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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Martins - Marvejols

Martins, João Pedro Oliveira, portug. Schriftsteller, s. Oliveira-Martins.

Martinsberg, ungar. Györ-Szent-Márton, Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (29 992 E.) im ungar. Komitat Raab (Györ), Sitz eines Bezirksgerichts, hat (1890) 3059 meist kath. magyar. E., Post, und ist berühmt durch die nahe Benediktinerabtei auf dem Berge M. (magyar. Pannonhalom; lat. Sacer mons Pannoniae), deren Abt der Vorsteher des Benediktinerordens in Ungarn ist und bischöfl. Rechte ausübt, mit Lyceum, großer Bibliothek (80 000 Bände) und Münzsammlung. Die Abtei, die älteste Kirchenstiftung in Ungarn, wurde von Geisa im 10. Jahrh. gegründet.

Martinsfest, Martinsfeuer, Martinsgans u. s. w., s. Martin von Tours (S. 637 a).

Martinstahl, der nach dem Siemens-Martin-Prozeß (s. Eisenerzeugung) erzeugte Flußstahl.

Martinsvogel, Nmne mehrerer Vögel; zunächst heißt so scherzhafterweise die Hausgans (s. Martin von Tours), dann in manchen Gegenden Deutschlands die Kornweihe und nach dem Vorgange der Franzosen Martin (Martin pècheur) der Eisvogel.

Martinswand, Felswand (1113 m) bei Zirl in Tirol, westlich von Innsbruck. Seit 1884 ist an der Stelle, wo Kaiser Maximilian I. 1493 sich in Lebensgefahr befand, seine Büste (von Klotz) aufgestellt.

Martins, Karl Friedr. Philipp von, Naturforscher, geb. 17. April 1794 zu Erlangen, besuchte seit 1810 die Universität seiner Vaterstadt und wurde als Gehilfe an dem neu begründeten Botanischen Garten in München angestellt. Er nahm dann mit Spix teil an der 1817-20 von der österr. und bayr. Regierung veranstalteten Reise nach Brasilien und wurde 1826 nach der Übertragung der Universität Landshut nach München zum ord. Professor der Botanik ernannt. Seit 1840 war M. Sekretär der mathem.-pbysik. Klasse der Akademie der Wissenschaften in München, entfaltete auch als akademischer Lehrer und Direktor des Botanischen Gartens in München eine erfolgreiche Thätigkeit, bis er sich 1864 in den Ruhestand versetzen ließ. Er starb 13. Dez. 1868 in München. M. veröffentlichte "Reise nach Brasilien" (3 Bde., Münch. 1823-31), ein sehr reichhaltiges Werk von klassischer Darstellung. Die rein botan. Ausbeute seiner Reisen verarbeitete er in "Nova genera et species plantarum" (3 Bde., Münch. 1827-32, mit 300 kolorierten Tafeln), "Icones selectae plantarum cryptogamicarum" (ebd. 1827-34, mit 76 kolorierten Tafeln), "Historia naturalis palmarum" (3 Bde., ebd. 1824-53, mit 245 kolorierten Tafeln) und "Flora Brasiliensis" (Heft 1-72, Lpz. 1840-77; nach seinem Tode fortgesetzt von A. W. Eichler und nach dessen Tod [1887] von J. Urban). Schon vor seiner Reise hatte M. "plantarum horti academici Erlangensis enumeratio" (Erlangen 1814) und "Flora cryptogamica Erlangensis" (Nürnb. 1817) veröffentlicht. Die ethnogr. Resultate seiner brasil. Reise veröffentlichte er in einer Abhandlung "Von dem Rechtszustande unter den Ureinwohnern Brasiliens" (Münch. 1832) und später in den "Beiträgen zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas" (2 Tle., Lpz. 1867). Erwähnenswert ist ferner "Die Pflanzen und Tiere des tropischen Amerika" (Münch. 1831). - Vgl. Schramm, Martins (2 Bde., Lpz. 1869); Meißner, Denkschrift auf M. (Münch. 1869).

