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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Martin (Ernst) - Martineau

sätzen in Fachzeitschriften schrieb er: "Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen" (Erlangen 1854; 4. Aufl., Stuttg. 1880), "Handatlas der Gynäkologie und Geburtshilfe" (Berl. 1862; 2. Aufl., hg. von August Martin, 1878), "Die Neigungen und Beugungen der Gebärmutter" (ebd. 1866; 2. Aufl. 1870).

Martin, Ernst, Germanist, geb. 5. Mai 1841 zu Ieua, studierte in Jena, Berlin und Bonn, wurde 1863 Gymnasiallehrer in Berlin, 1866 Privatdocent in Heidelberg, 1868 Professor der deutschen Sprache uud Litteratur in Freiburg i. Br., 1874 in Prag, 1877 als Scherers Nachfolger in Straßburg. M. war vornehmlich als Herausgeber älterer deutscher, niederländ. und altfranz. Dichtungen thätig: "Alpharts Tod", "Dietrichs Flucht", "Rabenschlacht" (Bd. 2 des "Deutschen Heldenbuchs", Berl. 1866), "Guillaume [le clerc de Normandie] le Besant de Dieu" (Halle 1869), "Guillaume le Clerc, Fergus" (ebd. 1872), "Kudrun" (ebd. 1872), "Reinaert" (Paderb. 1874), "Hermann von Sachsenheim" (in der "Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart", Tüb. 1878), "Le Roman de Renart" (3 Bde., Straßb. 1882-87). Ferner führte M. Wackernagels deutsche Litteraturgeschichte zu Ende (Bas. 1894), begründete die "Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in Böhmen" (Prag 1876 fg.) und gab mit ten Brink, Er. Schmidt und Brandl die "Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker" (Straßb. 1874 fg.; darin von ihm u. a. "Zur Gralsage", 1880), mit Er. Schmidt die "Elsäss. Litteraturdenkmäler" (Straßb. 1878 fg.; darin von ihm "Ausgewählte Dichtungen von Wolfhart Spangenberg", 1887), mit W. Wiegand die "Straßburger Studien" (1882 fg.) und endlich das "Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsaß-Lothringens" (Straßb. 1885 fg.) heraus. Für den Schulgebrauch verfaßte er "Mittelhochdeutsche Grammatik" (11. Aufl., Berl. 1889).

Martin (spr. -täng), Henri, franz. Geschichtschreiber und Politiker, geb. 20. Febr. 1810 zu St. Quentin (Aisne), trat zuerst mit histor. Romanen auf und ging dann zur Geschichtschreibung über. Am 8. Febr. 1871 vom Depart. Aisne und zu Paris in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er derselben bis zu ihrer Auflösung an. 1871 ernannte ihn das Institut, 1878 die Französische Akademie zum Mitglied; 1876 wurde er vom Depart. Aisne zum Mitglied des Senats gewählt. Er starb 14. Dez. 1883 zu Paris. M. verfaßte mit Paul Lacroix eine "Histoire de Soissons" (2 Bde., 1837-38). Die erste Ausgabe seines Hauptwerkes, der "Histoire de France", erschien in 15 Bänden (1833-36), die dritte, mehrfach von der Französischen Akademie preisgekrönte Auflage in 19 Bänden (1837-54); eine vierte in 17 Bänden (1855-60) und eine Volksausgabe in 7 Bänden (1867-85). Das Werk bildet in dieser Gestalt mit seiner Fortsetzung der "Histoire de France moderne, depuis 1789 jusqu'à nos jours" (2. Aufl., 8 Bde., 1878-85) eine vollständige Geschichte von Frankreich, die sich durch große Wahrheitsliebe, histor. Scharfblick, treffliche Anordnung, klare, sorgfältige Schreibart auszeichnet. Außerdem sind noch wertvolle histor. Monographien, wie "Daniel Manin" (1859), "Jeanne d'Arc" (1872) u.s. w. zu erwähnen. - Vgl. Hanotaux, Henri M. (1885); Mulot, II. M., souvenirs intimes (1885); Simon, Mignet, Henri M. (Par. 1889).

