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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Massacre - Massage

raffinerie. Der Handel ist besonders wichtig in Boston. Nationalbanken bestehen 260, Saving-Banken 179. Die Flotte bestand 1889 aus 1828 Fahrzeugen mit 411 244 t, darunter 174 Dampfern; hiervon waren 749 mit dem Stockfisch- und Makrelenfang, 76 mit dem Walfischfang beschäftigt. Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 1893: 3410 km. An Granit wurden 1893 für 1,6 Mlll. Doll. gebrochen. Der Ackerbau tritt zurück; er lieferte (1893) 3,5 Mio. Bushel Kartoffeln, 1,3 Mio. Bushel Mais, 0,5 Mill. Bushel Hafer, 0,7 Mill. t Heu. 1890-91 bestanden 7147 öffentliche und 511 Privatschulen. Höhere Unterrichtsanstalten sind über 70 vorhanden; unter den 13 Colleges ist die Harvard-Universität in Cambridge (s. d.) und die Ackerbauschule in Amherst. Zeitungen und Zeitschriften erscheinen 560, darunter 55 täglich. M. ist in 14 Counties geteilt, Hauptstadt ist Boston. Die Legislatur besteht aus 40 Senatoren und 240 Repräsentanten. Alle Staatsbeamten werden jährlich gewählt. In den Kongreß sendet M. 2 Senatoren und 13 Repräsentanten und hat bei der Präsidentenwahl 15 Stimmen. Die Bruttostaatsschuld war (Ende 1894) 16 739 766 Doll., die Nettoschuld 4 907 147 Doll.

Die erste dauernde Besiedelung auf dem Boden von M. erfolgte von engl. Separatisten, den sog. Pilgervätern, die sich anfangs nach Holland geflüchtet hatten und sich 1620 an der Stelle des heutigen Plymouth niederließen. 1628 erhielt eine neue Compagnie von Puritanern eine Landbewilligung und gründete 1630 bei Boston eine Ansiedelung, die als Massachusetts-Bai-Kolonie einen königl. Freibrief erhielt. 1643 bildete sich eine lose Vereinigung, das sog. Neuenglandbündnis (New England Confederacy), zwischen M., Plymouth, Connecticut und New-Haven, 1651 wurde Maine der Massachusetts-Bai-Kolonie einverleibt und 1691 wurde Plymouth mit ihr vereinigt, worauf sie einen neuen Freibrief mit einer Volksvertretung und einem vom König ernannten Gouverneur erhielt. Es folgte eine Reihe von Jahren des Gedeihens, bis sich in M. die Zwistigkeiten erhoben, die zur Losreißung von England führten. (S. Vereinigte Staaten von Amerika.) 1780 nahm der Staat eine besondere Verfassung an, die mehrmals, zuletzt 1857, revidiert ist. - Vgl. Hutchinson, History of the province of M.' Bay 1628-1774 (Bd. 1 u. 2, Boston 1764-67; Bd. 3, Lond. 1828); Barry, History of M. (3 Bde., Boston 1855-57); Austin, Hstory of M. (ebd. 1876); Hale, Story of M. (ebd. 1892); Adams, Three episodes of M.' history (2 Bde., ebd. 1892).

Massacre (frz., spr.-ßáckr; engl., spr. mässĕkr), Gemetzel, Blutbad; M. of the Innocents, Ermordung der Unschuldigen (Kinder), soviel wie bethlehemitiscber Kindermord, in England auch scherzhafte Bezeichnung für die Beseitigung der unerledigt gebliebenen Vorlagen am Schlusse einer Parlamentssession.

