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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mart - Martens (Friedr. Frommhold von)

des gleichnamigen Flusses bei Kelänä, wo auch auf dem Markt neben der Quelle des Flusses der sog. Schlauch des M. zu sehen war. Dargestellt wurde besonders die Bestrafung des M. durch Apollon, und es sind verschiedene statuarische Nachbildungen davon vorhanden. Zu der Gruppe gehörte auch der sog. Schleifer. Aber schon Myron, der ältere Zeitgenosse des Phidias, hatte M. gebildet, wie ihn Athena von der Doppelflöte, die er aufheben will, zurückschreckt, und auch hiervon sind Kopien erhalten. In Rom und in den röm. Kolonien standen Statuen des M. auf den Marktplätzen als Sinnbilder der Freiheit. - Vgl. Hirschfeld, Athena und M. (Berl. 1872); Sybel, Athena und M. (Marb. 1879); Jordan, M. auf dem Forum in Rom (Berl. 1883).

Mart (der und die), auch Mahr, Nachtmart, Nachtmahr, Name eines in ganz Norddeutschland und dem german. Norden verbreiteten geisterhaften Wesens, das sich in vielen Punkten mit dem Alp deckt. Es setzt sich auf die Brust des Schlafenden und raubt ihm Sprache und Regung. Es schleicht leise heran wie eine Katze und kann nur durch Erbhandschuh festgehalten werden. Auch kann der M. der Ausgang durch Verstopfen aller Öffnungen des Zimmers versperrt werden. In der Gegend von Wendisch-Buchholz heißt dies Wesen Murraue. Im Altenburgischen heißt eine gespensterhafte Erscheinung Bocksmarte. Als Heimat der M. gilt im Volksmunde England. Wird die M. gefangen, so hat sie die Gestalt eines schönen Mädchens, das sogar Ehen eingeht. Menschen, die die Eigenschaft besitzen, sich in eine M. verwandeln zu können, erkennt man an den fast zusammengewachsenen Augenbrauen.

Mart., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Karl Friedr. Philipp von Martins (s. d.).

Martaban, Bai in Hinterindien, zwischen Birma und Tenasserim, in die der Saluen und der Irawadi mündet. An der Küste die wichtigen Häfen Rangun, Amherst und Malmen. Die Festung M. ist jetzt Dorf. Die Engländer faßten hier 1826 und 1852 festen Fuß.

Martel (spr. -téll), Louis Joseph, franz. Politiker, geb. 15. Sept. 1813 zu (5t. Omer, wurde 1849 in die Gesetzgebende Versammlung, 1863 und 1869 in den Gesetzgebenden Körper und 1871 in die Nationalversammlung gewählt, wo er sich dem linken Centrum anschloß und zum Vicepräsidenten gewählt wurde. 1875 ward er lebenslängliches Mitglied des Senats, war vom 13. Dez. 1876 bis 16. Mai 1877 Minister der Justiz und des Unterrichts und wurde im Jan. 1879 Präsident des Senats. In dieser Stellung blieb er bis Mai 1880. seitdem hielt er sich von der Politik fern und starb 4. März 1892 in Evreux.

Martel de Janville (spr. -téll dĕ schangwil), Gabrielle, Gräfin de, geborene de Riquetti de Mirabeau, franz. Schriftstellerin, geb. um 1850 auf dem Schlosse Koëtsal (Morbihan), verheiratete sich 1869 mit dem Grafen M. Unter dem Pseudonym Gyp veröffentlichte sie seit 1882 eine große Zahl Romane, welche sich durch Schärfe der Beobachtung auszeichnen, jedoch häufig pikante, ja anstößige Scenen enthalten; auch kehren gleiche Charaktere und ähnliche Situationen häufig wieder. Genannt seien: "Petit Bob", "La vertu de la baronne" (1882), "Autour du mariage" (1883; mit H. Crémieux dramatisiert, 1883), "Ce que femme veut?" (1883), "Plume et poil", "Un homme delicat", "Le mode a côte" (1884), "Elles et lui", "Le plus heureux de tous", Sans voiles" (1885), "Autour du divorce", "Sac à papier" (1886), "Joies conjugales" (1887), "Petit bleu", "Les seducteurs", "Mademoiselle Loulou" (1888), "Bob au salon" (3 Bde., 1888-89), "Ohé! les psychologues (1889), eine Sammlung von Gesprächen und Aufzeichnungen, in denen eine mutwillige Kritik an den Psychologen der modernen franz. Richtung geübt wird, "Mademoiselle Ève" (1889), "C'est nous qui sont l'histoire" (1890), "Un raté" und "Une passionette" (1891), "Monsieur le Duc" (1892), "Madame la Duchesse", ""Tante Joujou", "Pas jalouse", "Du haut en bas" (1893), "Le journal d'un philosophie", "Le treizième" (1894), "Le c/ouer d'Ariane", "Leurs °ames", "Ces bons Normands!" (1895).

