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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Molé; Molech; Molēkeln; Molekulārformeln; Molekulārgewicht

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Molé - Molekulargewicht

mit Steinfüllung hergestellt, in den andern Meeren sucht man bei gleicher Ausführungsart das Holzwerk durch Eisenbekleidung zu schützen (z. B. in Holland). Der Molenkopf, das Ende eines Hafendammes, trägt oft Forts, Leuchttürme, Baken sowie eine Winde, das Gangspill, zum Anholen (Herbeiziehen) der Schiffe. In Badeorten am Meere finden sich zuweilen weit in die See hinausgebaute eiserne Brücken (piers), die auf dünnem Pfahlwerk ruhen, so daß die Wellen hindurchlaufen können. Vorstehende Figur zeigt den Pier zu Brighton. Andere durchbrochene M. finden sich in Southsea, Calais, Boulogne, eine Nachbildung in Holzbau in Heringsdorf.

^[Abb.]

Molé, Louis Matthieu, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 24. Jan. 1781 zu Paris, veröffentlichte 1806 «Essais de morale et de politique» (2. Ausg., Par. 1809), worin er einer gemäßigten Monarchie das Wort redete. Hierdurch wurde Napoleon Ⅰ. auf ihn aufmerksam, und M. wurde Auditor im Staatsrat, bald darauf Maitre des requêtes, 1807 Präfekt des Depart. Côte-d’Or, 1809 Staatsrat, dann auch Direktor des Wege- und Brückenbaues und Graf. 1813 ernannte ihn der Kaiser zum Justizminister und 20. Nov. desselben Jahres zum Großrichter (grand-juge). Nach der Abdankung Napoleons legte M. seine Würden nieder und schloß sich den gemäßigten Royalisten an. Das Amt als Wege- und Brückenbaudirektor bekleidete er auch nach der Schlacht von Waterloo. Ludwig ⅩⅧ. erhob ihn 17. Aug. 1815 zum Pair. 1817 wurde M. Marineminister, legte jedoch 1818 mit Richelieu zugleich sein Portefeuille nieder. Im ersten Kabinett Ludwig Philipps erhielt er das Ministerium des Auswärtigen, doch mußte er schon 2. Nov. 1830 dem Herzog von Broglie weichen. Als sich das Ministerium Thiers 25. Aug. 1836 zurückzog, bildete M. in Verbindung mit den Doktrinärs ein Kabinett, in dem er selbst die Präsidentschaft und das Auswärtige übernahm. Ebenso bildete er nach der Auflösung dieses Kabinetts das neue Kabinett vom 15. April 1837, dessen definitiver Rücktritt 9. März 1839 erfolgte, nachdem die Neuwahlen ungünstig für ihn ausgefallen waren. Nach der Februarrevolution von 1848 wurde M. in Bordeaux zum Abgeordneten in die Konstituierende wie in die Legislative Nationalversammlung gewählt, trat nach dem Staatsstreiche vom 2. Dez. 1851 ins Privatleben zurück und starb 25. Nov. 1855 auf seinem Schlosse Champlatreux. Seit 1840 war M. Mitglied der Académie française. Es erschienen von M. noch «Discours politiques et académiques».

Molech, s. Moloch (Gottheit).

Molēkeln, ein häufig gebrauchter Ausdruck für Moleküle (s. d.).

Molekulārformeln, s. Chemische Formeln.

Molekulārgewicht, Molekulargröße, die Summe der Gewichte aller im Moleküle eines chem. Körpers enthaltenen Elementaratome. Die Maßeinheit ist daher für die M. dieselbe wie für die Atomgewichte: das Atomgewicht des Wasserstoffs ist = 1. Das M. kann auch dahin definiert werden, daß es die kleinste relative, durch das Atomgewicht des Wasserstoffs gemessene Menge eines Körpers ist, die in chem. Umsetzungen eintritt.

Eine der wichtigsten Aufgaben der quantitativ-chem. Forschungen war und ist heute noch die Bestimmung des M. der chem. Körper. Vorauszugehen hat ihr die Ermittelung der qualitativen und quantitativen Zusammensetzungsverhältnisse und die Beziehung der letztern auf das Gesetz der einfachen multiplen Proportionen durch die Berechnung des einfachst möglichen atomistischen Verhältnisses. So ergiebt z. B. die Analyse der Salzsäure, daß dieselbe auf 1 Teil Wasserstoff (1 Atom) 35,5 Teile Chlor (1 Atom) enthält, für die Essigsäure dagegen, daß in ihr auf 1 Atom Kohlenstoff 1 Atom Sauerstoff und 2 Atome Wasserstoff vorhanden sind. Die einfachsten atomistischen Verhältnisformeln sind demnach HCl und CH₂O. Die M. können nun diesen einfachsten Formeln entsprechen oder auch ganzzahlige Vielfache dieser Werte sein. Die Entscheidung kann durch vergleichende Ermittelung der Mengen beider Säuren, die im chem. Prozesse eintreten, erlangt werden. Ein solcher Prozeß ist die Salzbildung der Säuren. Untersucht man die aus der Salzsäure entstehenden Salze, so findet man ausnahmslos, daß, wenn überhaupt der Wasserstoff derselben durch Metalle ersetzt wird, er stets voll-^[folgende Seite]