Martin, Konrad, Bischof von Paderborn, geb. 18. Mai 1812 zu Geismar im Eichsfeld, studierte in München, Halle, Würzburg und Münster Theologie und orient. Sprachen, erhielt 1836 die Priesterweihe, wurde dann Rektor des Progymnasiums in Wipperfürth, 1840 Religionslehrer am kath. Gymnasium zu Köln, 1844 Professor der Theologie, Universitätsprediger und Inspektor des Konvikts in Bonn, 1856 Bischof von Paderborn. 1869 zu den Vorbereitungen für das Vatikanische Konzil nach Rom berufen, gehörte er auf demselben zu den entschiedensten Vorkämpfern der päpstl. Unfehlbarkeit. Zur Verteidigung derselben schrieb er: "Die Arbeiten des Vatikanischen Konzils" (3. Aufl., Paderb. 1873), "Der freie wahrhaft ökumenische Charakter des Vatikanischen Konzils" (ebd. 1870), "Das unfehlbare Lehramt des Papstes" (4. Aufl., ebd. 1870), "Der wahre Sinn der Vatikanischen Lehrentscheidung über das unfehlbare päpstl. Lehramt" (3. Aufl., ebd. 1871), "Concilii Vaticani documentorum collectio" (ebd. 1873). Im Kulturkampfe wurde M. wegen Übertretung der Maigesetze 1874 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, 1875 vom Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes entsetzt und in der Festung Wesel interniert, von wo er im August desselben Jahres nach Holland entfloh. 1876 von hier ausgewiesen, begab er sich nach St. Guibert bei Brüssel, wo er 16. Juli 1879 starb. Er schrieb noch: "Lehrbuch der kath. Moral" (5. Aufl., Mainz 1865), "Ein bischöfl. Wort an die Protestanten Deutschlands über die zwischen uns bestehenden Kontroverspunkte" (5. Aufl., Paderb. 1866), "Die Wissenschaft von den göttlichen Dingen" (3. Aufl., Mainz 1869), "Lehrbuch der kath. Religion für höhere Lehranstalten" (15. Aufl., 2 Bde., ebd. 1873), "Irrtum und Wahrheit in den großen Fragen der Gegenwart" (2. Aufl., ebd. 1876), "Drei Jahre aus meinem Leben" (3. Aufl., ebd. 1877), "Nicht Revision, sondern Aufhebung der Maigesetze" (3. Aufl., Münster 1877), "Blicke ins Jenseits" (2. Aufl., Mainz 1880), "Die Schönheiten des Herzens Maria" (ebd. 1879). - Vgl. Rebbert, Der Bekennerbischof Dr. Konrad M. (Paderb. 1879); Stamm, Dr. Konrad M., Bischof von Paderborn (ebd. 1892); ders., Urkundensammlung zur Biographie von Dr. Konrad M. (ebd. 1892).

Martin, Luis, General der Jesuiten, geb. 1846 zu Melgar bei Burgos in Spanien, trat 1864 zu Loyola in der Provinz Biscaya in den Orden, machte seine Studien zu Poyanne in Frankreich, wurde dort Priester und lehrte dann zwei Jahre Theologie; 1881-86 war er Rektor des Seminars und Professor der Theologie zu Salamanca, dann Redacteur des "Sendboten des Herzens Jesu" zu Bilbao, 1887-91 Provinzial von Castilien. 1891 wurde er nach Italien berufen und von dem General Anderledy (s. d.) zum Generalvikar ernannt. Die 24. Sept. 1892 zu Loyola zusammengetretene Generalkongregation der Jesuiten, an der 72 Wähler teilnahmen, wählte ihn 2. Okt. zum General. Er wurde sofort vom Papst bestätigt und nahm seinen Wohnsitz, wie sein Vorgänger, zu Fiesole bei Florenz.

Martinach, s. Martigny.

Martina franca, Stadt in der südital. Provinz Lecce, Kreis Tarent, 30 km im NNO. von Tarent, hat (1881) 14 454, als Gemeinde 19 257 E. und Seidenzucht.

Martin de Ré, Saint, Stadt auf der Insel Ré (s. d.).

Martineau (spr. -noh), Harriet, engl. Schriftstellerin, geb. 12. Juni 1802 zu Norwich, veröffentlichte "I1Iustrations of political economy" (9 Bde.,