Martell, s. Karl (Bd. 10, S. 141 b).

Martellotürme, die zur Küstenverteidigung in England und Italien mehrfach erbauten runden Türme, welche, freistehend und kasemattiert, oben mit einer Plattform für einige Geschütze versehen waren. Das obere Stockwerk diente als Wohnraum, das untere als Magazin. Der Name stammte von einem Turme dieses Namens her, den die Engländer 1796 auf Corsica belagerten. Den heutigen Schiffsgeschützen gegenüber würden diese Türme ohne Eisenpanzerung sehr schnell unterliegen.

Martellthal, Mortellthal, rechtes Seitenthal der Etsch, in der Tiroler Bezirkshauptmannschaft Meran, 6 Stunden lang, mit einer mittlern Erhebung von 1645 m, hat im Hintergrunde die großartigen Gletscher der Zufallspitz (s. Cevedale; 3774 m) der Ortlergruppe. Hauptort ist Mortell (1302 m) mit 960 E. Lärchen und Zirbelkiefern finden sich noch bei 2300 m.

Martens, Eduard von, Zoolog, geb. 18. April 1831 in Stuttgart, studierte seit 1849 in Tübingen, München und Berlin Medizin und Naturwissenschaften, wurde 1855 Assistent, 1859 Kustos am königl. Zoologischen Museum zu Berlin, dessen zweiter Direktor er jetzt ist; zugleich ist er außerord. Professor für Zoologie an der Universität. Außer an andern Reisen nahm er als wissenschaftliches Mitglied an der königlich preuß. Expedition nach Ostasien in den J. 1860-1862 teil. Von seinen zahlreichen, namentlich mit niedern Tieren (Mollusken, Krustaceen) sich beschäftigenden Arbeiten sind hervorzuheben: der zoolog. Teil des offiziellen Werkes "Die preuß. Expedition nach Ostasien" (2 Bde., Berl. 1865-76), "Die Mollusken" (in Fedtschenkos "Reise in Turkestan", in russ. Sprache, Mosk. 1874-80), "Über vorderasiat. Konchylien" (Cass. 1874), "Die Weich- und Schaltiere gemeinfaßlich dargestellt" (Prag 1883); er gab heraus "Konchologische Mitteilungen als Fortsetzung der Novitates conchologicae" (ebd. 1880-89).

Mariens, Friedr. Frommhold von, russ. Völkerrechtslehrer, geb. 15. (27.) Aug. 1845 zu Pernau in Livland, studierte an der jurist. Fakultät der Petersburger Universität, wurde daselbst 1871 Docent des Völkerrechts, 1872 Professor der Staatswissenschaften an der kaiserl. Rechtsschule und am Alexandralyceum, 1873 ord. Professor. Seit 1868 im Ressort des russ. Ministeriums des Auswärtigen beschäftigt, wurde M. 1874 dem Fürsten Gortschakow für besondere Aufträge attachiert, war in demselben Jahre russ. Delegierter auf der Brüsseler Konferenz für die Kodifikation der Kriegsgesetze, 1884 und 1887 auf den Konferenzen des Roten Kreuzes, 1889 auf dem Brüsseler Kongreß für Handels- und Seecrecht, 1889-90 zweiter russ. Bevollmächtigter