Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

635

Martens (Georg Friedr. von) - Martha (biblisch)

an der Antisklavereikonferenz in Brüssel; 1891 wurde er zum Schiedsrichter zwischen Frankreich und England in der Neufundlandfrage erwählt. 1893 und 1894 war er erster Delegierter an der Konferenz für internationales Privatrecht im Haag; seit 1894 ist er erster Vicepräsident des Instituts des Völkerrechts. M. veröffentlichte: "Das Privateigentum während des Krieges" (russisch, Petersb. 1869 u. 1880), "Das Konsularwesen und die Konsularjurisdiktion im Orient" (russisch, ebd. 1873; deutsch Berl. 1874), "Die Brüsseler Konferenz 1874 und der Orientkrieg" (russisch, Petersb. 1878), "Recueil des traités et conventions conclus par la Russie avec les puissances étrangères" (im Auftrag des russ. Ministeriums veröffentlicht, Bd. 1-11, ebd. 1874-95; alle Verträge Rußlands mit Deutschland und Österreich seit dem Westfälischen Frieden enthaltend, mit histor. Einleitungen), "La Russie et l'Angleterre dans l'Asie Centrale" (Brüss. 1879; in mehrere Sprachen übersetzt), "La conflit entre la Russie et la Chine" (ebd. 1881), "La question égyptienne" (ebd. 1881), "La conférence africaine de Berlin" (ebd. 1885). Sein Hauptwerk ist: "Völkerrecht. Das internationale Recht der civilisierten Nationen" (russisch, 2 Bde., 1882; 2. Aufl. 1887-88; deutsch Berl. 1883-86; französisch, 3 Bde., Par. 1883-87).

Martens, Georg Friedr. von, Diplomat und Publizist, geb. 22. Febr. 1756 in Hamburg, studierte in Göttingen und bildete sich dann in Wetzlar, Regensburg und Wien weiter aus. Er wurde 1783 außerord., 1784 ord. Professor der Rechte in Göttingen und 1789 in den Adelsstand erhoben. Von 1808 bis 1813 war er Staatsrat im Königreich Westfalen, von 1810 an zugleich Präsident der Finanzsektion des Staatsrats. Nach der Restauration ernannte ihn der König von Hannover 1814 zum Geh. Kabinettsrat und 1816 zum Bundestagsgesandten in Frankfurt. Hier starb er 21. Febr. 1821. Seinen litterar. Ruf begründete M. durch den "Précis du droit des gens moderne de l'Europe" (3. Aufl., Gött. 1821; neue Ausg. von Charles Vergé, 2. Aufl., 2 Bde., Par. 1864). Sein Hauptwerk ist sein "Recueil des traités" (Abteil. 1, 2. Aufl., 8 Bde., Gött. 1817-35, den Zeitraum 1761-1808 umfassend), daran schloß sich als 2. Abteil. der "Nouveau recueil" (16 Bde., ebd. 1317-42), wovon M. die ersten vier Bände, die übrigen sein Neffe Karl von M., Friedr. Saalfeld und Friedr. Murhard besorgte, und als 3. Abteil, der "Nouveau recueil général" (20 Bde, ebd. 1873-75, hg. von Friedr. und K. Murhard, J. Pinhas, K. Samwer und J. Hops, 2. Serie von Samwer, Hopf und Stoerk, Bd. 1-18,1876-93). M. schrieb außerdem: " Erzählungen merkwürdiger Fälle des neuern europ. Völkerrechts" (2 Bde., Gött. 1800-2) und "Cours diplomatique" (3 Bde., Berl. 1801).

Sein Neffe Karl, Freiherr von M., geb. 1790 zu Frankfurt a. M., gest. 28. März 1863 als großherzoglich sachs.-weimar. Ministerresident a. D. zu Dresden, schrieb "Guide diplomatique" (5. vollständig umgearbeitete Aufl., 2 Bde., besorgt von Geffcken, Lpz. 1866), die "Causes célèbres du droit des gens" (2. Aufl., 5 Bde., ebd. 1858-61) und den "Receuil manuel et pratique de traités" (7 Bde., Lpz. 1846-57, mit Cussy gemeinschaftlich herausgegeben und in einer 2. Serie von Geffcken fortgeführt, Bd. 1-3, 1885-88).