Massa e Carrara, Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Toscana, ein Teil des ehemaligen Herzogtums M. e C., grenzt im N. an die Provinzen Parma und Reggio, im O. an Modena, im S. an Lucca und das Ligurische Meer, im W. an Genua und hat 1779 (nach Strelbitskij 1678) qkm mit (1881) 169 469, nach Berechnung vom 31. Dez. 1894: 181 397 E., d. i. 102 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 3 Kreise Castelnuovo di Garsagnana, M. e C. und Pontremoli mit zusammen 35 Gemeinden. Die Provinz ist sehr gebirgig, besonders im nördl. Teile durch den Ligurischen Apennin und die Apuanischen Alpen, und wird bewässert durch den Serchio und die Magra; der südl. Teil ist fruchtbar und liefert Getreide, Öl, Hanf, Wein und Seide; im N. wird Viehzucht und Bergbau betrieben, besonders Gewinnung und Verarbeitung von Marmor. Durch den ebenen Teil des Landes zieht sich die Eisenbahnlinie von Genua nach Pisa. Hauptstadt ist Massa (s. d.).

Das ehemalige Herzogtum M. e C., in welchem die Stadt Carrara (s. d.) liegt, hat einen Flächenraum von 250 qkm mit etwa 30 000 E. Es gehörte lange zu Lucca, seit 1434 der Familie Malaspina. Nach dem Tode Alderams, des letzten Fürsten aus dieser Familie, erbte das Herzogtum 1731 dessen Tochter Maria Theresia, die sich 1741 mit dem nachherigen Herzog Hercules III. von Modena vermählte. Ihr folgte bei ihrem Tode in der Regierung von M. e C. 1790 ihre Tochter Maria Beatrix, geb. 1750, die mit dem Erzherzog Ferdinand von Österreich vermählt war. Wie Modena, so wurde auch M. e C. 1796 von den Franzosen besetzt. Erst 1814 konnte die Herzogin wieder die Regierung ihres Landes antreten, das nach ihrem Tode 1829 ihr Sohn, Franz IV., Herzog von Modena, erbte. Massa blieb hierauf bei Modena, bis es mit diesem 1860 dem Königreich Italien einverleibt wurde. Seitdem wurde es mit andern, westlich des Apennin gelegenen Teilen von Modena und Parma zur Provinz M. e C. vereinigt.

Massafra, Stadt in der südital. Provinz Lecce, Kreis Tarent, in tiefer Schlucht an der Linie Bari-Tarent des Adriatischen Netzes gelegen, hat (1881) 8199, mit Borgo Sta. Caterina 10 149 E., Oliven-, Wein- und Obstbau.

Massage (frz., spr. -ßahsch'; vom grch. massein, reiben, nach andern von dem arab. mass, sanft drücken), Massieren, Knetverfahren, eine schon im Altertum vielfach geübte, aber erst neuerdings durch Mezger in Amsterdam ausgebildete und wissenschaftlich begründete mechan. Behandlungsweise einzelner Erkrankungsformen, bei der durch Streichen und Drücken mit der flachen Hand und den Fingern, Reiben und Kneten, Klopfen und Schlagen auf den kranken Teil, durch aktive und passive Bewegungen in den erkrankten Geweben eine Steigerung des Blutlaufs und Stoffwechsels und dadurch eine raschere Resorption entzündlicher Infiltrate und Exsudatmassen erfolgt.

Die Technik der M. setzt sich aus verschiedenen Manipulationen zusammen, welche bald einzeln für sich, bald mannigfach miteinander kombiniert zur Anwendung kommen. Man unterscheidet in dieser Beziehung: 1) die Streichung (Eftleurage oder Massage à friction), bei welcher der kranke Körperteil mit einer Handfläche oder mit beiden oder nur mit den Fingern in sanften Zügen unter möglichst schmerzlosem Druck von unten nach oben oder in umgekehrter Richtung gestrichen wird; 2) die Knetung (Pétrissage, Massage à pression), die in einer wiegenden hebelartigen Hin- und Herbewegung der Handfläche auf der kranken Körperstelle unter gleichzeitiger Anwendung eines kräftigen Druckes besteht; 3) die Klopfung (Tapotement), bei welcher der zu massierende Körperteil mittels eines oder mehrerer Fingerspitzen der geschlossenen Hand, des Perkussionshammers oder eines geeigneten Werkzeugs (Klemms Muskelklopfer u. a.) in raschem Tempo beklopft wird; 4) passive Bewegungen,