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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mission

fließen nur zum Teil aus freiwilligen Beiträgen; zum Teil werden sie aus dem vorhandenen Kirchen- und Ordensvermögen gewährt.

Vgl. die Zeitschrift Die katholischen M. (Freib. i. Br., 12 Hefte jährlich); Henrion, Histoire générale des missions catholiques (2 Bde., Par. 1844-47); den offiziellen Bericht der Kardinalkongregation u. d. T. Missiones catholicae (seit 1886); Hahn, Geschichte der katholischen M. (5 Bde., Köln 1857-65); Lacroix, Dictionnaire des missions catholiques (2 Bde., Par. 1864); Kalkar, Geschichte der romisch-katholischen M. (Erlangen 1867); Warneck, Prot. Beleuchtung der röm. Angriffe auf die evang. Heidenmission (2 Tle., Gütersloh 1884 u. 1885); O. Werner, kath. Missions-Atlas (2. Aufl., Freib. i. Br. 1885).

Die evangelische M. wurde durch die Kämpfe und Arbeiten in der ersten Zeit nach der Reformation verhindert. Unter den folgenden dogmatischen Streitigkeiten trat die Missionspflicht zurück und vereinzelte Versuche fanden wenig Zustimmung. Die erste größere evangelische M. begann 1646 der puritanische Prediger John Eliot (s. d.) unter den Indianern in Neuengland. Die ebenfalls im 17. Jahrh. unter polit. Druck erfolgten Massenbekehrungen in holländ. Kolonien (Ceylon, Amboina u. a.) hatten keinen Bestand. In Deutschland erwachte der Missionstrieb in den Kreisen des Pietismus und fand Unterstützung bei dem König von Dänemark, der A. H. Franckes (s. d.) Schüler Ziegenbalg (1706) u. a. in seine ostind. Besitzung Tranquebar sandte. In Kopenhagen wurde 1714 ein Missionskollegium gestiftet, das unter den heidn. Lappen durch Thomas von Westen 1716-27 erfolgreich arbeiten ließ und durch Hans Egede (s. d.) 1721-36 die M. in Grönland aufnahm. Neben der dänisch-halleschen M. nahm seit 1732 die Brüdergemeine (s. d.) die erste Stelle ein und wirkte erfolgreich in Westindien, Grönland, unter den Indianern und im Kapland. Von England aus trieb die Society for the Propagation of the Gospel in foreign parts (s. d.), ursprünglich für die Kolonisten in den überseeischen Besitzungen bestimmt, bereits mehrfach M. unter den heidn. Eingeborenen. Alle diese Erscheinungen waren nur Vorboten der neuern evangelischen M., deren Anfänge durch die Stiftung der engl. Baptisten-Missionsgesellschaft 1792 durch Carcy bezeichnet sind, der selbst nach Indien ging, aber nur auf dän. Gebiete sein Arbeitsfeld fand, während die Britisch-Ostindische Kompagnie alle M. schroff abwies. Unter der Begeisterung für Cooks Entdeckungen in der Südsee entstand 1795 die Londoner Missionsgesellschaft und schickte eine große Expedition nach Tahiti. Schon 1799 erfolgte die Gründung der Church Missionary Society, die Vertreterin der evang. Richtung in der anglikan. Kirche, die sich zur größten Missionsgesellschaft entwickelt hat. Die Wesleyanischen Methodisten, die schon im 18. Jahrh. missionierten, gründeten 1813 eine eigene Wesleyan Missionary Society, die bald ihre Thätigkeit in allen Erdteilen entwickelte. In Schottland reicht die Bildung presbyterianischer Missionsgesellschaften bis 1796 zurück. Die Staatskirche gründete 1824 ein eigenes Komitee für die M.; kräftiger wurde das Werk der Vereinigten Presbyterianerkirche seit 1835, und die 1843 gebildete schott. Freikirche entfaltete eine großartige Missionsthätigkeit. Beschränkter blieb die M. der irischen und der engl. Presbyterianer. Außerdem sind seither viele kleinere Gesellschaften entstanden, auch Frauenvereine, die namentlich das Evangelium in die Frauengemächer (ind. senana, daher Senanamission) bringen lassen. Man kann im brit. Reiche 105 evang. Missionsgesellschaften und Vereine zählen, von denen manche allerdings nur Hilfsgesellschaften sind; doch haben 83 ihre eigenen Missionare. Unter den jüngern engl. Gesellschaften zeigt sich die Neigung, nur Missionaren und Missionarinnen, die den Trieb zu selbständiger Arbeit unter den Heiden fühlen und auf eine feste Gewährung von Geldmitteln nicht rechnen (sog. Glaubensmissionen), zur Ausführung ihres Vorhabens behilflich zu sein. Der bedeutendste unter den Verbänden ist die China-Inlandmission, 1865 durch Hudson Taylor gegründet, mit 182 Missionaren, die auch in Schweden, Amerika und in Deutschland Anhang hat. Seit 1865 haben auch die Quäker eine eigene Missionsgesellschaft. Besondere Zweige der M. sind noch die ärztliche M. (Medikalmission), Schul- und Erziehungsmission, Aussätzigenmission u. a. Auch die brit. Bibelgesellschaft wirkt erfolgreich auf dem Gebiete der M. Zusammen hatten die brit. Gesellschaften 1894 eine Einnahme von 1 383 010 Pfd. St., 2226 Missionare (außer 1616 unverheirateten Missionarinnen), 2221 Geistliche und 25 600 Helfer, 314 172 Kommunikanten und 1/2 Mill. Schüler unter den eingeborenen Heiden.