Martiusgelb, Manchestergelb, Naphtholgelb, Naphthalingelb, Naphthylamingelb, Ganahlgelb, ein zum Goldgelbfärben von Wolle angewendeter künstlicher Farbstoff. Es ist das Natron-, Ammoniak- oder Kalksalz des Dinitro-α-Naphthols, das bei der Einwirkung von Salpetersäure auf α-Naphthylamin oder α-Naphtholsulfosäure entsteht.

Martos, Bezirksstadt in der span. Provinz Jaen, am Abhänge des steilen Berges Jabalcuz, auf welchem eine Schloßruine steht, hat (1887) 16 356 E. Die Umgegend ist getreide- und ölreich; in der Nähe zwei Schwefelquellen.

Martyr Anglerius, Geschichtschreiber, s. Anghiera, Pietro.

Märtyrer (vom grch. martyr, d. h. Zeuge), jeder, der für eine Idee äußere Nachteile und Anfeindungen übernimmt. Im engern Sinn bezeichnet M. oder Blutzeuge einen standhaften Bekenner des christl. Glaubens. Bis Ende des 3. Jahrh. hießen M. nur diejenigen, die ihr Bekenntnis zum Christentum mit dem Tode besiegelt hatten, später nannte man M. auch die Konfessoren (s. Confessor). Je mehr in den Verfolgungen die Zahl der Abgefallenen wuchs, desto höher ehrte man die M.; ihre Aussprüche galten als göttliche Befehle, ihre Fürsprache entschied über die Wiederaufnahme Abgefallener. Dies führte an manchen Orten zu einer Laxheit der kirchlichen Disciplin und daher zur Bekämpfung des Ansehens der M. durch die Bischöfe. Der Tod der M. galt als vollgültige Sühne ihrer Sünden, ersetzte sogar die Taufe (daher Bluttaufe, lavacrum sanguinis, Matth. 10, 39, genannt) und sollte sofort zur vollen Seligkeit führen, die sonst erst nach dem Jüngsten Gericht verheißen ist; daher die Todestage der M. ihre Geburtstage (natalitia martyrum) hießen. - Märtyrerfeste kamen schon seit Ende des 2. Jahrh. auf. Ein Fest aller M. feierte die griech. Kirche schon im 4. Jahrh., und zwar in der Pfingstwoche, die lat. Kirche erst im Mittelalter am 1. Nov.

Märtyrerära, s. Ära (Bd. 1, S. 780 b).

Martyrium (grch.), eigentlich Zeugnis, dann Zeugentod, Märtyrertum; Bericht über den Tod eines Märtyrers; Andachtsstätte, Kirche am Grabe eines Märtyrers.

Martyrologien (grch.), s. Acta Sanctorum.

Marulić (spr. -titsch), Marko, kroat. Dichter, s. Kroatische Litteratur.

Marum verum, Pflanze, s. Teucrium.

Marun, Buschneger, s. Maron.

Marut, Name einer Klasse ind. Götter, als deren Vater Rudra gilt. Die M. werden die zahlreichsten aller Götter genannt und ihre Zahl auf 180, aber auch 21 angegeben. Sie sind die Götter des Sturmes und als solche wild und unbändig; ihr Lärm wird wiederholt hervorgehoben. Sie senden den befruchtenden Regen herab, der als ihr Harn angesehen wird und fahren mit Antilopen. Sie sind die Gefährten des Indra und gehören zu den volkstümlichsten Göttern der vedischen Religion.

Marvejols (spr. marw'schóll). 1) Arrondissement im franz. Depart. Lozère, hat 1702,34 qkm, (1891) 50 975 E., 79 Gemeinden und 10 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements M., 15 km nordwestlich von Mende, am rechten Ufer der Colagne, in fruchtbarem Thale, an den Linien Le Monastier-Neussargues und M.-Mende (35 km) der Südbahn, hat 4187, als Gemeinde 4672 E., ein Collège, Sammlung vorhistor. Altertümer; Wollspinnerei, Tuchfabrikation, Blei- und Kupfergruben. 1586 wurde die Stadt den Protestanten entrissen und zerstört, auf Heinrichs IV. Befehl aber wieder aufgebaut.