litteratur in drei Klassen gestiftet. Ordenszeichen ist ein breitendiges Kreuz mit schwarzem Mittelschild, worin die gekrönten goldenen Buchstaben M. V. innerhalb blauen, goldbordierten Reifs; auf den Kreuzesarmen, zwischen denen goldene Strahlen, sind die Wappen von Castilien, Leon, Granada (oben), Aragon (rechts), Navarra (links) und Savoyen (unten). Seit 1873 wird der Orden nicht mehr verliehen.

Maria-Waldrast, Wallfahrtsort bei Matrei in Kärnten (s. d.).

Maria-Wörth, Dorf am Wörther See (s d.)

Mariazell. 1) Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Mur in Steiermark, der berühmteste Wallfahrtsort der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, an dem zur Enns gehenden Salzabach, in 900 m Höhe, Sitz eines Bezirksgerichts (495,07 qkm, 6515 E.) und einer Forst- und Domänenverwaltung, hat (1890) 1152, als Gemeinde 1263 E., bedeutenden Verkehr von Reisenden und Pilgern sowie Handel mit Heiligenbildern, Rosenkränzen u. s. w. Die 1363 von König Ludwig I. von Ungarn wegen Rettung aus der Serbierniederlage an der Maritza gegründete, größtenteils aber erst in neuerer Zeit erbaute und nach dem Brande von 1827 wiederhergestellte Wallfahrtskirche mit got. Turm (80 m), die größte Kirche in Steiermark, ist 63 m lang und 21 m breit, enthält die Gnadenkapelle, die durch ein silbernes Gitter geschlossen ist. Den Hochaltar ziert ein Kreuz von Ebenholz, mit Christus und Gott Vater aus Silber, ein Geschenk Kaiser Karls VI. Das Gnadenbild der Maria ist aus Lindenholz und 0,5 m hoch. Außer dem silbernen Leuchter und Antependium enthält die Kirche in ihren Schatzkammern viele Kostbarkeiten und ein bedeutendes Vermögen. Die Wallfahrt von Wien kommt 1. Juli, die von Graz 14. Aug. an. Man zählt jährlich über 200 000 Pil-^[folgende Seite]