Martensen, Hans Lassen, dän. Theolog und Bischof, aeb. 19. Aug. 1808 in Flensburg, studierte in Kopenhagen, machte 1834-36 eine Studienreise nach Berlin, Heidelberg, München, Wien und Paris, habilitierte sich 1837 an der Universität Kopenhagen, wurde 1838 Lektor der Theologie, 1840 außerord. Professor, 1815 zugleich Hofprediger, 1850 ord. Professor und 1854 Erzbischof von Seeland; er starb 3. Febr. 1884 zu Kopenhagen. M. vertrat eine eigentümliche spekulative Theologie mit starken mystischen und theosophischen Anklängen. Gegen S. Kierkegaard und R. Nielsen, die für die Scheidung von Glauben und Wissen eintraten, richtet sich: "Glauben und Wissen" (2. Aufl. 1867; deutsch in den "Jahrbüchern für deutsche Theologie", 1869); gegen Grundtvig: "Zur Verteidigung gegen den sog. Grundtvigianismus" (1863; 6. Aufl. 1874). M.s Hauptwerke sind: "Den christelige Dogmatik" (4. Aufl., Kopenh. 1883; deutsch in zwei Übersetzungen, die von ihm selbst besorgte in 3. Aufl., Lpz. 1886) und "Christl. Ethik" (2 Tle. in 3 Bdn., 1871-78; 5.Aufl. 1884; deutsch, Teil i, 6. Aufl., Berl. 1892; Teil 2, 5. Aufl. 1891); ferner sind zu nennen: "De autonomia conscientiae sui humanae" (Kopenh. 1837; dänisch, 1841; deutsch Kiel 1844), "Mester Eckart" (3. Aufl., Kopenh. 1851; deutsch Hamb. 1812), "Grundriß des Systems der Moralphilosophie" (Kopenh. 1841; 3. Aufl. 1879; deutsch Kiel 1815), "Die christl. Taufe und die baptistische Frage" (2. Aufl., Kopenh. 1847; deutsch, 2. Aufl., Gotha 1860), "Die Verfassungsfrage der dän. Volkskirche" (Kopenh. 1851; deutsch Kiel 1852; neue Schrift 1867), "Katholicismus und Protestantismus" (1874; deutsch Gütersloh 1874), "Socialismus und Christentum" (1874; deutsch Gotha 1875), "Jakob Böhme, theosophische Studien" (1881; deutsch Lpz. 1882), "Kleine Schriften und Reden" (1885). Von seinen im Laufe der Jahre herausgegebenen 9 Bänden "Predigten" (nebst einer vollständigen Postille, 2. Aufl. 1885) und 3 Bänden Ordinationsreden erschienen von den letztern die 2 ersten Bände verdeutscht als "Hirtenspiegel" (Gotha 1870-72; 2. Aufl. 1879). - Vgl. Martensen, Aus meinem Leben (deutsch von Michelsen, 2. Aufl., 3 Tle., Berl. 1891), und Briefwechsel zwischen H. L. Martensen und J. A. Dorner (2 Bde., ebd. 1888).

Marterkreuze, Marterln, s. Kreuz.

Martersteig, Friedrich, Maler, geb. 11. März 1814 zu Weimar, besuchte das dortige Zeicheninstitut und ging 1829 auf die Akademie in Dresden, 1834 nach Düsseldorf, wo Hildebrandt und Schadow auf ihn Einfluß hatten; 1838-48 lebte er in Paris und schloß sich hier an Delaroche und Ary Scheffer an. 1849 wurde er Mitglied der Berliner Akademie und ließ sich dann in Weimar nieder, wo er 1850 zum Professor ernannt wurde. 1853-84 leitete er den Zeichenunterricht im großherzogl. Sophienstift. Er bevorzugte Stoffe aus der Religions- und Reformationsgeschichte; so schuf er Scenen aus dem Leben Luthers, Huß', Savonarolas (sieben Kartons), Der Auszug der Protestanten aus Salzburg, Thomas Münzers Hinrichtung, sechs Bilder aus Ulrich von Huttens Leben. Er versuchte sich aber auch in modernen Themen, wie Hermann und Dorothea, Cyklus aus dem Leben Theodor Körners.

Marterwoche, s. Karwoche.

Martha, bei Lukas (10, 38-42) eine der beiden Schwestern, in deren Hause Jesus auf einer Reise einkehrte und die ihn bei Tische bediente. Ihre Schwester, die zu Jesu Füßen saß und seinen Worten lauschte, heißt Maria. Bei Johannes wird das Haus