In Deutschland erwuchs das jetzige Missionswesen aus Anregungen von England, wohin sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrh. eine Reihe deutscher Missionare begab, um von den dortigen Gesellschaften zu den Heiden gesandt zu werden. Viele waren vom Prediger Jänicke in Berlin ausgebildet, andere zu Basel, wo 1815 die Baseler Missionsgesellschaft (s. d.) entstand. Erst 1827 wurde von Basel aus die eigene M. in Westafrika und 1834 in Ostindien begonnen. Ähnlich erwuchs zu Barmen im Anschluß an die dort seit 1825 bestehende Missionsschule 1828 die Rheinische Missionsgesellschaft (s. d.). Die Berliner Missionsgesellschaft (s. d., jetzt Berlin I genannt) war schon 1824 gegründet, kam aber erst 1834 zu selbständiger Arbeit in Südafrika. Ein Jahr später trennte sich der Prediger Goßner, um durch christl. Handwerker den Heiden das Evangelium zu senden. Dieser Plan schlug fehl; aber die Goßnersche Mission (s. d., jetzt Berlin II) hat in die alten Bahnen zurückkehrend unter den Kol in Indien große Erfolge gehabt. Um dieselbe Zeit entstand die Norddeutsche Missionsgesellschaft (s. d.) in Bremen, die an der Sklavenküste arbeitete und nun ihre wichtigste Station im deutschen Togogebiet hat. Streng konfessionell ist die Leipziger evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft (s. d., 1836), die im Tamulenlande weiter arbeitete, sowie die von L. Harms begründete Hermannsburger Mission (s. d.) und die Schleswig-Holsteinsche Missionsgesellschaft (s. d.), von der sich 1893 die Brecklumer Missionsgesellschaft abgetrennt hat. Der sog. "Glaubensmission" nähert sich die Neukirchener Missionsanstalt (seit 1882), die in Ostafrika und auf Java arbeitet. Alle diese Gesellschaften stehen auf orthodoxem Boden, auf liberalem der allgemeine evang.-prot. Missionsverein (s. d., 1884). Im J. 1886 entstand die evang. Ostafrikanische Missionsgesellschaft (s. d.) in Berlin (Berlin III) sowie in Hersbruck in Bayern eine luth. Gesellschaft für dasselbe Gebiet, die in die Leipziger Missionsgesellschaft übergegangen ist. Verschiedene