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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Micklitz - Micrococcus

Familie, ging nach Absolvierung der Schule in Nowogrodek an die Universität Wilna (1815) und war dann 1819-23 Lehrer des Lateinischen und Polnischen an der Schule in Kowno. Eine unglückliche Liebe (zu Marja, geborene Wereszczaka, nachher Gräfin Puttkammer) hatte ihn an den Rand des Grabes gebracht. In die Untersuchung wegen der Wilnaer Jugendbunde verwickelt, mußte er nach mehrmonatigem Gefängnis Litauen für immer verlassen (24. Okt. 1824). Über Petersburg ging er nach Odessa, von wo er die Krim 1825 besuchte ("Krimsche Sonette", deutsch von Schwab im "Deutschen Musenalmanach", 1833, und von P. Cornelius in Reclams "Universalbibliothek"), dann nach Moskau. 1829 unternahm er die Reise ins Ausland in der Begleitung von Odyniec (s. d.), besuchte Goethe und ging nach Italien. 1831 besuchte er Posen und ging 1832 über Dresden nach Paris. Hier heiratete er 1835 Celina Szymanowska, die Tochter der berühmten Pianistin, die er noch aus Petersburg kannte. Die Sorge um Existenzmittel zwang ihn, 1839 einen Lehrstuhl für Latein in Lausanne anzunehmen, den er 1840 gegen den am Collège de France in Paris neu errichteten Lehrstuhl der slaw. Litteratur vertauschte; hier hielt er seine "Vorlesungen über slaw. Litteratur und Zustände" (deutsch, 4 Bde., Lpz. 1843-45; neue Ausg. 1849). Die Teilnahme M.' an dem mystischen Treiben Towianskis (s. d.) veranlaßte die franz. Regierung, M. seiner Lehrthätigkeit zu entheben. Er ging 1848 nach Rom, um poln. Legionen in dem Kampfe gegen Österreich zu organisieren, kehrte aber bald nach Paris zurück und redigierte die "Tribune des Peuples", die unterdrückt wurde. 1852 erhielt M. das Amt eines Bibliothekars am Arsenal. Bei Ausbruch des Krimkrieges ging er in die Türkei, um abermals poln. Legionen zu bilden, und starb 26. Nov. 1855 in Konstantinopel an der Cholera. Seine Leiche wurde nach Frankreich gebracht, in Montmorency beigesetzt, aber 1890 nach Krakau übergeführt.

Die Bekanntschaft mit den Werken Schillers und Byrons brachte M. von der pseudoklassischen Richtung seiner ersten Versuche ab. Die erste Sammlung seiner Gedichte (2 Bdchn., Wilna 1822-23) enthielt Balladen und Romanzen sowie Teil 2 und 4 der "Ahnenfeier" (poln. "Dziady"), eines poet. Denkmals seiner unglücklichen Liebe. Sie brachte eine Revolution in der litterar. Welt hervor, durch Stoff und Form zugleich. Entschieden wurde der Sieg der neuen romantischen Richtung durch die epische Erzählung "Konrad Wallenrod" (deutsch von K. L. Kannegießer, Lpz. 1834 und 1858; von Weiß, Bremen 1871), die, teilweise noch im Stile Byrons gehalten, durch Einzelheiten von berückender Schönheit sowie durch ihre patriotische Tendenz die Jugend hinriß (1829). 1832-34 trat M. mit seinen Hauptwerken hervor: dem dritten Teil der "Ahnenfeier" (deutsch von S. Lipiner, Lpz. 1887), wo unter dem Druck der Ereignisse von 1824 und 1831 der Werther der frühern Teile zum Konrad geworden ist, der, in sich das Leid von Millionen fühlend, dem Himmel selbst trotzt, woran sich satir. Schilderungen der Wilnaer Inquisition von 1824 und "Petersburg" (deutsch von A. von Zipper, Hamb. 1878) schließen. In Paris erwachte bei M. die Sehnsucht nach der Heimat und den Eindrücken seiner Kindheit und er dichtete das größte ländliche Epos, das die Weltlitteratur kennt: den "Pan Tadeusz" ("Herr Thaddäus", Par. 1834; deutsch von R. O. Spazier, Lpz. 1836; von A. Weiß, ebd. 1882; von S. Lipiner, ebd. 1883) in 12 Gesängen, das 1811-12 in Litauen spielt, voll zahlreicher vortrefflicher Naturbilder, bis ins Kleinste ausgeführter Schilderung der Menschen und köstlichen Humors. In Prosa gab er heraus die "Ksiegi narodnu polskiego i pielgrzymstwa polskiego" (Par. 1832: deutsch: "Die Bücher des poln. Volks und der poln. Pilgerschaft", ebd. 1833; französisch von Lammenais u. a.), eine Apotheose der Vergangenheit und Zukunft Polens in biblischer Sprache mit einem Programm der Emigration. Daran reihen sich dramat. Versuche in franz. Sprache (z. B. "Les Confédérés de Bar", 1836), tief gefühlte lyrische Gedichte, polit. Fabeln, Übersetzungen (von Byrons "Giaur" und Schillers "Don Carlos" u. a.), litterar, und polemische Aufsätze.

Von den Ausgaben der Werke M.' seien erwähnt: die von ihm selbst veranstaltete (8 Bde., Par. 1838); ferner: 6 Bde., Lpz. 1876-77; 6 Bde., Par. und Lemb. 1880; 4 Bde., von Dr. Biegeleisen, Lemb. 1893; die Korrespondenz des Dichters (4 Bde.) erschien Lemb. 1881-85. Übersetzungen sind in allen europ. Sprachen vorhanden. Das litterar.-biogr. Hauptwerk über M. schrieb Chmielowski (s. d.). Eine Mickiewicz-Gesellschaft besteht in Lemberg, die eine Zeitfchrift, "Pamietnik Towarzystwa literackiego imienia A. M." (Lemb. 1887 fg.) und eine kritische Gesamtausgabe der Werke (1894 fg.) veröffentlicht.

Sein Sohn, Władislaw M., geb. 28.Juni 1838 in Paris, sammelte alles auf das Andenken seines Vaters Bezügliche und schrieb eine franz. Biographie desselben ("Adam M., sa vie et son œvre", Par. 1888) sowie eine ausführlichere polnisch (Bd. 1-3, Pos. 1890-94).

Micklitz, Robert, Forstmann, geb. 24. Febr. 1818 zu Deutsch-Paulwitz in Österreichisch-Schlesien, besuchte das Gymnasium in Troppau, wurde 1847 Forstmeister der Herrschaft Laas mit Schneeberg in Krain, 1850 Forstmeister auf der Herrschaft Seefeld in Niederösterreich, 1852 Lehrer der Forstwissenschaft an der mährisch-schles. Forstschule in Mährisch-Aussee, 1855 Direktor der Forstlehranstalt Weißwasser in Böhmen, 1859 Direktor der mährisch-schles. Forstschule zu Aussee, welche 1867 nach Eulenberg in Mähren verlegt wurde. 1872 wurde M. Oberlandforstmeister und Ministerialrat im österr. Ackerbauministerium in Wien. 1884 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: "Forstliche Haushaltungskunde" (Wien 1859; 2. Aufl. 1880), "Beleuchtung der Grundsätze und Regeln des rationellen Waldwirtes von M. R. Preßler" (mit seinem Bruder Julius M., Olmütz 1861), "Forstschematismus für Mähren und Schlesien" (mit E. Lemberg, ebd. 1861). 1875 begründete er mit G. Hempel das "Centralblatt für das gesamte Forstwesen" und gab mit diesem den 2. und 3. Jahrg. dieser Zeitschrift (Wien 1876 u. 1877) heraus. 1883 redigierte M. die "Österr. Vierteljahrsschrift für Forstwesen".

Micmac, Indianerstamm, s. Algonkin.

Micrhylidae, Zwergfrösche, Familie der Froschlurche (s. d.), mit rudimentär entwickeltem Gehörorgan und ohne Ohrdrüsen. Es giebt nur eine Gattung (Micrhyla) mit einer javan. Art (M. achatina Trosch.) von nur 2 cm Länge.

Micro ..., s. Mikro...

Microcebus, Zwergmaki, s. Maki.

Micrococcus, s. Mikrokokkus; M. prodigiōsus Cohn, s. Blutendes Brot.